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Doom over Vienna XIV

Wien, Escape, 08. & 09.11.2019

Es hätte so schön werden können: Da hilft man selbst ein bisschen nach, so dass B.S.T. für's überraschenderweise doch wieder stattfindende Doom Over Vienna bestätigt werden, die Band nebst Gefolge schwelgt in Vorfreude - und dann hat Fronthecht Heiko wenige Tage vorher einen üblen Heimwerkerunfall, der ihn ans Krankenhausbett fesselt.

Großes Unglück, aber es hätte sogar noch schlimmer kommen können. Da nunmal schon alles gebucht und geplant ist, jammern wir nur kurz, dann ist klar, Taina und ich ziehen es durch, um nicht zuletzt auch schon mal die Lage für 2020 zu checken, wenn bei B.S.T. hoffentlich alles wieder fit und episch ist.

 

Donnerstag

Donnerstag Vormittag geht's los, erst mit dem cantus nach Fulda, dann nonstop weiter im ICE bis Wien, man kennt es ja schon. Wichtig ist die mentale Vorbereitung darauf, annähernd 6 Stunden im gleichen Zug zu sitzen, sonst zieht es sich. Es läuft gut, so dass ich entspannt in Meidling aussteige und noch ein Stück mit der U-Bahn zur Unterkunft fahre, wo zum Glück auch gleich die Dame mit dem Schlüssel aufkreuzt. Die Bude sieht exakt so edel aus wie in der bildlichen Beschreibung, eine echt gute Wahl. Nur wenige Minuten später trifft auch Taina ein, die mit dem CO2-kompensierten Flugzeug angereist ist. Nach ein wenig Auspacken und häuslich Einrichten brechen wir schon gleich Richtung indisches Restaurant Natraj auf, das nur ein paar hundert Meter entfernt liegt. Der Laden ist angenehm schlicht eingerichtet, das Essen mindestens solide, in dem Bereich kann man ja selten was falsch machen. Etwas blöd ist eine Verwechslung bei den Getränken, aber sowas kann vorkommen, die Bierflaschen sehen sich ja auch alle so ähnlich. Wir hetzen uns nicht, auch wenn wir zum angepeilten Konzert nicht mehr ganz pünktlich kommen. Wiederum nur wenige Schritte müssen wir gehen, und schon sind wir drin in unserem zweiten Wohnzimmer für die nächsten drei Tage, dem Escape. Als wir die Treppe zur Location im Keller hinabsteigen, spielen bereits Flesh Storm, der örtliche Anheizer aus Wien. Schon nach ein paar Takten wird uns klar, dass wir es nur bedingt mit Virtuosen zu tun haben. Das Gebotene klingt unrund und hölzern, so als würde die Band Songs schreiben, die sie selbst nur unzureichend umzusetzen in der Lage ist. Putzig mutet derweil synchrone Beinakrobatik der Saitenmusikanten an, während das Bühnenlicht selbige nur schummrig von hinten anleuchtet. Dieser Umstand sollte bei all den kommenden Bands chronisch zu beklagen sein, eine amtliche Lightshow sieht wahrhaft anders aus.

Die Fleischstürmer indes kämpfen sich durch den Rest ihres Sets, bis der singende Klampfer Gernot am Ende plötzlich eine völlig schräge Kirmesnummer zum besten gibt, die uns amüsiert und konsterniert zurücklässt. Wir klettern wieder hoch in die Kneipe, wo wir im Gegensatz zum bevorstehenden Wochenende ein noch großzügiges Platzangebot vorfinden. Die Getränkeauswahl ist reichhaltig, die Beschallung metallisch abwechslungsreich, ein netter Schuppen. Weiter geht's unten mit Haunt, die ich ja kürzlich erst in Hamburg gesehen habe. Wiederum bieten die Kalifornier eine energetische, professionelle Show, für die die schmale Bühne schon fast zu beengend wirkt. Songs mit speziellem Wiedererkennungswert kann ich nicht ausmachen, dafür fällt mir aber auf, dass sich Sänger Trevor wahrscheinlich sehr gut in einer White Lion - Coverband machen würde, zumindest stimmlich. Anschließend bei Screamer sieht es ähnlich aus, die fünf ausgewachsenen Männeken passen gerade so auf die Bretter, viel Bewegung ist nicht möglich. Was auch ein Grund sein könnte, warum mir bei den Schweden heute ein wenig der Biss fehlt. Immerhin kommt mir mittlerweile der eine oder andere Song schon bekannt vor, obwohl ich keinen Tonträger der Truppe im Haus habe, ist wohl auch ein Qualitätsmerkmal. Zwischendurch taucht Booker Willi mal vor der Bühne auf, bejubelt kurz die Band, und verschwindet wieder zu seinem Platz hinter der Theke, cooler Vogel. Ansonsten ist die Besucherzahl überschaubar, Screamer auch nicht allzu motiviert, sich hier zu verausgaben. Nach einer mageren Stunde ist bereits Schluss, eine Zugabe wird nicht mal vorgetäuscht. Auch okay, so schlürfen wir als Absacker noch ein Tässchen Tee, und begeben uns alsbald zur Nachtruhe.

 

Freitag

Morgens brauchen wir ein Weilchen, bis wir in die Gänge kommen, so dass wir schon ziemlich hungrig sind, als wir uns im "Oben" zum ersten Mahl des Tages niederlassen. Das vegane Frühstück stellt sich als sehr bunt, abwechslungsreich und lecker heraus, vor allem die pikanten Portobellopilze können punkten, während ich den Chiapudding aufgrund seiner kaviarhaften Glitschigkeit doch leicht gewöhnungsbedürftig finde. Der Kellner ist ausgesprochen nett und aufgeweckt, da könnten wir später glatt nochmal hingehen. Nun ist zunächst Kultur angesagt, weswegen wir uns zum Zentralfriedhof begeben und das Bestattungsmuseum aufsuchen, welches ja sogar als Sponsor für's Doom Over Vienna in Erscheinung tritt. Einen entsprechend entspannten Eindruck vermittelt auch gleich der Bedienstete an der Kasse, der einem Pläuschchen nicht abgeneigt ist. Die Ausstellung ist relativ übersichtlich, aber gut gemacht. Wir lernen, wie ein Krematorium funktioniert, und dass gewisse Firmen für einen ziemlichen Leichentourismus sorgen, indem die zu verbrennenden Körper über weitere Strecken durch die Gegend kutschiert werden, was bei den Wiener Friedhöfen natürlich nicht geschieht. Weiterhin erfahren wir Interessantes zu teilweise prunkvollen Bestattungen des aufstrebenden Bürgertums in früheren Zeiten und begutachten ausgestellte Accessoirs und sonstige Stücke zum Thema. Eine gute Stunde sind wir wohl beschäftigt, bis wir nach Tainas Shirtkauf natürlich auch noch einen größeren Rundgang draußen zwischen den Gräbern machen. So speziell wie in Ohlsdorf finden wir es nicht, da besteht Einigkeit, aber trotzdem gibt es einiges Interessantes zu besichtigen, z.b. die hübsche Kirche mittendrin oder Prominentengräber wie das von Falco, das wir nach längerer Suche auch endlich finden. Bald sind wir aber genug rumgelatscht, und uns knurrt langsam wieder der Magen. Weil's am Morgen so gut war und praktisch in der Nähe unserer Unterkunft liegt, gehen wir gleich nochmal ins Oben, um uns für den kommenden Abend zu stärken. Der Rest des Nachmittags fliegt schnell dahin bei einem kleinen Einkauf bei Billa und ein bisschen Abhängen in der Bude bzw. dem Aufhübschen für's Festival. Relativ pünktlich zum Start der ersten Band laufen wir gegen 19:15 h wieder im Doomkeller ein, wo sich zunächst ein eher spärliches Publikum im hinteren Bereich herumdrückt. Dabei wirken Kielkropf gar nicht mal so abstoßend, sondern bieten einen sludgig-kompetenten Einstieg ins Programm. Crowbar, ick hör dir trapsen, aber gut gemacht ist es auf jeden Fall von der Truppe mit dem seltsamen Namen. Taina wird gleich mal von einem penetranten Besuffski genervt, der es aber schnell gut sein lässt und bald von der Bildfläche verschwindet. Das sonstige Publikum ist zum Glück durchgehend netter und nach einer Weile auch zahlreicher zugegen, so dass der Club als ordentlich gefüllt durchgeht. Als nächstes sind Lone Wanderer am Start, was bedeutet, es wird jetzt richtig langsam, Funeral Doom ist angesagt.

Bei besonders sparsamem Licht und ebensolchen Ansagen breiten die Freiburger 50 Minuten lang einige ihrer ausladenden Kompositionen vor den Zuhörern aus. Mehr als vier Stücke dürften es nicht gewesen sein angesichts von grundsätzlich über 10-minütigen Songs. Mir gefällt außerordentlich gut, was die Truppe bietet, denn bei allem Zähfluss vernehme ich sehr gefällige Melodien. Später werde ich das bisher einzige Album "The Majesty Of Loss" verhaften und mir vornehmen, gefälligst mehr Funeral Doom zu hören. In den Umbaupausen gehen wir eigentlich immer hoch zur Bar, um einen Sitzplatz zu ergattern und ein bisschen mit Leuten wie Michael M. oder Hannes zu schnacken, was der entspannten Atmosphäre förderlich ist. Bei Bitterdusk geht es vor der Bühne anschließend signifikant enger zu, was eventuell mit der recht imposanten Erscheinung einer Keyboarderin zu tun haben könnte, passenderweise bekommt die Band jetzt auch recht viel Licht spendiert. Musikalisch klingt es nun weitaus leichtgewichtiger, Doom ist höchstens in Tupfern zu erahnen. Ist mir ein wenig schleierhaft, wie diese ungesignte Band aus Chile aufs Billing gerutscht ist. Für mich klingt die Chose wie eine Mischung aus Moon Of Sorrow und Héroes del Silencio, nicht wirklich übel, aber doch eher fehl am Platz. So bleibt immerhin Zeit für ein weiteres Gösser Zitrone, bestellt an der Theke zu Babel, die so hoch gebaut ist, dass ne kleinere Lady neben mir nicht ansatzweise drüber schauen kann. Dem folgenden Gig von Wall Of Sleep sehe ich mit etwas gemischten Gefühlen entgegen, gefallen mir die Scheiben seit dem Abgang Gábor Holdampfs doch nur bedingt. Aber sieh an, live kommt es dann doch ziemlich klasse. Zoltán bringt's am Mikro recht gut rüber, während Sándor Fülekis Minenspiel beim Klampfen eine Show für sich ist. Die Auszeichnung als Kurdt Vanderhoof des Doom Rock ist ihm sicher. Gerade nach der eher seichten Band vorher hab ich echt Spaß mit der wuchtigen Darbietung der Ungarn. Die 50 Minuten sind mir viel zu kurz, dafür bekommen wir als krönenden Abschluss "I Sleep" vom 2004er Debüt-Album kredenzt. Prima Show! Nun stellt sich die Frage, was wohl von Darkher zu erwarten ist, der eine oder die andere scheint ziemlich gespannt auf den Headliner zu sein. Der sich länger hinziehende Soundcheck wirkt schon mal ein wenig speziell. Tatsächlich steht nur die namensgebende Dame mit Klampfe nebst Drummer auf der Bühne, welcher sich noch eben die Kapuze überstülpt, bevor es schließlich losgeht. Madame streicht geschmeidig über die Saiten, singt düster-entrückt, bevor meist heftigere Passagen inklusive Drumming die zarte Atmosphäre durchbrechen. Dieses Muster scheint sich durch den gesamten Set zu ziehen, und ich stelle mir vor, dass sowas beim Roadburn für völlige Begeisterung sorgen dürfte. Auch hier in Wien gibt's durchaus Zuspruch, Taina und mir wird es aber zu vorgerückter Stunde bald zu anstrengend, so dass wir frühzeitig zum Aufbruch blasen. Ein abwechslungsreicher und unterhaltsamer Festivaltag 1 liegt hinter uns, durch die nächtliche Kälte zu unserem Stiegenhaus ist es zum Glück nicht weit.

Samstag

Nach einem recht leckeren Krapfenfrühstück in unserer Unterkunft rufen wieder die schönen Leichen Wiens, so dass wir der Kapuzinergruft einen Besuch abstatten. Dort ruhen die ganzen Habsburger in teilweise unfassbar aufwändig gestalteten Sarkophagen, und auch die Räumlichkeiten selbst sind recht edel hergerichtet. Zwar finde ich den Brauch eher schräg, die toten Körper luftdicht verschlossen überirdisch zu lagern, aber da man ja nur die Behältnisse von außen sieht, wirkt die Szenerie nicht sehr gespentisch. Außerdem reißt der Touri-Strom durch die Gemäuer nie nennenswert ab, also ist es mit der Totenruhe nicht sehr weit her. Soll aber wohl so sein, warum hätte man auch sonst solch gigantischen Aufwand betreiben sollen. Hier und da liegen vor den Särgen Rosen, gerade bei jenem von Sisi. Komisch dass auch viele Münzen drapiert werden oder gar handgeschriebene Briefe an die Verstorbenen. Da muss man sich schon hier und da wundern... Zurück an der wuseligen Oberfläche kauft Taina zunächst ein paar Mitbringsel im Manner-Laden, bevor wir uns mit einem sehr leckeren Curry stärken in einem netten Bistro, dessen Name mir leider entfallen ist. Dann gehen wir noch in den Stephansdom, wo auch gerade eine Führung durch die Katakomben losgeht, der wir folgen. Den uns durch den Untergrund geleitenden Typ kenne ich bereits von dem Trip 2014. Er hat nichts verlernt, und gestaltet seine lebhaften Ausführungen noch nahezu genauso wie vor fünf Jahren. Auch diesmal bleiben in erster Linie die unterm Stephansplatz gestapelten Knochen im Gedächtnis hängen, ansonsten wäre es sicher mal reizvoll, dort in Ruhe ohne die ganzen anderen Touris ein bisschen abzuhängen. Ist aber natürlich nicht möglich, und da wir auf die samstägliche Konsumhatz im Stadtzentrum keine Lust haben, gehen wir lieber im polnischen Café in unserer Hood Tee trinken. Um eine Grundlage für den Abend zu schaffen, suchen wir diesmal einen geeigneten Italiener, wofür wir tatsächlich eine längere Strecke zu Fuß zurücklegen. Zwei Adressen stellen sich nämlich eher als kleine Abholpizzerien heraus, bis wir bei Giovanni Glück haben und gerade so noch einen Tisch bekommen. Die Pasta mundet, der Doom kann kommen. Deumus legen als Erste los, es ist bereits nach 20 Uhr, aber das Programm ja auch notgedrungen leider um eine Band dezimiert. Besser man denkt nicht dran, dass jetzt eigentlich ein übelst epischer Set von B.S.T. zur Aufführung hätte kommen sollen... Die Grazer klingen live besser als auf ihrem, äh, Live-Album, das ich im Netz vorab checkte, und machen einen ziemlich kauzigen Eindruck. Vor allem auch bei den Ansagen legt sich Sänger Philipp mächtig ins Zeug, indem er sämtlich verfügbaren Pathos aufs Auditorium loslässt. Hat ein bisschen was jahrmarktmäßiges, ist aber durchaus unterhaltsam. Einige Fans müssen sie auch mitgebracht haben, da sich mehrere Leute mühelos zum doomigen Veitstanz animieren lassen. Auch das Ende der Show wird mit großen Worten zelebriert, bis die schüchterne Frage Richtung Mischpult kommt: "Oder können wir noch einen?" Sind halt doch nur Menschen...

Wie auch Monasterium, die schon beim Soundcheck etwas arg ernst wirken. So bleiben sie auch während des Gigs, was zugegebenermaßen gut zum sakralen Sound passt. Ein bisschen lockerer könnten sich die Jungs aber schon machen, einzig Drummer Maciej wirkt so, als hätte er Spaß beim Musizieren. Jedenfalls ist er gut im Groove, manchmal fast ein bisschen übereifrig. Insgesamt wirkt das Zusammenspiel nicht allzu tight, die Minen bleiben freudlos, wobei der Kontakt zum Publikum weitgehend vermieden wird. Womöglich ist das so auch beabsichtigt, denn der epische Doom ist wie bei ihren Kollegen von Evangelist eine hochseriöse Angelegenheit. Der ziemlich opernhafte Gesang Michał Strzeleckis stellt natürlich den absolut prägenden Aspekt dar. Das passt und klingt majestätisch, gibt jedoch allen Songs den gleichen ausladenden Vibe. Gefällt mir vom Ding her gut, überzeugt mich heute abend bei weitgehender Gleichförmigkeit aber nur phasenweise. In der Kneipe oben ist scheinbar noch mehr los als gestern, die Sitzplätze werden rar, wobei etliche Gäste wohl nicht mal nach unten zum Konzert wollen. Die Beschallung dudelt eher leise im Hintergrund, trotzdem stellen wir fest, dass der gleiche Mix wie am Vortag läuft. Da weiß man wenigstens, was auf einen zukommt. Bei Night Gaunt hab ich nur eine ungefähre Vorstellung, mit der ich aber nicht weit daneben liege. Erstmal stehe ich recht weit hinten, wo vom Sound nicht allzu viel ankommt. Weiter vorn klingt's fetter, und von dort meine ich auch zu erkennen, dass die Jungs ein bisschen Kriegsbemalung aufgelegt haben. Musikalisch hören wir wohl die Band des Festivals mit der größten Tendenz zum Heavy Metal, richtig doomig wird es nur selten, läuft aber alles gut ins Ohr. Nett und gefällig, ohne wirklich tiefen Eindruck zu hinterlassen. Sollte bis hierhin das große Highlight noch gefehlt haben, wird jetzt Abhilfe geschaffen. Clouds kommen in voller Mannschaftsstärke auf die Bühne und kreieren vom ersten Ton an eine unglaublich dichte Atmosphäre. Zu ruhig und getragen für einen Headliner? Keine Spur, die Songs kommen einfach nur großartig, Ergriffen- und Entrücktheit macht sich breit. Im halb abwesenden Zustand touchiere ich das aufwändig geschnittene Abendkleid der Lady neben mir, die verzeihend lächelt, um kurz darauf die Bühne zu erklimmen, wo sie gar elfenhaft bezaubernde Melodeien zum Besten gibt. Es geht halt alles familiär zu auf dem Planeten des galaktisch-atmosphärischen Deathdoom. Wozu auch die offensichtliche Enge auf der Bühne beiträgt, wo ein halbes Dutzend Musiker zusammengepfercht ist. Zum Glück kommt erst gar kein Bewegungsdrang auf... Der großartige Willi hat natürlich völlig Recht, als er am Ende fragt: "Hab ich gut gemacht, gell?" Eine wahrhaft glorreiche Idee, Clouds zum DoV zu holen, ansonsten hätte ich dieses fulminöse Projekt wohl nie kennen gelernt. Zur Feier des Auftritts erwerbe ich alle drei noch nicht in meinem Besitz befindlichen CDs und gebe im Überschwang fünf Euro Trinkgeld. Wir nehmen noch einen Absacker, haben den einen oder anderen Schnack, bevor die Bettruhe ruft.

Sonntag

Der abschließende Sonntag kommt ganz ohne festes Programm aus, entsprechend viel Zeit lassen wir uns, bis wir eine Idee für's Frühstück haben. Telefonisch melde ich uns im Café Stadtkind an, das sich als relativ groß aber noch halbwegs gemütlich herausstellt. Das vegane Frühstück kann auch hier vollends überzeugen. Brot, Hummus, Müsli, Gemüsesticks, es ist von fast allem etwas dabei und mundet köstlich. Anschließend fahren wir auf Tainas Vorschlag hin mit den Öffis zum Schlosspark Schönbrunn. Am Eingang wirkt es noch touristisch sehr überlaufen, weiter drin im Park legt sich der Trubel aber halbwegs, und wir lustwandeln relativ entspannt bei angenehm herbstlich-sonniger Atmosphäre. Die Anlage ist ziemlich weitläufig und wir können nur einige wenige Abschnitte erkunden, aber es gefällt uns recht gut. Um der Überanstrengung zuvor zu kommen, kehren wir ungewohnt luxuriös im Schlosscafé des naheliegenden Parkhotels ein, um uns bei diversen Kalt- und Heißgetränken der wienerischen Dekadenz hinzugeben. So schnodderig wie der eine oder andere Herr an den Nebentischen agieren wir aber natürlich längst nicht.

Im edlen Gemäuer halten wir es recht lang aus, bis wir bei langsam einbrechender Dunkelheit durch den Park zurück Richtung Bahn streichen. Vom angrenzenden Zoo ist unzufriedenes Stöhnen eines wohl größeren Tieres zu vernehmen, außer Hörweite erkunden wir dann noch eine nur schemenhaft erkennbare Skulptur, dahinter ein angestrahltes, opulentes Bauwerk. Bei Dunkelheit und nur noch wenigen Besuchern ist der Park umso interessanter. Irgendwann finden wir auch wieder den Ausgang, gondeln zurück gen Wohnung, und nehmen unsere Henkersmahlzeit bei Xu's Cooking ein. Die Speisekarte verwirrt zunächst etwas, da bei den meisten Gerichten irgendwelche Tiernamen auftauchen, doch zum Glück ist alles vegetarisch bzw. vegan. Es schmeckt vorzüglich, das Personal ist sehr freundlich und die Preise human, weswegen wir uns wundern, dass am Sonntag Abend ziemlich wenig Kundschaft eintrifft. Schließlich gehen wir gut gesättigt nach Hause, wo wir per Smart TV einen kleinen Videoabend mittels YouTube machen. Interessanteste Entdeckung dabei ist wohl eine Akustik-Performance einiger ehemaliger Depressive Age - Leute.

Montag

Am Montag heißt es wieder Abschied nehmen von unserer schönen, wenn auch latent zu aufgeheizten Wohnung, und von Wien insgesamt. Ich sorge nochmal für leichten Stress, indem ich mir eine unpassende Route zum Hauptbahnhof anzeigen lasse, aber schließlich bin ich locker rechtzeitig am Gleis, während Taina sowieso genug Luft hat, bis der Flieger geht.

Österreichs Hauptstadt war auf jeden Fall wieder eine Reise wert. Wollen wir hoffen, dass es im nächsten Herbst umso mehr Grund und Gelegenheit gibt, erneut das Doom Over Vienna zu besuchen, dann tatsächlich mit B.S.T. und deren ganzer durstigen Fanschar.

 

Tofukeule, Januar 2020

Pics: Petrunella / Tofukeule

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