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Hammer of Doom XIVWürzburg, Posthalle, 15. & 16.11.2019 |
Mal wieder wartete ein astreines Billing auf uns, aus bloßer Gewohnheit zog es uns also auch bei der 14. Auflage nicht nach Würzburg. Und so taucht auffallend oft das Wörtchen "Magie" im Text auf, garantiert ein gutes Zeichen. |
Die Anreise bewältigte ich ausnahmsweise mit dem Kleinwagen, während Mohr und ich erstmals den Luxus eines jeweils eigenen Zimmers im Hostel genossen. Sogar die Samstagstaktik mit Frühschoppen und nachmittäglicher Trinkpause ging beinahe voll auf. |
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Freitag |
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Nachdem wir unsere Einzelzimmer bezogen hatten, gingen wir zunächst zu den Veggie Bros, um uns eine Grundlage zu verschaffen. Crestfallen Queen verpassten wir dadurch, kann man nix machen. Rechtzeitig zu Orodruin waren wir aber in der Halle, und das war gut so, denn es stellte sich sogleich eine magische Affäre ein. Bei brillantem Sound und tollem Licht war man sofort vereinnahmt, das neue Material zündete auf Anhieb. Umso unverständlicher erschien W. L. Kuhns jüngst im Rock Hard abgedrucktes 3,5-Punkte-Review, das unter den anwesenden Fachleuten nur für verständnisloses Kopfschütteln sorgte. Die bereits ansehnliche Meute vor der Bühne sah (und hörte) es definitiv anders, denn die Reaktionen waren durchweg positiv. Für eine Band, von der man außer einem nicht allzu doll Staub aufwirbelnden Album vor gut 16 Jahren nicht viel gehört hatte, schon enorm. Und sie spielten beinahe komplett nur Songs vom frisch geschlüpften "Ruins Of Eternity", außer "Epicurean Mass", das kurz vor Schluss den epischen Höhepunkt bildete. Ein sehr geiler Auftritt, der nicht nur John Gallo tänzeln ließ. Wie nicht anders zu erwarten, änderte sich die Atmosphäre mit Antimatter deutlich, Doom Metal machte Platz für düster-melancholischen Rock, was im Auditorium für merkliche Lücken sorgte. Eigentlich unverständlich, denn Mick Moss' Qualitäten müssten sich mittlerweile herumgesprochen haben. Die von herrlicher Stimme intonierten Trauermelodien sollten eigentlich auf viele mollwollende Ohren stoßen, Eingängigkeit en masse war vorhanden. Heute klangen gerade die Vocals derart perfekt, dass ich schon fast Zweifel an der völligen Livehaftigkeit bekam. Womöglich die übliche Paranoia. Ich fand's trotzdem ziemlich ansprechend, zumal der Fronter besonders extrovertiert schien. Das Beste kam wie meistens zum Schluss, "Leaving Eden" ist ein verdammt großartiger Song. Statt (Rest-)Trouble erschienen nun The Skull, was mir völlig Recht war, denn was nützen die besten Gitarren, wenn der Gesang einfach nicht passt. Eric Wagner ist zwar auch nicht mehr perfekt bei Stimme (was Wunder bei der ständigen Qualmerei), aber er bringt immmer noch genug der alten Magie auf die Bühne, das einem warm ums Herz wird - zumindest wenn er in Stimmung ist. An diesem Abend war das offensichtlich der Fall, und so sah man den alternden Helden als Mischgestalt aus Gott und Tom Araya zum Mikro schlurfen, um mit "R.I.P" perfekt in den Set zu starten. |
Es schlossen sich weitere Glanztaten der von mir meistgeliebten mittleren Trouble-Phase an. "At The End Of My Daze", "Come Touch The Sky", "Memory's Garden", herrlich!! Schon länger hatte ich live nicht mehr so eine großartige Zeit mit diesem wolkenguten Seelenfutter meiner Jugend gehabt. Da konnten selbst die vermeintlich ganz großen Klassiker der Frühphase im zweiten Teil des Sets nicht mithalten, auch wenn "The Tempter" oder "Bastards Will Pay" natürlich richtig geile Songs sind. Wenn aber selbst Mohr manchmal nicht richtig im Bilde ist, merkt man, dass der ganz alte Stoff eventuell leicht überbewertet wird. Die Zugabe "Psychotic Reaction" riss es dann nochmal richtig raus, eingeflochten darin mit "Those Which Are Asleep" der einzige The Skull - Song, der tatsächlich völlig brillant tönte. In dieser tollen Form wird man Eric Wagner nebst Band hoffentlich nicht zum letzte Mal erlebt haben. In blendender Form ist Uli Jon Roth schon seit Jahren und mir kommt es vor, als würde der Typ sich bei den regelmäßigen Konzerten immer weiter steigern. Vielleicht ist es auch das Bandgefüge, das sich duch jahrelanges Touren inzwischen perfekt eingespielt hat. Der zur Verfügung stehende Songfundus ist ja eh ziemlich großartig, obwohl ich "All Night Long", mit dem es diesmal losging, eigentlich so eher mittel finde, trotzdem nahm mich die Band gleich mit. Einiges von Electric Sun kam anfangs zum Zug, womit man weniger vertraut war, trotzdem hypnotisierte der Meister einen sogleich mit seinem einzigartigen Gitarrenspiel. "Don't Tell The Wind" von Zeno kannte ich inzwischen, klasse Song, und bald darauf ging's auch in die Vollen mit den ganzen unsterblichen Scorpions-Granaten wie "We'll Burn The Sky", "Pictured Life" oder "Yellow Raven". Was sollte man noch Besseres zu hören bekommen an solch einem großartigen Abend? Da juckte es mich nicht im geringsten, dass der Headliner mit Doom so gar nichts zu tun hatte. Lieber ergötzte ich mich an Ulis extended version von "Little Wing", das er für Jimi wohl quasi zu Ende geschrieben hat. Ganz großes Kino. Euphorisiert hingen wir anschließend noch eine Weile bei der Aftershow-Party in der Halle ab, wo wir mit Sicherheit Spaß hatten. Dass der Nasenmann auf dem Heimweg überfallen werden sollte, ahnten wir natürlich nicht. Man sollte zukünftig also wohl Vorsicht walten lassen auf dem kühlen Pflaster Würzburgs. |
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Samstag |
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Mohr lauerte morgens natürlich schon längere Zeit glockenwach nebenan darauf, wann ich endlich in Gang kommen würde. Schließlich begaben wir uns am Vormittag in den netten Barbereich des Babelfish zwecks Frühschoppen, nachmittags wollten wir diesen mittels Trinkpause kompensieren. Wie zu erwarten war, gestaltete sich unser Sit-In zum sozial hochwertigsten Programmpunkt des Wochenendes. Man sah Leute kommen und gehen, mit dem einen oder anderen hielten wir ein Schwätzchen, manche gesellten sich dazu. Und dann kamen uns Ideen, mit welchen Künstlern aus den verschiedensten Bereichen wir uns mal befassen müssten, eine umfangreiche Liste wurde erstellt. Wir hätten noch Stunden dort sitzen können, doch es rief ja auch wieder das Festival. Also rafften wir uns erstmal auf, feste Nahrung einzuwerfen, es gab was Asiatisches. Anschließend ließen wir wieder die überflüssige Leibesvisitation über uns ergehen, um in die Posthalle zu gelangen. Thronehammer und Iron Walrus hatten bereits gespielt, aber wir hatten zunächst eh nur Tanith im Sinn. Schon beim Soundcheck deutete sich an, was nun kommen würde: Eine gänzlich magische Darbietung der Songs des brillanten Debüts "In Another Time". Vom ersten Ton an waren wir gefesselt von den wunderschönen Melodien, die Cindy Maynard mit fantastischer Ausstrahlung zum Besten gab. Der Geist Phil Lynotts schien sich ihrer bemächtigt zu haben, wie sonst konnte sie eine derart brillante Vocals/Bass-Darbietung auf die Bühne zaubern. Russ Tippins konnte ihr bei aller Klasse nicht ganz das Wasser reichen, obwohl er aus seiner eher dünnen Stimme schon einiges rausholte. Jedenfalls bekamen wir klar vor Ohren geführt, dass nahezu jeder einzelne Song des Albums ein kleiner bis großer Hit ist. Verdammt starker Auftritt, besser konnte es jetzt nicht mehr werden. Was es für Messa schwierig machte, mich bei der Stange zu halten. Sie hantieren ja eher mit Atmosphäre als mit Hooks, da schmeckte die Show dann doch ein wenig nach langatmigem Roadburn-Geschwurbel. Nach einer Weile verlor ich die Geduld und trollte mich in den rückwärtigen Bereich, wo mich der letzte Song dann aber doch immerhin überzeugen konnte. Ich war nach der Tanith-Sternstunde also wohl wieder in irdischen Sphären angelangt, da kamen mir Mirror Of Deception gerade recht. Und die Schwabistan-Truppe machte keine Gefangenen, legte mit "Ship Of Fools" gleich fulminös los. Die beiden "Neuen" an Bass und Drums wirkten mittlerweile komplett integriert, alles passte zusammen und harmonierte, so dass sie hier und heute wieder einen Auftriit vom Feinsten aufs Parkett legten. Die Balance aus Doom und Speed wirkte selten so ideal, die Setlist geriet wirklich äußerst formidabel, und das obwohl "Weiss" gar nicht zum Zug kam. Dafür perlten mit "Orphans", "Vanished" und "Mirthless" die Hits nur so aus der PA, während mir "Sojourner" nicht zum ersten Mal feuchte Klüsen besorgte. |
Zu guter Letzt gab uns das epische "Der Student von Ulm" den Rest, was für ungewohnt euphorische Publikumsreaktionen sorgte. Mir scheint, MoD sind noch immer nicht am Ende mit ihrer Mission. Lord Vicar genossen bei mir zurzeit keine besondere Priorität, weswegen die Zeit für eine Pause angemessen schien, in der ich mit Taina Falafel mampfen ging. Khemmis durften wir anschließend natürlich nicht verpassen, zu gespannt waren wir auf die livehaftigen Qualitäten des Quartetts aus Denver. Ein bisschen skeptisch war ich aufgrund der auffälligen Umtriebigkeit der Band, die ja anscheinend ziemlich ausschweifend in den USA unterwegs gewesen ist. Jedoch führte dies allenfalls zu dem Umstand, das sie nun eingespielt wie ein Uhrwerk agierten, die oft zwillingshaften Klampfen klangen ganz hervorragend. Alles bestens also. Eine Vision stellte sich ein, bei welcher mir eine Europatour vorschwebte mit Khemmis / Apostle Of Solitude und B.S.T. Wäre zu schön, wenn dies Realität werden würde. Weniger aufregend fand ich anschließend Swallow The Sun. Typen mit Kapuzen und Samples wirkten eher pseudo-introvertiert, die Mucke hatte wenig Fesselndes. Richtig scheiße klang das nicht, unter den ganzen Hochkarätern blieben die Finnen für mich aber ein blasses Mauerblümchen. Da blieb mir Zeit, rüber ins Hostel zu gehen, um Mohr zu reaktivieren, der bereits begonnen hatte, der Bettschwere zu verfallen. Aber Scald sollte er schließlich mitkriegen, wäre sonst ein Fauxpas gewesen. Denn was sich nun zutrug, war schon gewaltig erstaunlich. Die reaktivierten Russen plus Procession-Felipe brachten mal eben eine proppevolle Posthalle zum kollektiven Steilgehen. Es muss auch für die Musiker ziemlich surreal gewesen sein. Das einzige Album erschien 1996, sorgte im Untergrund für ein klein wenig Furore, im Jahr darauf verstarb Sänger Agyl. Und jetzt stand man hier in Würzburg mit tausend anderen und feierte die alten Epen ab, unfassbar irgendwie. In dem Fall ein echter Volltreffer Oli Weinsheimers, der zu dieser brillanten Aufführung führte. Es klang halt auch wirklich gut, wie sämtliche Stücke des Albums gespielt worden, und zum Schluss kam gar ein neuer Song zu Ehren. Was da wohl noch zu erwarten ist? Von mir an diesem Abend nicht mehr viel, denn langsam waren die Akkus leer. Ein bisschen was von Atlantean Kodex bekam ich noch mit, war sicher alles top, aber dann musste ich mich in die Waagerechte trollen. In der Form jedenfalls dürfte das Hammer Of Doom noch lang nicht am Ende sein. Musikalisch gibt es auf Dauer ausreichend Kandidaten für's Programm, und der Publikumszuspruch scheint ja auch eher immer noch zu wachsen. Ich fand's ganz großartig und werde wiederkommen, auch wenn unser Hostel für 2020 bereits frühzeitig ausgebucht war. |
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Tofukeule, Februar 2020 |
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