29.12.19
Die letzten Heimspiele im Kalenderjahr gehen am Millerntor
selten in die Hose. Diesmal kam der Tabellenführer aus
Bielefeld mit bis dahin grandioser Auswärtsbilanz. Doch es
gab nichts zu holen für den DSC, da konnten sie ackern und
auf unsere Kiste ballern wie sie wollten. Der FCSP lieferte
einfach ein gutes Spiel ab, wie schon öfter in dieser
Saison, nur dass unsere Stürmer plötzlich effektiv sind und
eiskalt einnetzen. Wobei die geilste Passage im Spiel aber
jene war, als das Publikum die Ballkontakte der Braun-Weißen
in einer längeren Stafette jeweils abfeierte, als würden die
Ballzauberer gerade den Malochern eine Vorführung bieten,
hab ich so auch noch nicht erlebt. Jos darf also bleiben,
und wenn das Gefühl nach zwei bitter nötigen Siegen mit
sechs eigenen Treffern vor der Winterpause nicht trügt,
könnte am Ende eine Platzierung im einstelligen
Tabellenbereich tatsächlich nicht ganz abwegig sein.
Anschließend war wieder "Weihnachtsfeier" bei Familie Keck,
wie immer mit Tainas Fast-wie-aus-dem-Glas-Rotkraut nebst
leckeren Beilagen, die Bratlings-Eigenkreation schmeckte
sogar Norman. Auch die Stallbewohner gingen nicht ganz leer
aus bei der Bescherung. Am Vorabend ging es schon los mit
der Besinnlichkeit, Fvneral Fvkk baten zur unheiligen Messe
in die Astra Stube. Die versiffte Kapelle dort ist
eigentlich deutlich zu klein für die gebotene Epik, weder
Sound noch Licht konnten der Darbietung gerecht werden.
Somit sah ich den Auftritt eher als Probe für kommende
größere Shows an, und dafür machte es dann schon Laune.
Jedenfalls bin ich bereits recht gespannt, wieviel fetter es
rüberkommen wird auf der großen Posthallen-Bühne.
Ansonsten trudelte das Jahr in der letzten Woche eher
wellnessmäßig aus mit ungewohnt viel Schlaf und der einen
oder anderen Verwanderung in heimischen Gefilden. Im zweiten
Anlauf hab ich den Weg von Rotenburg nach Hersfeld durch den
großen Wald endlich gefunden, wenn auch mit einigen Umwegen,
da die Markierung der Routen arg lückenhaft ist. Einfacher
erreichbar ist der alte Bergfriedhof in Unterhaun.
Doomig-malerisches Ambiente dort, das sich vielleicht als
Plattencover eignen würde.
|
11.12.19
Marburg besuche ich ja immer gern, deswegen war das Riddle
Of Steel III ein passender Anlass. Schon die Anreise mit dem
Linienbus bis Treysa verlief interessant, nachdem ich
zunächst einziger Fahrgast war. In der Schwalm füllte sich
das Transportmittel zusehends, bis ich umringt von
Frauenreisegruppen unweigerlich tieferen Einblick ins
Seelenleben der dortigen Landbevölkerung geboten bekam. In
Marburg angekommen und gestärkt, bereitete der Hotelchef
Mohr und mir einen ziemlich schrägen Empfang, berichtete von
seiner Mutter in Ersrode und vermachte uns schließlich einen
damenlosen Piccolo. Recht speziell auch die Atmosphäre im
Knubbel, wo das Festival stattfand. Am Einlass war ein
Schnapsbüfett aufgebaut, der Sanitärbereich glänzte mit dort
drapierten Conan-Accessoirs. Insgesamt herrschte eine recht
familiäre Atmosphäre in dem überschaubaren Club, wo
hauptsächlich dem epischen Liedgut gefrönt wurde. Nervig
waren nur chronische Soundprobleme mit permanent
schwankenden Pegeln, was mir z.B. den Auftritt einer
erwiesenermaßen coolen Band wie Iron Void ziemlich
vermieste. Überraschend konnten die mir bis dato unbekannten
Crush diesen Umständen dank luftigerer Arrangements trotzen
und für mittlere Begeisterungsstürme sorgen. Auch Atlantean
Kodex als Headliner zeigten mal wieder, dass die Größe ihrer
Songs von keiner noch so beschissenen Anlage dezimiert
werden kann, ein weiterer Triumphzug ging über uns
hernieder!
|
30.11.19
Auch mal schön, am Wochenende einfach in heimischen Gefilden
zu verweilen, vor allem wenn man vorher doommäßig
langfristig in der
Weltgeschichte unterwegs war. Letzten Freitag ging ich seit
langem mal zum Fußball Gucken ins Insider, und als wäre ich
nie abwesend gewesen, machte mir der Herr Wirt sogleich den
Sky-Kanal mit dem FCSP-Spiel an, sehr schön. Christiane und
Rita kamen auch noch dazu, und so verbrachten wir den Abend
ideal bei der üblichen Niederlage im Erzgebirge. Ansonsten
fand sich weitgehend nur die Crème de la Crème der
Hersfelder Kneipenszene ein vom Blättchen-Producer über den
Reifendealer bis zum einstigen Edelbetreuer der 24er. Fühlte
sich sozial hochwertig an, so dass ich die Szenerie heute
gleich nochmal checken werde.
Am Samstag drauf fuhr ich mittags in die
Nordhessen-Hauptstadt, stärkte mich in Berts' Friterie mit
den so ziemlich leckerst möglichen Pommes, um anschließend
im Auestadion den unter Tobi Damm mächtig erstarkten
KSV-Kickern beizuwohnen. Waldgirmes hielt zwar durchaus
beachtlich dagegen, hatte beim 4:1 letzlich aber keine
reelle Chance auf etwas Zählbares. Das war Sascha und mir
einen Absacker beim lustigen Vick wert, bevor ich zügig
zurück musste, da im Juze nach mehrjähriger Auszeit endlich
wieder der Band Contest zum FullMetal Osthessen stattfand.
Drei ziemlich unterschiedliche Bands spielten um die Wette,
bevor Power Game außer Konkurrenz zeigten, wie
standesgemäßer Heavy Metal gemacht wird. Dank
intransparentem Modus gingen Wolfstavar als Erster über die
Ziellinie, obwohl Broken Resistance die klar gelungenste
Darbietung gezeigt hatten. Als Sieger der Herzen werden die
jungen Purschen aber hoffentlich trotzdem wie unsereins
einen prima Abend verlebt haben.
|
|
|
06.11.19
Nach meinem ziemlich erfolgreichen Trip in Sachen FCSP im
September folgten nun zwei Besuche am Millerntor innerhalb
von vier Tagen. Man war ja noch im DFB-Pokal vertreten, in
welchem unseren Jungs die Frankfurter Eintracht zugelost
worden war. Ausgerechnet hatte ich mir daher eh nicht viel,
was eine hanebüchene Anfangsphase mit zwei schnellen
Gegentreffern bestätigen sollte. Doch dann fingen sich die
Braun-Weißen langsam, verkürzten per Elfer, und gewannen mit
zunehmender Spieldauer die Oberhand. Zumindest eine
Verlängerung lag in der Luft, allein in Nähe des
gegnerischen Tors entstand einfach zu wenig wirkliche Gefahr
für selbiges. Also flog man erhobenen Hauptes aus dem
Wettbewerb, was soweit okay war. Zwei Tage später ging's
im Ligabetrieb gegen den KSC, der über weite Strecken
beherrscht werden konnte, allerdings mussten wieder zwei
Elfer herhalten, um zu Toren zu kommen. Dann vergibt Ryo zu
Beginn der Schlussphase ne 200-Prozentige, und das bittere
Ende mit Ansage nimmt seinen Lauf, 2:2 in der Nachspielzeit,
natürlich per Kopf nach Ecke. Zum Mäuse Melken. Mein
Experiment, mich mal weiter rechts auf der Gegengerade zu
postieren, ging auch eher in die Hose. Weitgehend lahme
Stimmung dort, die Leute nur innerhalb ihrer Bezugsgruppen
am Kommunizieren und mit Bier Trinken beschäftigt. Immerhin
traf ich draußen noch einige der ex-Hong-Kong-GenossInnen,
so dass das Wochenende versöhnlich ausklang.
Wobei ja vorher auch fast alles gut war. Am sonnigen, kalten
Reformationstag umrundete ich wie Tausende andere die
Außenalster. Ein netter Spaziergang inkl. Zwischenstopp an
der Alsterperle - sehr nett dort, wenn auch krasse Preise
für die Erfrischungen aufgerufen werden. Optische
Glanzlichter setzten vor allem die zahlreichen Jogger. Über
der engen, langen Hose werden derzeit gern schlabbrige
Shorts getragen. Scheint mir keinerlei praktischen Nutzen zu
haben, und kacke aussehen tut's auch noch. Sehr geil auch
die ganzen Wichtigtuer, die während des Sports ausschweifend
telefonieren, und am besten dabei noch nen fetten
Kinderwagen vor sich herschieben. Zum Glück wirkten die
meisten Passanten aber doch eher entspannt-normal.
Abends stand ein feines Konzert im Knust an, drei amtliche
Metal-Bands, alle ziemlich gut im Saft, spielfreudig und
ohne leidiges Samplegedöns. Haunt wirkten schon sehr
motiviert, waren am Posen wie die Weltmeister, klangen dabei
aber auch musikalisch echt passabel. Einzig bei den
Gesangslinien könnten sie sich noch etwas mehr von der Muse
küssen lassen, damit man sie vielleicht zu höheren Weihen
beruft. Der Club war anschließend so packevoll, dass ich auf
die Galerie auswich, um entspannt Night Demon zu gucken. Und
bei jenen weiß man ja, was man bekommt, nämlich eine
energetische Performance und ziemlich cooles Material. Blöd
nur, dass sie meinen Favoriten "Darkness Remains"
ausgerechnet brachten, als ich draußen gerade auf meine
Seitanwurst wartete. Bei Angel Witch blieb ich lieber gleich
drin und wurde Zeuge eines würdigen Headliner-Gigs. Zwar
sackten die Vocals an der einen oder anderen Stelle etwas
weg, aber das wirkte eher unperfekt-sympathisch, als dass es
nennenswert störte. Ein sehr gelungener Konzertabend fand
mit einem großen Gin-Tonic sein erfrischendes Ende.
Der Freitag zwischendrin lief relativ beschaulich.
Salatfrühstück im Gängeviertel, eher kurzer Rundgang im
Hamburg Museum, und ein längerer Besuch bei der
Adoptivfamilie in Halstenbek füllten den Tag gut aus. Bis
ich in meinem Bettchen in den Colonnaden lag, war's dann
sowieso wieder mitten in der Nacht.
|
27.10.19
Endlich mal ein von Erfolg gekrönter Fußball-Ausflug nach
Fulda gestern. Nach dem Desaster im Mai hatte der KSV
diesmal das nötige Glück, um trotz zweier Geschenke an den
Gegner am Ende alle drei Punkte mitzunehmen. Nach dem längst
überfälligen Trainerwechsel ist jetzt also wieder ein Tobi
aus den eigenen Reihen für die sportlichen Belange
zuständig. Vielleicht geht mit Chef Damm ja noch was nach
oben, zumindest ist die Hoffnung zurück, wieder Richtung
Regionalliga schielen zu können. Sascha wird seinen
glückbringenden Schal wohl auch beim nächsten Stadionbesuch
umlegen.
Zum Beginn der Lollswoche nahm ich seit langem mal an der
Arbeit nicht frei, sondern hörte am Montag nur früher auf,
um dann zum Volk auf dem Linggplatz zu stoßen. Es war wieder
abartig warm, so langsam wird's zur Gewohnheit, im T-Shirt
loszugehen, Klimakatastrophe sei Dank. Entsprechend gut war
dann auch die Stimmung, und man musste sich gar nicht groß
bewegen, um die üblichen Verdächtigen zu treffen. Am Ende
das Nachmittags überredete mich Myri noch zur
Karussellfahrt, die ich unbeschadet überstand, so dass sogar
ein Absacker im Keller drin war. Am Dienstag Morgen schwang
ich mich tatsächlich auf's Fahrrad, um zum Dienst zu
gelangen, was wohl ne recht stramme Leistung darstellte.
Besuch bekam ich zwei Tage darauf von Familie Keck, die auf
der Rückfahrt aus dem Urlaub noch ein bisschen Lullusfest
mitnahm. Bei ziemlichem Pisswetter war's nicht gerade sehr
gemütlich auf dem Markt, aber die Raupenfahrt mit den zwei
Damen gestaltete sich trotzdem echt unterhaltsam. Laut
Judith das beste Fahrgeschäft seiner Art, und sie muss es
wissen. Der Sonntag entwickelte sich auch noch sehr
vielseitig, nachdem ich zunächst seit langem mal bei der SG
Heenes/Kalkobes vorbeischaute. Das zunächst zähe Gekicke kam
bald richtig in Gang mit jeweils einem Treffer für beide
innerhalb von drei Minuten, bis es dann nahezu eskalierte,
weswegen drei Kicker vorzeitig zum Duschen geschickt wurden.
Höchst unterhaltsam! Das Ganze musste ich anschließend mit
Gerrit und Claudia bei einigen letzten Lollsbierchen vorm
Subway nochmal eingehend analysieren. Schließlich probierte
ich das vegane Festnahrungsangebot in Form von
Paprika-Champignon-Pizzabrötchen (ganz okay), bis ich zum
überhaupt ersten Mal der Fierchelöschung beiwohnte. Vom
Feuermeister erfuhr man dabei tatsächlich neue Details zum
Zustand des Neubaus am Hessenplatz, was gar nicht gut klang.
Es steht zu befürchten, dass dort derart gepfuscht wurde,
dass auf absehbare Zeit kein Spielbetrieb aufgenommen werden
kann, welch Elend. Davon leicht gefrustet bekam ich mich
noch kurz mit meiner Nebenfrau in die Wolle, als der Redner
populistisches Greta-Bashing zum Besten gab. Was aber einen
rundum gelungenen Sonntag nicht merklich trüben konnte.
Zwischendurch war am Samstag ein Ausflug nach Paderborn zum
Metal Inferno angesagt, wo ich überhaupt zum ersten Mal
aufschlug. Hauptargument stellte der B.S.T.-Auftritt dar,
welcher erwartungsgemäß das eindeutige musikalische
Highlight bedeutete. Wenn ansonsten hauptsächlich geknüppelt
und gethrasht wird, haben die Doomer beim geneigten Hörer
natürlich umso leichteres Spiel, und so bedeuteten die 50
Minuten brachiale Hanseatenromantik selbstredend eine absolute
Wohltat für Ohr und Herz. Einzig irritierend war die
Tatsache, dass der Gig nicht wie gewohnt mit "Ride On"
beeendet wurde, obwohl Herr Pschierer extra noch eine
entsprechende Ansage tätigte. In Wien müsen wir da wohl
vorher nochmal eindringlich drauf hinweisen. Ansonsten
machten Reaper und Powergame halbwegs Spaß, während
Disillusion zumindest bei Taina und mir für eher lange
Gesichter sorgten. Die Veranstaltung als solche fand ich
aber sehr gelungen. Feine Location, gute Stimmung und ne
Menge coole Leute am Start, kann man wirklich empfehlen.
|
13.10.19
Am ProgPower-Freitag fragte ich mich noch, warum ich
eigentlich nicht bei Psychotic Waltz in Bochum weilte. Am
Abend des Samstags war ich heilfroh, den einen Gig der
einstigen Progressive-Hippie-Metal-Helden überstanden zu
haben. Ich sag's mal so, ich fand's eher suboptimal. Möge
das wohl doch kommende Album gut werden und die Band auch
live zu passabler Form auflaufen. Ich wäre bereit, den
letzten Eindruck korrigieren zu lassen. Ansonsten haderte
ich beim PPE hauptsächlich mit den im Mix bei den meisten
Bands viel zu lauten Samples, so dass mir Vieles wie
Halbplayback vorkam. Das hab ich so krass selten erlebt.
Dabei waren einige echt gute Combos am Start, z.B. Ghost
Ship Octavius, Kingcrow oder Rendezvous Point. Zum Glück
hatte Taina Beschallungsequipment dabei, so dass wir zum
ohralen Ausgleich in unserem Luxuschalet auch mal richtigen
Heavy Metal ganz ohne Firlefanz hören konnten. Drumherum
passte alles mit unserer Reisegruppe, Unterkunft, Location,
Örtlichkeiten und den ganzen netten Menschen sowieso.
Sozusagen eins der schönsten Festivals überhaupt, wenn man
die Auftritte mal ausklammert. Dabei lohnt sich ein Trip
nach Baarlo eigentlich ja allein schon, um sich im Centraal
durch die über 100 gelisteten Biere zu probieren, vegane
Verkostung inklusive.
|
03.10.19
Der September geht ja mittlerweile locker als Sommermonat
durch, eigentlich ganz schön, aber auch zunehmend
beängstigend. Teile der Jugend begehren gegen die politische
Untätigkeit langsam auf, so wieder am 20.09. beim großen
Klimastreik, der auch unsere beschauliche Kreisstadt
tangierte. In Thüringen war zum ersten Mal Weltkindertag und
damit arbeitsfrei, also konnte ich mich problemlos dem
Protestzug anschließen. Ich hatte ja mit größerem Auflauf
gerechnet und vielleicht mit ein paar bekannten Visagen.
Aber die Masse ist halt sehr träge, und irgendwie stellten
die ca. 300 Aufmüpfigen für Hersfelder Verhältnisse ja ein
recht beachtliches Grüppchen dar. Immerhin reicht sowas ja
schon aus, damit sich ein paar Wohlstandshoschis in ihrem
Konsumtran gestört fühlen.
Anschließend sorgte ich auch selbst wieder für
Treibhausgasemmissionen, indem ich per Bahnfahrt ein
elektrisch verstärktes Konzert weitgereister Musikanten
besuchte. Nach gewohnt leckerer lukullischer Stärkung im
Namaste, gingen Sascha und ich die paar Meter zum
Musiktheater, wo sich die Thrash-Prominenz angesagt hatte.
Die örtliche Coverband eröffnete zu erfreulich früher Stunde
mit kurzweiligen Gassenhauern, bevor Rezet das Tempo
deutlich anzogen. Eine sehr engagierte, professionelle
Performance bot die Truppe, allein das Songmaterial wirkte
nicht übermäßig spannend. Bei Flotsam war es dann eher
umgekehrt, auf der Bühne war nicht allzuviel Bewegung, was
aber nicht weiter tragisch war angesichts der Fülle an
kleinen und größeren Hits. Allein "Dreams Of Death" und "No
Place For Disgrace" waren das Erscheinen schon wert,
großartig. Einige Beck's später sah ich dann seit langem mal
wieder Destruction live, und ich fragte mich, wieso die
altgedienten Thrasher viel weniger Leute ziehen als z.B. die
viel rumpeligeren Sodom. Ein so prägender Gitarrist wie Mike
S. ist schon speziell, dazu kommt jetzt ja noch ein zweiter
Klampfer, der ebenfalls ein kleiner Virtuose ist. Und
etliche Songs können auch was, da kamen doch einige
Aha-Effekte auf, Höhepunkt zum guten Schluss "Bestial
Invasion"! Ein feines Package am Freitagabend, man kann nur
hoffen, dass der Veranstalter nicht so arg viel drauflegen
musste. Sehr löblich auch, dass es so früh losgegangen war,
dass ich anschließend noch bequem mit dem cantus zurück in
die Kreisstadt gondeln konnte.
Zwei feine Wanderungen waren auch drin zum Sommerabschluss.
Einmal bestand der Plan, von Rotenburg aus geradewegs durch
den Wald nach Hersfeld zu latschen. Klappte nicht ganz wegen
irreführender Beschilderung, so dass nur ein Rundweg daraus
wurde. Trotzdem schön dort in der Pampa, wo Fremde sonst nur
aufschlagen, um sich verspeisen zu lassen. Kaum verfehlen
konnte ich das andere Ziel Eisenberg, denn die Wegweiser vom
hiesigen Bahnhof aus sind wirklich zahlreich. Meist
gemächlich ansteigend ist dies eine schöne Route, um ein
paar Stunden unterwegs zu sein, ohne erst langwierig zu
einem Startpunkt zu gelangen. Nettester Rastplatz
zwischendurch ist die Stellerskuppe mit malerischem Kessel
vom ehemaligen Tagebau. Krass und weniger schön die längere
Passage in Autobahnnähe, wo das Waldsterben großflächig
zugeschlagen hat. Dort sieht man deutlich, dass der Saure
Regen ein lauer Furz war im Vergleich zur penetranten
Trockenheit im Verbund mit dem lieben Borkenkäfer.
Oben beim Borgmannturm stehen zum Glück noch Bäume, so dass
man beim Genuss des Gipfelweizens wieder entspannen kann.
Zurück nahm ich dann praktischerweise den Linienbus, der
wegen Baustelle erstmal auf abenteuerlichem Feldweg gen
Salzberg gurkte. Ich war natürlich einziger Fahrgast, bis
zwei sichtlich angeheiterte Genossen für einen kurzen
Transport zustiegen. Anschließend beorderte mich der Fahrer
per Durchsage nach vorn, da er lieber vernünftige Passagiere
in seiner Nähe haben wollte, und zettelte eine Unterhaltung
an. Da erlebt man was im NVV.
Nicht zuletzt besuchte ich in den letzten Wochen gleich drei
Spiele des magischen FC, was also gleich vier am Stück ergab
nach dem Trip nach Dresden. Und der Zeitraum war günstig, wo
das Team doch gerade mit stabil guter Form glänzt. Highlight
war selbstredend der Derbysieg am Millerntor, 2:0 gegen die
bis dahin unbesiegten Nachbarn von der
Müllverbrennungsanlage! Es war ein Eigentor dabei und ein
aberkannter Treffer der Rauten wegen ganz knappen Ausballs,
aber ein bisschen Glück muss halt immer im Spiel sein.
Jedenfalls traten die Braun-Weißen ganz anders auf als noch
im März beim Debakel, und zum Glück beherrschten sich auch
die Zündelfreunde hinter den Toren weitgehend. Schade nur
dass am späten Montagabend alle dann doch bald Richtung Bett
strebten und so nicht mehr ausgiebig gefeiert werden konnte.
Aber man muss den Erfolg ja auch nicht zu hoch hängen, gab
ja nur drei Punkte.
Den Sonntag drauf in Osnabrück rief wieder die Pflicht,
gewohnheitsmäßig war eigentlich eine Niederlage zu erwarten,
aber unsere Jungs hatten noch genug Körner, um
dagegenzuhalten und verdient einen Punkt mitzunehmen. Nach
dem Spiel passte es perfekt, fast direkt zum Bastard Club zu
marschieren, wo Metal Matinee angesagt war. Um 17 Uhr
starteten Spirit Adrift vor gut gefülltem Laden mit ihrem
treibenden Doom Metal, der live fast noch besser klang als
auf den sehr guten Scheiben. Etwas länger hätte der Set
ausfallen können, das Publikum spendete großzügigen Applaus.
Der anschließend bei Sanhedrin noch üppiger wurde. Das Trio
aus Brooklyn hatte aber auch wieder einen Sahnetag erwischt,
ein Song perlte strahlender aus den Speakern als der andere.
Zum Schluss wurde einfach so lang geklatscht, bis die Band
tatsächlich noch einen ungeplanten Song dranhängen musste.
Ein nahezu perfekter Sonntag in der Hasestadt, ein solches
Programm bekommt man nur selten geboten. Letztes Match in
der Reihe war jenes gegen Sandhausen, wieder ein 2:0,
diesmal noch souveräner herausgespielt, sowas kennt man aus
den letzten Jahren eigentlich kaum noch. Im Moment sieht es
so aus, als hätten die Verantwortlichen mit der
Verpflichtung Luhukays mal wieder recht gehabt. Vielleicht
ist man nächste Saison ja zu Größerem in der Lage, zunächst
wäre ein stabiler Aufenthalt in der oberen Tabellenhälfte
sehr genehm. Am Tag davor besuchte ich zum ersten Mal ein
Spiel der U19 am Königskinderweg. Auch mal schön, dort in
beschaulicher Runde im Beisein einiger Prominenz dem vom
bisweilen wie früher pöbelnden Schulle trainierten Nachwuchs
zuzuschauen. Leon Flach wird wahrscheinlich dann auch bald
bei den Profis auftauchen, vermute ich mal. Anschließend
stand der eigentliche Anlass meines Ausflugs an, Tainas
Geburtstagnachfeierei. Windgeschützt konnten wir tatsächlich
noch draußen sitzen, Feuer war nicht nötig, und der neue
Luxuspavillon hielt auch. Letzte gelungene Sommeraktion
quasi, das freute auch die Meeries.
|
12.09.19
Erstes Spiel der Kiezkicker in dieser Saison besucht, und es
lief in Dresden zunächst unglaublich gut, die Tore zum 0:3
fielen wie reife Früchte. Dann patzte unser Skyman kurz vor
der Pause, später nochmal kurz vor Schluss, und
zwischendurch gab es einen weiteren Gegentreffer, so dass
man mit einem Punkt zufrieden sein musste. Das Spiel war
schon ziemlich intensiv trotz hochsommerlicher Temperaturen,
weswegen nach Schlusspfiff ein Großteil der Akteure völlig
platt auf den grünen Rasen sank. Schon beim puren Zuschauen
drückte das Klima arg auf den Kreislauf, echt heftige
Bedingungen. Interessant natürlich auch besonders das
Drumherum im berüchtigten Osten, allerdings erlebte ich es
abgesehen von ein paar dümmlichen Bannern nebst einigen
Gesängen dissenden Charakters als relativ erträglich. Ein
immenses Aufgebot an Cops sorgte vorm Stadion schon gleich
für entsprechende Einschüchterung, dass sich drin
irgendwelche Ordner als Nazis outeten, überraschte aber im
Nachhinein kaum.
Die Stadt selbst wirkte auffallend entspannt, zumindest im
touristisch unterlaufenen Zentrum bzw. in der kiezmäßig
wirkenden Neustadt, wo ich zwecks pflanzlicher Vertilgung
fündig wurde. Erstaunlich dass am Freitag Abend im prominent
gelegenen Biergarten an der Elbe gar nicht mal elend viel
los war. Ob's mit den saftigen Preisen zu tun hatte?
Jedenfalls machte die Kulisse unweigerlich Appetit auf
Radeberger, da schlug die Gehirnwäschewerbung voll durch.
Allerdings sollte es bis zum nächsten Tag nach dem Spiel
dauern, bis ich endlich das originale Pils im
Spezialausschank zu mir nahm, denn meistenteils wird
komischerweise Feldschlösschen oder ein sonstiges Gebräu
angeboten. Man muss sich aber keine Sorgen machen, dass ich
nun zum Radi-Fan mutiere, das Zeug schmeckt nämlich nur in
der Nähe der Semperoper. Jedenfalls war's in Sachsens
Hauptstadt für den Anfang nicht übel, weitere Besuche
schließe ich mal nicht völlig aus.
|
29.08.19
Zuletzt besuchte ich zwei musikalische Events in Osthessen
von völlig unterschiedlichem Charakter. Zunächst wagte ich
mich mit Rita zu den Scorpions in Fulda, Christiane und René
verfolgten das Ganze von außerhalb des Domplatzes. Letzteres
stellte die womöglich klügere Variante dar, denn die
Gegenleistung für die horrend teuren Tickets fiel gelinde
gesagt mager aus, rein auf die Qualität bezogen. Die New
Roses als Vorband konnten bereits nicht überzeugen, da es
allein schon am zur Verfügung gestellten Sound mächtig
haperte. Vielleicht ist der Hype um die Truppe berechtigt,
überprüfen konnten wir es nicht, da die Chose klang, als
hätte man die PA im extra mumpfigen 10 % - Modus laufen.
Irgendwie schienen sie auch nur einen kleinen Teil der Bühne
nutzen zu dürfen, sah jedenfalls komisch aus. Bei den
Altrockern aus Hannover wurden dann zwar mehr Klang und
Platz aufgefahren, vom imaginären Hocker riss es uns jedoch
beileibe nicht. Die im Vorfeld Lästernden behielten leider
recht, denn Klaus Meine knödelte sich zunächst wenig
erbaulich durch den Set. Sein über die Leinwände in
Nahaufnahme zu bewundernder Jopi-Heesters-Teint konnte den
Eindruck auch nicht gerade verbessern. Beim 70er-Medley
hätte ich mir Uli Jon Roths Band herbei gewünscht, die die
ollen Kamellen mit deutlich mehr Schmackes zu präsentieren
weiß. Zum Glück war nicht alles kacke. "Coast To Coast"
braucht bekanntlich keinen Gesang und kam echt amtlich. Und
Klaus M. selbst taten offensichtlich die schnulzigen
Balladen gut, denn von da an klang es stimmlich plötzlich
geschmeidiger, so dass die feisten Hits am Ende halbwegs zu
goutieren waren. Pluspunkte außerdem: Schickes Ambiente vorm
Dom, keine Wartezeiten am Ausschank, und vor allem fühlte
man sich unter den ganzen alten Semestern fast
nachwuchsmäßig jung. Zurück in Hersfeld mussten wir das im
Keller nochmal Revue passieren lassen, während mich Rita beim Kickern dann
doch wieder verdammt alt aussehen ließ. Zum Glück konnte ich
allen angestauten Frust am folgenden Nachmittag im
Auestadion rauslassen, wo das Team aus Stadtallendorf eine
festspielreif schauspielernde Vorstellung bot.
Völlig entspannt verlief dann eine Woche später der
Fahrradausflug zum Johstock nach Oberhaun. Ich wusste ja
nicht wirklich, was mich erwartete. Auf einer Wiese oberhalb
des Dorfes feierte eine Gruppe völlig cooler Leute quasi
Geburtstag, wozu sie sich ein eigenes kleines Festival
gönnte. Da stand dann also eine putzige, selbstgezimmerte
Bühne im Grünen, die zwei Tage lang von etlichen Bands
bespielt wurde. Dazu konnte man sich an der geschmackvoll
eingerichteten Bar das Bier selbst zapfen, gegrillt wurde
auch. Ebenfalls vorhanden waren ein Camping- und
Parkbereich, Lagerfeuer sowie die obligatorischen Dixies.
Das alles mitten in der Pampa für eine überschaubare Anzahl
durchweg netter Leute, ziemlich verrückt. Und die Krönung war
der Freitags-Headliner, die wuchtigen Romantik-Doomer von
B.S.T.! Nachdem ich gefühlt ein paar Stunden mit diversen
Freaks im Schnack vertieft gewesen war, gingen wir
schließlich zum dann ganz gut frequentierten Platz vor der
Bühne, um einem denkwürdigen Gig beizuwohnen. Volker hatte
das kleine Besteck mitgebracht, Sound und Licht passten
also. Und die Band hatte wieder mal Bock, selbst Galone, der
vorher noch stundenlang versucht hatte, sich einen Infekt
wegzupennen. Nicht dass ich B.S.T. live schon mal
durchschnittlich gefunden hätte, aber an diesem Abend
berührte mich die Darbietung wohl intensiver denn je. Heikos
Klargesang kam noch nie so gefühlvoll, fast schon
beängstigend. Und dann natürlich vor allem die ganzen
großartigen Songs, die einem immer vertrauter werden. Bei
manchen Textzeilen kam's mir vor, als wären es mittlerweile
geflügelte Worte des gesamtdeutschen Sprachschatzes, so
verinnerlicht ist einiges inzwischen. Nach einigen Stücken
von "Die Illusion" ging es jedenfalls mit "Unter Deck"
weiter, und spätestens bei "Aufgabe", allerspätestens "Ride
On", stellten sich Ganzkörperüberschauerung und
Klüsenpipi ein. Welch grandioser Abend. Die Kapeiken vom
Millerntor gaben alles unter freiem, lauem Nachthimmel in
meinen heimischsten Gefilden, und spielten dann auch noch so
lang wie nie zuvor. Normalerweise ist nach "Ride On" ja
Schluss, nicht so heute, wo tatsächlich noch drei Songs
hinterher
kamen. Über 90 Minuten, wahre Headliner, kurz nach
Mitternacht verklang der letzte Ton. Herrlich. Beim Antreten
des Heimwegs traf ich tatsächlich noch auf Oberhauner
Dorfjugend, die hoffentlich von B.S.T. angefixt worden waren. Nach kleineren Startschwierigkeiten
schaffte ich auch die paar bizyklen Kilometer nach Hause, wo
ich noch einen Moment der Einkehr brauchte, um den
grandiosen Abend zu verarbeiten.
Setlist B.S.T. @ Johstock 2019
|
15.08.19
Beim buchcafé hatte man die glorreiche Idee, quasi während
der Sommerpause ein rockiges Konzert zu veranstalten.
Eigentlich nicht verkehrt, wenn dazu eine kompetente
Coverband wie Aw4ke eingeladen wird. Ich sah es allerdings
kommen, dass trotz großer Aktivierungsversuche meinerseits
nicht allzu viele Gäste auftauchen würden, da etliche
potentielle Kandidaten auf diversen Festivals unterwegs
waren. Und so verloren sich zunächst handgezählte 11
Besucher in den weitläufigen Räumlichkeiten, mit den
Späterkommenden wurden es schließlich etwa 20. Eigentlich
katastrophal, doch erstaunlicherweise entwickelte sich
daraus trotzdem eine gelungene Veranstaltung. Der Band war
keine Enttäuschung anzumerken, sie schien sogar Spaß zu
haben, was launigen Ansagen und heiteren Mienen zu entnehmen
war. Die paar Unentwegten applaudierten tüchtig, einige
tanzten gar, als nach viel Rock endlich der Metal zum Zug
kam. Der Gig nahm auch kein Ende mehr, nach zwei Stunden
wurde immer noch fleißig weiter gezockt. Und irgendwie war
es dann doch ganz gut, dass nicht mehr Zahlende auftauchten,
denn die Experten vom Verein hatten gar nicht dran gedacht,
die Getränkevorräte aufzufüllen, so dass wir den Laden
nahezu trocken gesoffen hatten. Sehr nett am Ende auch noch
die Begegnung mit Manni M., der eine Menge Schoten aus
besseren Hersfelder Rockzeiten zu erzählen hatte. Das Thema
sollten wir demnächst vielleicht vertiefen.
Mit dem leidigen Fußball geht's inzwischen auch auf
sämtlichen Ebenen wieder los. Von Hessen Hersfeld konnte ich
beide bisherigen Spiele eigenäugig verfolgen, wobei es
zunächst ein flottes 2:2 gegen Philippsthal gab. Und dies
kam im altehrwürdigen und restaurierten Oberaustadion zur
Austragung, nachdem dort ein Jahr lang am neuen
Funktionsgebäude nebst Tribüne gewerkelt worden war. Macht
im Ansatz einen guten Eindruck, allerdings fehlt noch das
Wichtigste, nämlich ein Schankraum. Außerdem stehen jetzt
die ganzen Renovierungen drum herum an, die hoffentlich auch
wirklich stattfinden und nicht klammen Kassen zum Opfer
fallen. Das kommende Heimspiel ist erstmal nach Asbach
verlegt, womöglich wegen Havarie, es geht gut los...
Auswärts verschlug es mich zum Rasdorfer SC, den ich per
Fahrrad durchs Eitratal landschaftlich recht reizvoll
erreichen konnte. Das Wetter passte, Spiel durfte sich sehen
lassen, und das Altmännerpublikum ließ sich zu einigen
emotionalen Ausbrüchen hinreißen, nicht übel. Das 3:0 für
die Blauen ging am Ende gegen einen limitierten aber
unbequemen Gegner in Ordnung. Schön auch die
Weizengoutierung in Gesellschaft des bekannten
Bioterrassenbotanikers, der nach Spielschluss von anwesenden
Vertreterinnen des anderen Geschlechts sichtbar mehr in
Wallung gebracht wurde, als es die 22 Kicker über 90
Spielminuten bei allem kämpferischen Einsatz vermochten.
Vermutlich ist er beim nächsten Heimspiel zwecks Vertiefung
wieder am Start.
|
|
24.07.19
Immer wieder gut mehrere Veranstaltungsbesuche durch ein
paar Urlaubstage zu verknüpfen. Nach vier grandiosen
Heiligen Messen in der Metal Church mit Armored Saint
(worüber noch näher berichtet werden sollte), gondelte ich
ein weiteres Mal in den Ascheberscher Colos-Saal, um mit
noch älteren Männern noch älteren Säcken beim Rock 'n' Roll
zuzuschauen. Kaum zu glauben dass der 71-jährige Angry
Anderson weiterhin fleißig mit Rose Tattoo unterwegs ist,
auch wenn er ne relativ junge Band um sich geschart hat.
Erstaunlicherweise hat der Typ auch tatsächlich noch Feuer
im faltigen Arsch, versprüht räudige Energie, rotzt rum wie
ein Weltmeister und säuft alkoholische Getränke während des
Gigs. Die erste ca. halbe Stunde fand ich es sehr geil,
danach schlichen sich einige etwas lahmere mir nicht
bekannte Nummern in den Set. Was jetzt auch nicht tragisch
war angesichts der tropischen Temperaturen im proppevollen
Club. Zumindest in den vorderen Reihen hatte ich eh den
Eindruck, dass einigen Leuten recht schnell die Puste
ausging. Nicht jedoch dem kleinen Angry auf der Bühne, der
über 90 Minuten eine astreine Performance bot und selbst
eine Menge Spaß hatte. Lasst die Oppas also ruhig rocken bis
zum bitteren Ende, solang sie es sauber gebacken kriegen.
Da es sich bezüglich Alter des Publikums konzertant nicht
weiter steigern ließ, besuchte ich gestern seit Jahren mal
wieder eine Aufführung der Hersfelder Festspiele. Vorsichtig
geschätzt dürfte der Schnitt locker über 60 gelegen haben,
aber immerhin wurde ich nicht schräg angeschaut. Ich
brauchte ein Weilchen, um mit dem Schauspiel warm zu werden,
doch dann lief mir Kafkas Prozess recht geschmeidig rein.
Der Intendant hatte den Stoff halt auch gut nachvollziehbar
aufbereitet, so dass der Inhalt eingängiger erschien als bei
der Romanvorlage. Auch deren sexuelle Tendenzen wurden
deutlich aufgegriffen und vertieft, zumindest kann ich mich
vom Buch her nicht erinnern, dass Fräulein Bürstner in den
Genuss eines amtlichen Cunnilingus gekommen wäre. Nachdem
ich die Aufführungspause zum Aufsuchen des heimischen WCs
genutzt hatte, war das verbleibende Stündchen recht schnell
verflogen. Kann man sich echt mal reinziehen, zumal manch
Schauspieler wirklich krass abgeht. Auch nett wenn
anschließend noch bekannte Visagen im angrenzenden
Biergarten anzutreffen sind.
|
|
30.06.19
Bei der derzeitigen Saharahitze ist außer Radfahren eher
kaum Bewegung im Freien angesagt. Letzten Sonntag wagte ich
aber immerhin eine kleine Verwanderung im Gudegrund, wohin
es mich zum allerersten Mal überhaupt verschlagen hatte.
Die Gegend war mir bisher namentlich nur vom dortigen
Fußballverein her bekannt. Man kommt durch Dörfer, deren
Existenz einem bisher völlig entgangen war, und im ganzen
hübschen Tal herrscht eine wirklich bemerkenswerte Ruhe.
Ganz gelentlich fährt mal ein Auto auf der Straße,
vielleicht ein Traktor auf dem Feld, aber nicht mal die
sonst überall nervenden Motorräder dröhnen durch die
Landschaft. So ließ es sich sehr entspannt durch Wald und
Flur schlendern, bis mein geplanter Weg an einer
zugewucherten Lichtung jäh endete. Querfeldein schlug ich
mich durchs Unterholz, um irgendwann wieder gespurtes
Terrain zu erreichen, kam jedoch nicht mehr auf den
eigentlich vorgesehenen Kurs. Egal, so passierte ich nach
Niedergude auch noch Obergude, um nach ein paar idyllischen
Stündchen zurück in die Zivilisation gespült zu werden.
Nicht ganz so verpennt verhält es sich in der
Point-Alpha-Gemeinde Rasdorf, obwohl auch die dortige Gegend
zum Urlauben einlädt, was vor allem Bürger mit eigener
Bioterrase so sehen. Hobbybotaniker Michel wollte den Genuss
lobenswerterweise gern teilen und lud Hank und mich zum
Feierabendschöppchen ein. Dem kamen wir gern nach, schon die
Radfahrt durchs Grüne gestaltete sich sehr malerisch. Zwar
konnte uns der junge Bauherr keine adäquate Wegbeschreibung
liefern - kennt sich im eigenen Ort ja noch nicht so gut aus
- aber nach ein wenig Fragerei fanden wir schließlich die
mit großem Aufwand errichtete Grünanlage. Sonnenschutz war
verständlicherweise Mangelware, schließlich soll die
Fotosynthese ungehindert vonstatten gehen. So schauten wir
den exotischen Pflanzen bei obergärigem Genuss eine Weile
entspannt beim Wachsen zu und lauschten den ambitionierten
Plänen zum weiteren Ausbau des Biotops. Dank Margarita
bestand auch keine Gefahr zu großer Entsalzung.
Zum zweiten Mal betrat ich das anthroposophische Zentrum zu
Kassel, nach dem eher mauen Palaver Atze Schröders vor
drölfzig Jahren sollte es von Max Uthoff weitaus
Substanzvolleres zu hören geben. Gundi und Sascha kamen
spontan mit ins von rechten Winkeln weitgehend freie
Gebäude, wo kuschelige Temperaturen herrschten. Etliche
Damen hatten wohlweislich den edlen Fächer im Gepäck, alle
anderen wedelten sich mit den verteilten Broschüren Luft zu.
Beim Meister auf der Bühne schien es weniger stickig zu
sein, er wirkte jedenfalls zwei Stunden lang ziemlich fidel
und geistreich. Wie alle großen Kabarettisten erklärte auch
der Chef der Anstalt nachvollziehbar und ausführlich, was so
alles falsch läuft auf der Welt, die große Politik
betreffend wie auch im Wohlstandsgebaren des einzelnen
Nordhalbkugelbewohners. So einzigartig lässig zugespitzt wie
bei Hagen Rether klang es natürlich nicht, aber wenigstens
fühlte man sich anschließend auch weniger selbst für alles
Schlechte verantwortlich. Beim Absackerweizen in der
Destille gegenüber genossen wir noch ein paar Songs lang
netten Coverrock, bevor es mit dem schwach frequentierten
cantus zurück ging.
|
16.06.19
Der Hessentag vor der Haustür wäre dann auch überstanden.
Was recht leicht fiel, denn so brechend voll war's im
Städtchen eher nicht. Der stark dezimierte Kraftverkehr
sorgte sogar für ungewohnte Entspanntheit auf vielen
Abschnitten, das könnte gern öfter so sein. Und vielleicht
haben ja auch einige ÖPNV-Nutzer gemerkt, dass Bus und Bahn
zu fahren ganz okay sein kann. Sicher werden sich die
Verantwortlichen eifrig auf die eigenen Schultern klopfen,
weil alles so toll gelaufen sei. Ich fand das Ganze ja viel
zu aufgeplustert, man hätte die Veranstaltung zeitlich wie
räumlich deutlich komprimierter über die Bühne bringen
können. Auf großer Fläche Kriegsgerät auszustellen, ist
einfach daneben, genauso wie nächtliche Hubschrauberflüge.
Ein Lichtblick dass es immerhin eine kleine Demo dagegen
gab, auch wenn es nur Wenige registriert haben dürften.
Eine makellose Party hingegen fand über Pfingsten wieder
beim Rock Hard Festival statt. Die drei Tage verflogen
rasend schnell, weil von früh bis spät klasse Stimmung
herrschte, ob nun beim Frühschoppen im Café Extrablatt,
abends bei Abba-Sound im Glückaufhof Mathey oder natürlich
beim eigentlichen Programm im Amphitheater. Wo mir diesmal
besonders der durchgehend großartige Sound auffiel, so muss
das klingen! Nach den allgemeinen Reaktionen zu urteilen,
scheinen Anthrax die geilste Show abgeliefert zu haben, als
Mohr und ich allerdings schon die Segel gestrichen hatten.
Einigen Highlights durften wir aber auch beiwohnen, wie z.B.
Lizzy Borden, Long Distance Calling, Heir Apparent oder den
wieder großartigen Kartoffelpuffern. Das Publikum war wie
immer sympathisch am Feiern, so dass auch nächstes Jahr wohl
kein Weg am Rhein-Herne-Kanal vorbeiführen dürfte.
Pläsier bereitete kurz vorher auch wieder ein Ausflug ins
Marburger Szenario zu Crimson Dawn und Doomocracy. Bei
schweißtreibenden Temperaturen und vor handverlesenem
Publikum präsentierten beide Bands leidenschaftlich ihre
jeweilige Spielart wahren Doom Metals. Die Italiener wiesen
wie üblich einen herrlichen Kauz-Faktor auf, während die
Griechen sich ein weiteres Mal der stark von Solitude
Aeturnus beeinflussten Epik widmeten. Bis auf etwas zu
starken Sample-Einsatz klang das alles sehr dufte, und das
gereichte fränkische Bier trug sein Übriges zur guten
Stimmung bei. Mögen solche Kapellen ihr Ding weiter
kompromisslos und mit Spaß durchziehen.
Auf den eigentlich schönen Fußballtrip nach Flieden geh ich
lieber nicht näher ein, zu enttäuschend endete das
Wechselbad der Gefühle nach großem Auf und Ab. Noch eine
Saison Hessenliga für den KSV also, immerhin lockt eine
besonders kurze Auswärtsfahrt nach Steinbach, es gibt sicher
Schlimmeres. Nachtrag (30.06.): Den Mettfresser muss ich
dann aber doch noch erwähnen. Auf dem Rückweg im cantus
sitzt mir ein etwas verlebt wirkender Typ gegenüber.
Irgendwann packt er nen Löffel aus, greift zur Plastikschale
neben sich, und schaufelt sich das pure Hackfleisch rein.
So'n Billiggammelfleisch vom Discounter, ohne alles,
eventuell nicht mal gewürzt. Extrem eklig. Ganz schafft er
seine Portion nicht, den Rest drückt er mitsamt Verpackung
in den viel zu kleinen Müllbehälter neben sich. Bei sowas
kann einem schon dezent übel werden.
|
28.05.19
Nachdem ich das KIT diesmal ausgelassen hatte (wie auch
Cancelmass), machte ich stattdessen einen Kurztrip nach
Bamberg. Die Erinnerungen von der Klassenfahrt Anfang der
Achtziger waren nur noch sehr blass, und seitdem hörte ich
immer mal neugierig machende positive Aussagen über die
Stadt. Meine hohen Erwartungen wurden auch völlig erfüllt.
Die historische Altstadt, auch Weltkulturerbe, ist
schlichtweg wunderhübsch, zumal die Regnitz mittendurch
fließt und für grandioses Ambiente sorgt. Hinzu kommt die
spezielle, üppig gepflegte Biertradition mit gleich 11
Brauereien allein im Stadtgebiet, die für reichlich
Ausschank auf Schritt und Tritt sorgt. Dabei geht es nicht
nur um das sehr spezielle Rauchbier, auch die ganzen anderen
Sorten sind sehr empfehlenswert. Man könnte allein Wochen
damit zubringen, sich überall durchzuprobieren... Mit
musikalischer Kultur sieht es ebenfalls gut aus bei drei
oder vier Clubs, die live regelmäßig was veranstalten. Nur
in Sachen Metal scheint eine gewisse Lücke zu klaffen. Die
erwanderte Gegend drumherum fand ich nicht ganz so
besonders, vielleicht hatte ich auch etwas Pech beim
Auswählen der Touren. Immerhin fühlte es sich auf dem
Hummerstein über Ebermannstadt mal so richtig nach
Fränkischer Schweiz an. Alles in allem gewiss ein sehr
lohnendes Ausflugsziel.
Die Freie und Hansestadt lohnt sich zwar auch immer, aber
beim FCSP lief es dann zuletzt ja so bescheiden, dass Nomans
Geburtstagsfeier sicher den Hauptgrund zur Anreise bot.
Diese gestaltete sich dann auch richtig schön mit
entsprechend netten Gästen, wobei es sich draußen abspielte,
als die nächtlichen Temperaturen noch sehr verhalten waren.
Ein Feuer wurde also entzündet, das zusätzliche
Gemütlichkeit brachte. Dass meine Schuhspitze plötzlich in
Flammen stand, war nicht geplant, sorgte aber für einen
ineteressanten special effect. Ebenfalls überraschend
bereitete ich mein erstes Stockbrot zu, wobei die
entstehende Form ja womöglich irgendwas orakeln soll. Der
Maulwurf mit Spitzmaus-Gen blieb mir in seiner Bedeutung
allerdings eher schleierhaft. Anderntags am Millerntor bot
die verbliebene Rumpftruppe der Braun-Weißen immerhin wieder
eine richtig gute Halbzeit beim 0:0 gegen Bochum. Sehr schön
wurde es erfreulicherweise mal mit meinen Nebenleuten, die
durch ihr passende Wellenlänge für mein bestes
Stadionambiente seit langem sorgten. Da will ich doch
hoffen, die Leutchen vielleicht öfter dort anzutreffen.
|
07.05.19
Als das Osterwochenende zum Vorhochsommer mutierte, lag
erstmal nichts groß an, also folgte ich dem Tipp des
Rasdorfer Bioterrassen-Botanikers und machte eine kleine
Radtour ins westthüringische Borsch. Der dortige SV kickt in
der Landesklasse bei beachtlich hochplatziertem
Tabellenrang. Auf dem Dorfsportplatz hatten sich immerhin
rund 250 Zuschauer eingefunden, es gab Bit im Plastebecher,
so weit sah es erstmal nicht besonders spektakulär aus.
Allerdings beeindruckte die Darbietung auf dem Rasen dann
doch mit recht hohem Tempo, Einsatz und Leidenschaft, was
ich z.B. von der hessischen Gruppenliga so nicht mehr
gewohnt war. Nachdem es zu Beginn der zweiten Hälfte etwas
gemächlicher zuging, nahm die Veranstaltung bald wieder
Fahrt auf, erfreulicherweise unter reger Beteiligung des
Publikums, welches eine gute Balance zwischem lebhaften
Support für die eigene und fairem Gepöbel für des Gegners
Mannschaft bewerkstelligte. So wurde dem Tabellenfüher aus
Sonneberg eine klare Niederlage beigefügt, die Lust auf mehr
machte. Ist die wahre Amateurfußballkultur etwa im Osten zu
Hause?
Bei Hessen Kassel handelt es sich ja eher um Profis, und so
sah es dann ausnahmsweise auch von der Kulisse her am
Ostermontag im Auestadion seit langem wieder aus. Die Idee,
das Derby gegen Baunatal zum Zuschauerrekordversuch zu
nutzen, erwies sich doch als ziemlich gelungen, auch wenn es
mit gut 15000 nicht ganz reichte. Sportlich wurde es
schwieriger als gedacht, denn die Vorstädter schienen
motiviert bis in die Haarspitzen zu sein und ärgerten den
Favoriten enorm, mussten sich am Ende aber doch geschlagen
geben. Wer dachte, dass vom zahlreichen Eventpublikum
wenigstens ein paar Hundertschaften auf den Geschmack
gekommen sein könnten, sah sich kurz darauf gegen Hadamar
arg getäuscht, als die Kulisse fast noch dünner war als all
die Heimspiele zuvor. Wohlgemerkt bei Topausgangslage als
Tabellenzweiter gegen ein Spitzenteam, da sind Hopfen und
Malz wohl einfach verloren.
Äußerst beschissen lief dann das Auswärtsspiel am
vergangenen Freitag in Fulda, wo der KSV nach vielen Monden
mal wieder eine Niederlage einstecken musste. 6:2 war echt
herb, ein Abend zum Vergessen, und das ausgerechnet bei den
Möchtegern-Aufstiegsaspiranten aus der Barockstadt. Wenn
Alzenau nicht nochmal ausrutscht, wird es nun doch nichts
mit der Relegation und die Fußballsaison geht auf sämtlichen
Ebenen ziemlich in die Hose.
Zeit sich auch mal um andere Kulturgüter zu kümmern. Von
Fulda aus ist man schnell in Würzburg, und so konnte ich
trotz Abendspiel noch ein Konzert besuchen. Kurz vor 10 im
Immerhin waren Thronehammer schon ganz bei der Sache, der
kleine Club ziemlich voll, so dass mir erstmal verborgen
blieb, was auf der Bühne los war, ich konnte nur hören.
Ziemlicher wuchtiger Scheiß, dieser "Epic Sludge", Druck war
auf jeden Fall da. Irgendwann konnte ich im Schummerlicht
auch mal einen Blick auf Kat G. und ihre Mannen werfen, die
ein recht schräges Bild abgaben. Mit ihrem namensgebenden
Song hatten sie zum Schluss auch noch einen Hit in petto,
das Volk schien einigermaßen angefixt zu sein. Bei Lord
Vicar wurde es anschließend erstaunlicherweise nicht mehr
ganz so voll. Was sich aber bald als angemessen
herausstellte, da besonders Chritus schon mal besser in Form
war. Jede Menge neue Songs wurden performt, die Texte musste
er von Blättern ablesen, mit denen er permanent zu tun
hatte, damit sie auch richtig lagen. Leider klang es dann
über weite Strecken auch nicht sehr überzeugend. Zum Glück
kam am Ende mit "Funeral Pyre" aber noch ein großer
Gänsehautmoment, der für fast alles Vorherige entschädigen
konnte. Hoffen wir mal, dass sich im Verlauf der Tour noch
mächtig gesteigert wird.
|
19.04.19
Das Kreispokalfinale fand gestern unter wesentlich
vielversprechenderen Bedingungen als im Vorjahr statt, als
es ja mehr ein laues Trainingsspielchen nach Ende der Saison
wurde. Nun in Friedewald am sonnigen Gründonnerstag strömten
wohl über 300 Besucher ins nette kleine Stadion, die
Getränkeversorgung war bestens organisiert, und mit Gerrit,
Rita und Hank hatte sich eine exquisite Expertenrunde
eingefunden. Die im Vorfeld medial geschürte
Erwartungshaltung erlitt beim Blick aufs Geläuf einen ersten
Dämpfer: Der grüne Rasen wirkte alles andere als eben und
gut gepflegt. Und so sah man das Spielgerät bereits bei den
ersten Aktionen höchst unberechenbar seine Bahnen ziehen.
Was sicher ein Grund dafür war, dass sich kein allzu
filigraner Kick entwickeln konnte. Trotzdem hätte ich von
der favorisierten SGF zumindest so ein bisschen spielerische
Dominanz erwartet mit einem gewissen Konzept. Stattdessen
bekam man uninspiriertes Ballgeschiebe ohne nennenswerte
Aktionen zu sehen, nicht mal ein paar stramme Fernschüsse
mit dem heftigen Ostwind waren drin. Der heimische
Kreisligist machte seine Sache recht gut, wurde aber auch
kaum mal gefährlich. In der zweiten Halbzeit setzte sich das
Trauerspiel nahtlos fort, einzig das leckere Weizen
verschaffte ein wenig Linderung. Als nach 90 torlosen,
tristen Minuten die Verlängerung drohte, waren Rita und ich
bei weitem nicht die einzigen, die fluchtartig das Gelände
verließen. Bis auf Weiteres werde ich meiner geschundenen
Hessenseele keine Auftritte der blau-gelben Truppe mehr
zumuten. Vielleicht hab ich mich ja bis zum Beginn der
nächsten Kreisoberliga-Saison im dann ertüchtigten
Oberaustadion wieder halbwegs erholt.
Ob beim FC St. Pauli die Saison versöhnlich zu Ende gebracht
wird, bleibt abzuwarten, der neue Trainer kam jedenfalls wie
(Luhu)Kai aus der Kiste. Immerhin schaffte er es, die
Kiezkicker nach verkorkstem Beginn beim Pausentee
aufzurütteln, so dass gegen den DSC ein verdienter Punkt
drin war und die Fans wieder mitgenommen werden konnten. Ich
bin jetzt mal verhalten optimistisch.
Völlig astrein verlief das Vorprogramm zum Millerntorbesuch.
Mit Taina schaute ich mir im Indra die wiederbelebten Zodiac
an, die einen formidablen Gig ablieferten. Die Setlist
stimmte, der Sound war bestens eingepegelt und der Club als
solcher atmosphärisch wertvoll. Die Band hat nach wie vor
Potenzial zu Größerem angesichts hochklassigen Songmaterials
und toller Ausstrahlung. Mit einem natural born rockstar wie
Nick van Delft an der Front muss eigentlich in absehbarer
Zeit ein größeres Publikum erreicht werden. Obwohl selbiges
an diesem Abend eigentlich perfekt zusammengestellt war.
Fast nur Sympathieträger hatten sich in geselliger Runde
versammelt inklusive dem einen oder anderen Sonderling wie
z.B. dem Typen, der mittendrin vor der Bühne erscheint, um
fortan die Gitarrenläufe mittels übelst verzerrter Visage zu
durchleben. Ein anderer Freak namens Marco begleitete uns
anschließend noch in den Kaiserkeller nebenan zum "Millenium
Rock", wo die Mucke angesichts seines steten Redeflusses zur
Nebensache wurde. Trotzdem hätte ich wohl zum ersten Mal die
Tanzfläche gestürmt, wenn DJ Fuchs sich getraut und meinen
Wunsch nach Sentenced erfüllt hätte.
Saint Vitus im Headcrash sollen ebenfalls ganz cool gewesen
sein, wenn auch das Konzert recht kurz und äußerst früh zu
Ende war, wie Lenze und Thomas zu berichten wussten...
|
31.03.19
Was kann man bei frühlingshaft sonnigem Wetter besseres
unternehmen als Wanderungen durch Feld und Flur? Ich wundere
mich nur, dass ich bei solch stundenlangen Streifzügen kaum
einer Menschenseele begegne. Was aber auch okay ist, dann
stört wenigstens niemand. Ende Februar wurde es ja bereits
mal ziemlich warm, als ich mittwochs einen Ausflug nach
Eschwege startete. Obwohl die Stadt nicht weit entfernt
liegt, kenne ich sie eigentlich kaum, dabei ist es echt
schön dort. Der Premiumweg P3 führte mich dann in weitem
Bogen u.a. zum verhinderten Vulkanschlot Blaue Kuppe und auf
die Leuchtberge. Der Bismarckturm war leider verschlossen,
deswegen konnte ich die Aussicht auf den Werratalsee erst
beim Abstieg genießen. Mit den letzten Sonnenstrahlen bekam
ich noch die nötige Erfrischung beim zum Glück geöffneten
Felsenkeller.
Noch etwas imposanter gestaltete sich neulich die
Verwanderung auf dem P16 in der Eichsfelder Schweiz. Im
hübsch verpennten Asbach ging es los auf verschlungenen
Pfaden bis zur heimeligen Ruine Altenstein, wo man gut in
der Sonne rasten konnte. Anschließend jagte eine imposante
Aussicht die nächste, ständig wandelte man an steilen
Felsabhängen entlang, dass es dem nicht mehr ganz
schwindelfreien Gesellen beinahe mulmig wurde. Auffallend
auch der bemerkenswerte Eibenbestand, was man selten mal so
sieht in den hiesigen Wäldern. Zuguterletzt genoss ich
schließlich noch ein wenig Kuratmosphäre in Bad Sooden -
Allendorf inkl. Weizen an der Werra und Speisung im Thai
Siam. Ein perfekter Urlaubstag.
Keinen Urlaub brauchte ich gestern, um einen Ausflug nach
Rotenburg zu unternehmen. Ausnahmsweise kehrte ich bereits
zu Beginn in der Biermanufaktur im Schlosspark ein, denn die
Verkostung des dort gebrauten Obergärigen war schließlich
auch mein Hauptansinnen gewesen. Zwei Halbe lang genoss ich
die Atmosphäre, beobachtete meine auch anwesende erste
Grundschullehrerin und vernahm am Nebentisch Telefonate über
Schrankschlampen & Co. Dass mein anschließender Rundgang
nicht mehr ganz so weitläufig ausfallen würde, war
eigentlich klar. Immerhin erreichte ich noch Braach und
Lispenhausen, so dass auch dieser ein netter Frischlufttag
wurde.
|
24.03.19
Das Hamburger Derby... Muss ich es überhaupt noch erwähnen?
Fast ist es schon verdrängt, aber es bleibt ja trotzdem eine
gewisse Leere zurück, die sich wohl nicht so leicht wieder
ausfüllen lässt. Sportlich lief es erst unglücklich, dann
ziemlich enttäuschend. Keine einzige Gelbe Karte und eine
sehr magere Laufleistung sagen statistisch schon eine ganze
Menge. Das Geschehen auf den Rängen stellte sich aber noch
ernüchternder dar, was nicht nur an der Alkoholfreiheit der
ausgeschenkten Getränke gelegen hat. Womöglich wäre
ordentlich Stimmung aufgekommen, hätte St. Pauli zur rechten
Zeit mal eingenetzt. So blieb es insgesamt ziemlich mau, was
sich ja auch schon seit längerem beobachten lässt. Wenn ich
als alter, lahmer Sack schon zu den drei lebhaftesten von 10
Leuten im Umfeld gehöre, kann kein Roar aufkommen. Was ein
paar Dutzend Kanaillen auf der Südkurve abgezogen haben, war
allerdings richtig daneben. Tonnenweise Pyros, das Spiel
fast zum Abbruch gebracht, die eigenen Leute verärgert und
hsv-"Trophäen" präsentiert. Armselige Deppenkacke, braucht
kein Mensch im Stadion, die sollten sich schnell verpissen
und erstmal an sich arbeiten. Nun ist also mal richtig
Scheißstimmung auf dem Kiez, das erneute Debakel in
Sandhausen war jetzt auch nicht gerade förderlich. Mal
sehen, ob die Saison noch irgendwie zu retten ist, momentan
verspüre ich eine gewisse Zermürbung. Zumindest der KSV gibt
der geschundenen Fußballseele derweil einige
Streicheleinheiten, und vielleicht schafft das demnächst ja
auch die große SG Festspielstadt beim Kampf gegen die
Fuldaer Übermacht.
Durchweg erfreulich verlief das FullMetal Osthessen -
Wochenende. Besuch aus Marsberg stellte sich ein, und so war
rund um die Uhr für graues Amusement gesorgt. Hank nahm uns
am Freitag netterweise mit, so dass nach Christianes Zustieg
schon mal eine Karre mit reiferen Semestern zum Abend mit den
heftigeren Bands anrollte. Andere waren offensichtlich
ähnlich motiviert, denn man traf echt überraschend viele
vertraute Visagen, etliche auch mit überregionalem
Charakter. So war denn die gute Unterhaltung unabhängig vom
Geschehen auf der Bühne garantiert. Musikalisch gestaltete
sich das Programm recht gediegen mit Thrash und Death vom
Fass, da waren weder Ausfälle noch grandiose Highlights zu
vermelden. Mit Poltergeist gab's immerhin einen amtlichen
Headliner, der die beim einen oder anderen aufkommende
Müdigkeit temporär vertreiben konnte.
Der Samstag hielt dann ein vollgepacktes Tagesprogramm
bereit. Das Frühstück ging nahtlos in eben jenen -schoppen
über, zu Mohrs Überraschung mit Zoigl, dazu schmeichelten
wir unseren Lauschern mit dem einen oder anderen Klassiker.
Mittags hofften wir auf brauchbaren Sport aus Sandhausen,
brachen diesen Versuch zur Halbzeit aber unverrichteter
Dinge lieber ab und widmeten uns wieder den schönen Künsten.
Bald fuhren wir mit dem Linienbus nach Asbach, um wenigstens
dort ansehnlichen Fußball zu bekommen, was aber schon
aufgrund der äußeren Umstände ein schwieriges Unterfangen
war, der heftige Wind verblies nämlich einen Großteil der
Spielzüge. Blöderweise setzte sich der Spitzenreiter am Ende
auch deutlich durch, was uns frühzeitig in die Vereinspinte
zum Aufwärmen flüchten ließ. Schließlich zogen wir drei
Dörfer weiter nach Niederjossa, wo uns zunächst Alltheniko
ganz gut reinliefen. Danach suchten wir den Schwan auf, um
wenigstens für ein bisschen Umsatz dort zu sorgen, viele
Gäste waren am frühen Abend nämlich nicht gerade anwesend.
Nach ca. zwei Bierchen mussten wir auch schon wieder die
Straßenseite wechseln, denn zu Ritual wollten wir natürlich
anwesend sein. Sicher war's der Höhepunkt des zweiten
Festivaltags, die US-Band mit dem einen nennenswerten Album
aus den 90ern konnte eine gewisse Begeisterung entfachen.
Danach waren wir auch schon ziemlich durch und ergriffen die
Gelegenheit eines Shuttles zurück in die Kreisstadt, wo wir
im Keller vor der baldigen Nachtruhe eben schnell die
Nierchen mittels Wacholderdestillat spülten, man braucht die
Organe ja noch öfter.
|
09.03.19
"Meine Vorfrühlingswochentagsabende in der Goldgrube" oder
so ähnlich könnte die Episode gerade heißen. Ist ja auch
schön dort abgesehen von der rauchverseuchten Luft, zumal
wenn tolle Bands spielen. Am Rosenmontag war es erneut der
Fall, und vor allem Sanhedrin machten sogar Mohr ausreichend
wuschig, dass selbst er sich aufgerafft hatte. Für schlappe
14,50 € standen drei Combos auf dem Zettel, wobei
Futureshock nicht über die Rolle des sich glücklich
schätzenden local supports hinaus kamen, womit sie aber
anscheinend einige Bekannte recht froh machen konnten.
Ganz andere Klasse fuhren dann Gatekeeper auf, bei denen
natürlich Frontmime Jean-Pierre Abboud mit großartiger
Stimme nebst ausladender Gesichtsakrobatik besonders
hervorstach. Die Band als Ganzes überzeugte ebenso, man
musste das Material gar nicht groß kennen, so schön
eingängig ging es zu. Omens "Death Rider" überzeugte etwaige
Zweifler, klasse Show!
Danach also Sanhedrin, deren Debüt
mein wohl meistgehörtes Album 2018 war. Wie erhofft stellte
das Brooklyn-Trio auch live eine Offenbarung dar. Alle drei
Bandmitglieder erwiesen sich als übelst gut in ihrem Metier, und dann
haben sie auch noch absolut geile Songs am Start. Da dürfte
fast mehr Potenzial vorhanden sein als bei den eh schon
großartigen Castle. Die NWOFBFPTHM (=New Wave Of Femal
Bassist Fronted Power Trio Heavy Metal) ist im Anrollen! Ein
erneut völlig gelungener Konzertabend war den Schlafmangel
am folgenden Arbeitstag locker wert, ich würde es wieder
tun.
|
24.02.19
Das Konzertjahr wäre nun auch eröffnet mit zwei wirklich
fluffigen Clubveranstaltungen. Zuerst zog es mich freitags
nach Mannheim, wo ich mit Taina für Velvet Viper plus
Mayfair verabredet war. Die mir eher unbekannte Stadt
verbarg ihre hübschen Ecken im Vorfrühling weitgehend. Auf der
Fahrt zum Hotel im Rotlichtviertel passierte ich nur
hässliche Vorstädte und kasernenartige Wohnblocks, während
Neckarstadt mit zwielichtigen Gestalten und dubiosen
Kaschemmen in engen Straßen glänzte. Immerhin war es aber
nicht weit zu einem Lichtblick, denn das Café Rost war
urgemütlich und hatte lecker Speis und Trank parat, so dass
wir uns bestens für den Abend stärken konnten.
Die Gegend um den Konzertort passte aber wiederum ins
siffige Gesamtbild, ein ziemlich runtergekommenes
Gewerbegebiet. Zum Glück stellte sich der 7er Club aber als
echt nette Location heraus, wo das Ambiente prima zu den
coolen Bands passte. Recht zahlreiches Kennerpublikum war
auch vorhanden, so dass sich ein feiner Abend entwickelte.
Zunächst durften die bestens gelaunten Mayfair ran, die
wieder einige neue Stücke am Start hatten, welche mir
diesmal deutlich besser reinliefen als beim ersten Hören vor
einigen Monaten. Was sicher auch damit zu tun hatte, dass
Marios Frontperformanz diesmal deutlich extrovertierter
ausfiel und das Publikum somit gut abgeholt wurde. Überhaupt
trafen die Ösis mit ihrer Avantgarde auf erstaunlich offene
Ohren, denen nicht nur ältere Klassiker wie "Madame Pest"
und "Avanced In Years" schmeichelten. Band und Zuhörer
hatten also ordentlich Spaß, es war Leben im Club. Das auch
während Teil 2 der Aufführung weiter tobte. Die immer noch
quietschfidele Jutta Weinhold hatte eine wiederum
geschmeidig funktionierende Truppe an den Start gebracht,
die sich hauptsächlich auf das erstaunlich starke neue
Material konzentrierte. Mit "Law Of Rock" ging's los, und
das Gesetz wurde anschließend natürlich strengstens befolgt,
man war ja nicht bei Priest. Es war wie immer eine Freude,
der Grande Dame bei flüssiger Weizengoutierung zu lauschen.
Da scheint auch noch kein Ende in Sicht, ein weiteres Album
ist bereits in der Mache. Das bestens bespaßte Auditorium
nahm es mit Vorfreude zur Kenntnis. Auch Markus "GPS", den
wir schließlich vor der ruchvollsten Straße der Stadt in die
Nacht verabschiedeten.
Fünf Tage später hatte ich tatsächlich mal kein Problem,
mich unter der Woche zu einer Fahrt nach Kassel aufzuraffen.
In der Goldgrube war Heavy Metal angesagt, ganz ohne
Firlefanz. Screamer machten den Anfang und glänzten mit
äußerst eingängigem Liedgut. Ein paar twin guitars hier und
da, offensichtliche Spielfreude und stets perlende
Gesangsmelodien sorgten für einen sehr gelungenen Auftritt
vor gut gefülltem Hause. Da konnten Ram nicht so ganz
mithalten, zu malocherhaft wirkte ihre Darbietung im
direkten Vergleich. Trotzdem war's beileibe kein Müll, den
die Schweden im ca. 20. Jahr ihres Bestehens zum Besten
gaben, und mit "Gulag" hatten sie ja immerhin auch einen
formidablen Ohrwurm am Start. Durchgehend echte Sonderklasse
hatten schließlich aber Satan zu bieten. Nach ein, zwei
Songs zum Warmwerden waren die alten Recken sichtlich in
ihrem Element. Der mittlerweile 65-jährige Brian Ross singt
noch immer den Großteil der nachkommenden Generation an die
Wand, während er nebenbei ein natural born entertainer ist.
Der Mann braucht seine Ansagen nicht einzustudieren,
spontanes Rumphilosophieren kommt von selbst. Aber auch den
Instrumentalisten zuzuschauen weitet einem das schwache
Herz. Russ Tippins sieht immer noch aus wie 35, topfit,
spielt bei Bedarf auch mal Klampfe hinterm Rücken, Sean
Taylor trommelt auch bei dauerndem Up-tempo cool wie Oskar,
während Steve Ramsey sich eines Jungspunds gleich gut
eineinhalb Stunden lang an der Klampfe völlig verausgabt.
Zumindest wäre unsereins total im Arsch nach solcher
Energieleistung. Und sowas bringen die seit Jahrzehnten
aktiven älteren Herren in einem kleinen, verrauchten Club.
Offensichtlich haben sie Spaß. Wie auch das Publikum, denn
wie sollte es anders sein, wenn auch noch ein prächtiger
Song den nächsten jagt? Gegen halb eins erst krochen wir
nach einem amtlichen Konzertabend zurück an die Oberfläche.
Zu suspekt für die Staatsmacht, die bei Überprüfung meiner
Fahrtüchtigkeit ein 0,0 serviert bekam. Warum gibt's für
sowas eigentlich keine hübsche Plakette an die
Windschutzscheibe?
|
13.02.19
Hatte ich mir genau so vorgestellt, als ich Norman das
Ticket fürs Spiel seiner Kölner gegen St. Pauli habe
zukommen lassen: In der Topbegegnung Dritter gegen Zweiter
dominierten seine Geißböcke weitgehend und siegten ziemlich
ungefährdet mit 4:1. Damit nichts schiefgeht, machte auch
das Gespann mit und ließ den Abseitstreffer zum 1:0
gnädigerweise gelten. Im weiteren Verlauf präsentierte sich
gerade die braun-weiße Defensive aber einfach zu
indisponiert, als dass es ernsthaft hätte spannend werden
können. Was soll's, bei manchen Paarungen kann man sich auf
den üblichen Ausgang so ziemlich verlassen. Zum Glück
hielten sich die anschließenden Feierlichkeiten in Grenzen.
Eigentlich kehrten wir nach einem asiatischen Häppchen
lediglich in Papa Joe's Klimperkasten ein, wo ich
nachmittags bereits zwei bis drei Kölsch verhaftet hatte.
Norman musste natürlich mal Cocktail-Joe, einen
Mixautomaten, ausprobieren, während uns die Pneuphoniker mit
diversem Liedgut unterhielten. Angeblich handelte es sich um
leblose Puppen, die mithilfe ausgefeilter Technik auf
Knopfdruck diverse Gassenhauer mittels Schifferklavier und
Tuba zum Besten gaben. Aber von King Diamond weiß man ja,
wie sowas abläuft. Wehrlose Karnevalsverweigerer werden im
Hinterstübchen zur Ader gelassen, um mit dem stets
vorrätigen Frischblut die vermeintlich harmlosen Marionetten
auf Trab zu halten. Zum Glück schafften wir den Absprung,
bevor wir angezapft werden konnten und flüchteten beizeiten
in unsere Kiezabsteige.
Am folgenden Samstag machte ich noch auf eigene Faust
Touri-Programm, schließlich war ich lang nicht mehr auf
Reisen gewesen. Da das Wetter mitspielte, spazierte ich
erstmal ausgiebig kreuz und quer durch die Altstadt und am
Rhein entlang. Zufällig trieb es mich zur passenden Zeit
recht weit in den Süden, so dass sich ein Besuch im
altehrwürdigen Südstadion anbot. Bei Fortuna gegen Zwickau
sah es gar nicht mal arg nach Abstiegskampf aus, es bot sich
ein recht ansehnliches Drittligaspiel, das die Heimelf nach
langer Durststrecke verdientermaßen 1:0 gewinnen konnte.
Atmosphärisch ging es ziemlich nett zu auf der Haupttribüne,
es wurde kaum geschimpft und zumindest dezent supportet,
während man im Gästeblock zerstörte sanitäre Anlagen zu
beklagen hatte. Bliebe nur die Frage zu klären, warum das
Stadionkölsch im Halbliter-Becher stabileren Schaum
vorweisen konnte als jenes in der 0,2er-Stange am
Kneipentresen.
Die Verlustierung am Abend sollte sich standesgemäß
gestalten, denn im Programmkino um die Ecke lief "Asi mit
Niwoh – Die Jürgen Zeltinger Geschichte". Unterhaltsamer und
kölscher hätte es wohl nicht werden können, der ziemlich
volle Saal amüsierte sich bestens. Anschließend stolperte
ich noch in eine der Eigelsteiner Pinten, zischte ein paar
Stangen Obergäriges und spendierte der hauseigenen
Animierdame einen sündhaft teuren Piccolo, bevor ich wieder
unvernünftig früh zu Bett ging. So war ich dann aber am
Sonntagmorgen zeitig fit und konnte noch eine Runde durch
den fast menschenleeren Dom drehen. Die Kopfbedeckung soll
man drin ja abnehmen, im Karnevalskostüm darf man unter
Umständen aber rein, seltsame Sitten.
|
30.01.19
Eine Ausgehaktion, die Hoffnung machte am vergangenen
Samstag: Erstmal waren wir ohne großes Hin und Her gleich zu
viert, nachdem Christiane und René zu Rita und mir
dazugestoßen waren. Wann schafft man es schon noch, so
zahlreich abends mal so eben loszugehen? Und dann wirkte
unser Städtchen plötzlich, als wäre die Kneipenszene noch
recht intakt. Bei Pano mussten wir wieder kehrtmachen, weil
sämtliche Tische belegt waren. Im Drunkards hatten wir mehr
Glück, obwohl es auch dort gut besucht war. In dem Pub ließ
es sich erneut lässig aushalten, die Mucke bewegte sich auf
beachtlich rockigem Niveau, und auf der neuen Speisekarte
entdeckten wir sogar einen veganen Flammkuchen, der dann
wohl bald mal fällig ist.
Anschließend schafften wir es zum ersten Mal in den
"neueröffneten" Keller. Der obige Eingang war zwar noch
verschlossen, aber innen sah es schon etwas anders als
gewohnt aus. Mehr Raum als vorher und teilweise veränderte
Einrichtung, wenn auch noch eindeutig erkennbar und nicht zu
arg umgemodelt. Aber diese sanitären Anlagen, edler als im
Stern! Zumindest für den Moment, lang wird es sicher nicht
so stylish bleiben. Kaum vermeidbar war es, sich längere
Zeit am Kickertisch festzuhalten, später auch an dem einen
oder anderen Mixgetränk. Eine runde Sache. Zumal ja beim
Umbau anscheinend auch an sowas wie eine Belüftung gedacht
wurde, denn das Atmen fiel relativ leicht. Wenn dann im
Sommer schon nachmittags der Schanigarten bewirtet wird,
muss ich womöglich doch wieder öfter hin.
|
17.01.19
Letzten Freitag war die Bude recht voll beim Bücherbasar,
gleich sechs neue Exemplare verschiedenster Ausführung
konnte ich dabei einsacken. Das knappe Dutzend Besucher
blieb gleich noch etwas länger, um die feilgebotenen
Getränke zu goutieren. Werni lief erwartungsgemäß am besten,
aber auch das von Herrn H. kredenzte Guinness mit Portwein
fand guten Anklang. Fremde, seltsame Bierwelt: Das irische
Gebräu zapft sich aus der Dose kommend dank inkludierter
Kartusche quasi selbst. Da denkst du im angesäuselten
Zustand auch erstmal, du sitzt irgendwelchen Visionen auf.
Ist aber tasächlich so. Genauso wie Accept ne reine
Heavy-Metal-Band sind, da besteht ja wohl kein Zweifel. Als
jemand von Hardrock sprach, stand er wohl unter erhöhtem
Stickstoff-Einfluss.
Familie Keck blieb dann noch einen Tag länger vor Ort, wo
sie schon mal komplett am Start war. Nach dem erst
mittäglichen Aufstehen und Spätstück im Café harmony blieb
jedoch nicht mehr viel Zeit für Programm, so dass außer
einem kleinen Stadtspaziergang nebst Heilwasserverköstigung
im Kurhaus nur noch gemütliches Beisammensein in den vier
Wänden angesagt war. Was sich aber äußerst nett gestaltete
mit Gesellschaftsspielen, Getränken und Neuem vom
Tatortreiniger. Ein sehr rundes Wochenende mit den besten
Gästen.
|
01.01.19
Silvester wird zusehends zum Nichtevent, das blödsinnige
Geballer nervt ja eh schon lang. Da es aber nichts bringt,
vor Mitternacht pennen zu gehen, entpuppte sich gestern Ijon
Tichy als ultimativer Singleabend-Begleiter zum
Jahreswechsel. Die analoge Halluzinelle wird mal eben
eigenhändig erschaffen, und schon kann die ungestörte
Sternenreise beginnen. Am gerüchteten Alkoholproblem müsste
man noch arbeiten, aber das Ritual wurde ja auch gerade erst
entwickelt. Kurz nach 12 dann ab in duseltronische
Schlafbettmaschinegerät, perfekt.
Ziemlich perfekt begann auch der Urlaub zum Kalenderwechsel.
Am letzten Arbeitstag reiste Schwester Taina an, so dass wir
abends in erweiterter Runde Glühtrank und Italospeisen in der Kreisstadt
genossen. Samstags schleifte ich sie nach kurzem Shopping am
Mittag ins Insider, damit sie mal sehen konnte, was ich
zwecks Fußball Schauen immer so mitmache. Dabei erwischten
wir zumindest ein siegreiches Spiel, der Pilsnachschub lief
flüssig und bequem gesessen hat der weitgereiste Gast
anscheinend auch. Später am Tag erlebten wir nach Abstecher
zu Saschas Familie dann Old Mother Hell beim Masters Of
Cassel. Abgesehen vom längere Zeit vermissten Gitarrensound
wurde es wieder ein prima Auftritt, bei dem ein paar neue
Fans gewonnen worden sein müssten. Traitor thrashten auch
ganz gut drauflos, vom sonstigen Programm bekam ich nicht
sehr viel mit. Auf jeden Fall wirkte die Veranstaltung im
Fiasko ganz gut aufgehoben. Nach dem durchgehend geschmeidig
verlaufenen Besuchsprogramm und Sonntagsfrühstück im Café
Hahn, verabschiedete sich unsere Hanseatin wieder Richtung
familiäre Weihnacht.
Am zweiten Feiertag traf mighty Gonzman in Hersfeld ein, um
bei Lars Kurzurlaub zu verbringen. Ich aktivierte noch Mohr,
so dass wir Vier von Jenny in die Alte Piesel kutschiert
wurden, wo natürlich wieder 667 Maiden huldigten. Das war
prinzipiell gut und voll wie immer, nur als special guest
hatte man diesmal einen Lemmy-Verschnitt zu bieten. Er sah
zumindest authentisch aus, klang auch ganz okay. In der
bestens geheizten Bude mussten wir ausreichend Flüssigkeit
aufnehmen, was uns bis spät in die Nacht gelang. Einige
waren am Ende noch fit genug für Kurbelsport, Mohr und ich
eher froh, irgendwann heil in den Betten gelandet zu sein.
|
|
|
|
|
"Ist
der Mensch nicht ein komisches Tier? Er tötet Millionen wild
lebender Tiere und tut gleichzeitig alles, damit es seinen
Haustieren gut geht. Er bringt Milliarden von Nutztieren um
und isst sie. Das wiederum bringt Millionen von Menschen um,
weil der Verzehr all dieser Tiere zu degenerativen - und
letztlich tödlichen - Krankheiten wie Herzleiden,
Nierenleiden und Krebs führt. Daher quält und tötet der
Mensch Millionen weiterer Tiere, um diese Erkrankungen
heilen zu können. Anderswo auf der Welt sterben Millionen
von Menschen an Hunger und Unterernährung, weil die Nahrung,
die sie ernähren könnte, dafür verwendet wird, Nutztiere zu
füttern. Und währenddessen sterben manche Leute an zynischem
Gelächter angesichts dieser absurden Menschheit, die
dermaßen unbekümmert und brutal tötet, um dann einmal im
Jahr Karten zu verschicken und um „Frieden auf Erden“ zu
bitten."
(Vorwort aus "Old MacDonald’s Factory Farm" von C.
David Coats)
"Die Weltlandwirtschaft
könnte ohne Probleme 12 Milliarden Menschen ernähren. Das
heißt, ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet."
(Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter)
"Jagd ist nur eine feige Umschreibung für besonders
feigen Mord am chancenlosen Mitgeschöpf. Die Jagd ist eine
Nebenform menschlicher Geisteskrankheit."
(Theodor Heuss, erster Bundespräsident der BRD)
"Ich habe meine gesamte Jugend buchstäblich in
Kotze, Scheiße, Urin, Kakerlaken, Bandwürmern und
sterbenden, verwesenden Katzen verbracht. Auch das Essen
wurde in entsprechender Art zubereitet."
(Tom Gabriel Warrior, TRIPTYKON)
"Man kann einzelne Menschen lieben, aber die
menschliche Rasse im Ganzen ist das Allerletzte. Sie ist
durch und durch verkommen."
(Lemmy Kilmister)
"Die Menschen werden niemals frei sein, bis man
nicht den letzten König mit den Eingeweiden des letzten
Priesters erdrosselt hat."
(Denis Diderot, 1713-1784)
"Life is not the opposite of death. Death is the
opposite of birth, life is eternal."
(Stan Ambrose in ANATHEMAs "Presence")
"It's just so beautiful. It was eternity, it's like I
was always there, and I will always be there, that my
existence on earth was just a very brief instant. I could
say that I was peace, I was love, I was the brightness; it
was part of me."
(Joe Geraci 1981, wie in ANATHEMAs "Internal Landscapes")
"Menschen schlagen die Zeit tot, bis sie sich
revanchiert"
(Stanislaw Jerzy Lec)
"Die Welt ist ein Gefüge verschwindend kleiner
Zuckungen"
(Willard Van Orman Quine)
"My name is Mohr, any questions!!?"
(Der Graue aus Marsberg auf internationaler
Vorstellungsrunde)
"Nie wieder Einbecker Urbock, da tun einem die
Klicker weh."
(Gero Hase beim morgendlichen Erwachen nach einem im
Bockbierrausch jäh gescheiterten Anbaggerversuch)
"Die Ehe ist der Versuch, zu zweit mit den
Problemen fertig zu werden, die man alleine nie gehabt
hätte."
(Woody Allen)
"Alle haben gedacht, ich sei tot. Ich selbst
auch."
(Tom Angelrippers Gedankenwelt nach krassem Bühnensturz)
"Mein Kopf ist nicht
Ihr Tanzplatz!"
(Helga K. beim Privat-Brainstorming im Kreise der
Arbeitskollegen)
"They probably had shit
running down their legs, but you couldn't see it under the
marvellous gowns!"
(Ronnie James Dio über romantische Aspekte des Mittelalters)
"Abseits is', wenn
dat lange Arschloch zoo spät abspielt."
(Hennes Weisweiler über Günter Netzer)
"Es war ein wunderschöner Augenblick, als der
Bundestrainer sagte: <Komm Steffen, zieh deine Sachen aus,
jetzt geht's los.>"
(Steffen Freund, ehemaliger Nationalspieler)
"Man darf ein Album erst frühestens 15 Jahre nach der
Veröffentlichung beurteilen. Alle, die wir über Musik
schreiben, tun das ja nur aus einem sozialen Reflex heraus.
Wären wir cool, würden wir 20 Jahre lang die Fresse halten."
(Fenriz hat mal wieder recht)
"Ich komme aus der Gosse, da wird man entweder
Zuhälter oder Fußballprofi."
(Deniz Naki)
"Wenn ich das sehe, wie die Paulianer
hier in
unserem Stadion feiern, dann könnte ich kotzen."
(hsv-Sportchef Bastian Reinhardt, 16.2.2011)
"Ein Fußballer sollte gelernt haben, seinen Ärger
zu bezähmen, seinen Mitmenschen gegenüber umsichtig sein,
sich keinen unlauteren Vorteil verschaffen, bereits den
Anschein von Betrügerei als unehrenhaft betrachten und im
Fall einer Niederlage heitere Gelassenheit zeigen."
(N. Lane Jackson, Gründungsvater des Corinthian FC) |
|