Hammer of Doom VPosthalle, Würzburg, 16.4.2011 |
Na also, es geht doch. Hatte mir beim letzten Mal noch das Personal am Mischpult durch unerträgliche Lautstärke ein an sich großartiges Festival vermiest, war soundmäßig diesmal wieder alles im halbwegs grünen Bereich. Und da dem geneigten Publikum wie gewohnt ein bunter Strauß mehr oder weniger schlurfiger Kapellen serviert wurde, ließen wir den Doomhammer bereits zum fünften Mal mit Freude auf uns herniedersausen. |
Arkham Witch Es schien so, als sollten wir Arkham Witch komplett verpassen, doch ging die Riesenuhr am Würzburger Bahnhofsgebäude anscheinend mächtig vor, so dass wir trotz Einlassstaus doch noch einiges von der kauzigen Darbietung der Engländer mitbekamen. Im Gegensatz zu seiner Doppelbelastung wegen Bassspiels bei The Lamp Of Thoth konnte sich der Sangesbarde in eindringlicher Gestik ausleben, so dass der angedoomte Metal in angemessener Weise präsentiert wurde. Schön auch die im Zwiegespräch der Musiker erfolgte Ansage über die "best things in life", welche angeblich das Zerschmettern der Feinde und das anschließende Gejammer derer Frauen ist. Aber das wussten wir ja schon immer.
Black Pyramid Black Pyramid schickten sich an, verzerrtes Stoner-Flair in der Posthalle zu entfachen, worauf ich prinzipiell auch Bock gehabt hätte. Allerdings fehlte mir beim Ami-Trio der konkrete Groove und außerdem wollten die eigenartigen Vocals nicht recht zur Mucke passen. Das tat ich mir nicht in Gänze an und zog 'nen Shoppingbummel nebst Erfrischung vor.
In Solitude Weiter ging's in wenig doomigem Tempo. Die letztens ziemlich gehypten Schweden boten die ihnen nachgesagten Mercyful-Fate-Vibes, aber nach dem ersten Kontakt kann ich höchstens ansatzweise einschätzen, wie gut die Jungs wirklich sind. Gitarrenmäßig klang die Chose über weite Strecken reichlich matschig, wobei von der linkeren Klampfe aus unserer Position nur sporadisch was zu vernehmen war. Sänger Pelle hinterließ auf alle Felle nachhaltigen Eindruck, und das nicht nur wegen seines um seinen Hals baumelnden gefiederten Freundes. Die Stimme machte was her, während die Bühnenaction eine gewisse linkische Grundaggressivität versprühte. Das werd' ich mir beim RHF Luftfuchs wedelnd gern nochmal zu Gemüte führen.
Argus Die vierte Band des Tages war dann die letzte, die ich lediglich durch vorher gekostete myspace-Häppchen angetestet hatte. Auch Argus wiesen einen eher geringen Doomfaktor auf, legten aber einen feinen Twin-Guitar-Teppich aufs Parkett, und auch die Songs als solche gefielen auf Anhieb. Sollte man im Auge behalten. Im Nachhinein leuchtet mir auch ein, warum der Mann am Mikro mir vertraut erschien, denn jener Butch malträtierte schließlich bei den verblichenen Penance seine Stimmbänder.
Atlantean Kodex Jetzt also endlich mal 'ne Band, mit der ich auch halbwegs vertraut war. Erst vor gut einem Jahr hatten sie an gleicher Stelle ziemlich abgeräumt, mich mit ständigen Vokalanimationen aber auch etwas genervt. Diesmal ließ es sich erschreckend ähnlich an, doch der ausgewechselte Mikromann (warum eigentlich?) konzentrierte sich im weiteren Verlauf dann doch meist auf die eigenen stimmlichen Fähigkeiten, was auch gut so war. Mit mächtig Hall klang das nämlich ganz schön. Ansonsten kommen Atlantean Kodex für mich allerdings ca. 20 Jahre zu spät, denn seinerzeit wäre ich voll drauf abgegangen. Mittlerweile haben Solstice, Bathory & Co. jene Pathosschiene jedoch weitgehend abgegrast, so dass mich die Bayernbuben nur noch phasenweise richtig begeistern können. Alt Werden ist kacke...
Blood Farmers Jetzt war's langsam an der Zeit für ein Päuschen, doch auch die Blood Farmers sollten die Chance bekommen, mich wegzublasen. Wie erwartet ließen sie diese aber ungenutzt verstreichen. In den Neunzigern eine Platte bei Hellhound rauszubringen, um sich dann für längere Zeit zu verdünnisieren, riecht zwar sehr nach Kult, reicht aber nicht ganz, wenn man nur den bluesigen Standarddoom à la Maryland zockt. Ein halbes dutzend Freaks in der ersten Reihe feierte das statische Trio ja ausschweifend ab, doch äußerten sie diese Euphorie eher mal exklusiv. Ich brachte lieber meine Hand voll CDs und Mohrs ersten Zentner Tonträger in unsere Absteige, wo ich auch noch genau rechtzeitig eintraf, um St. Paulis wiederum äußerst unglückliches Remis in Golfsburg per Sportschau-Zusammenfassung brühwarm serviert zu bekommen.
|
Primordial Zurück in der Posthalle war wieder Zeit für Pathos, und das in der Familiengroßpackung. Herr Nemtheanga ist schon 'ne Nummer für sich. Sämtliche Gesten des Frontmanns zeugen von großer Bedeutung und Wichtigkeit. Immerhin hat er diesmal aber nicht die Leier Marke "this is music from the heart, fuck the rest" angestimmt, dafür innerhalb einer knappen Stunde eine fast volle Flasche Jacky abgekippt. Respekt, wenn die Plörre dort wirklich pur enthalten war! Ansonsten die erwartet gute Show. Ich finde nur, Primordial sollten ruhig mal in Erwägung ziehen, hin und wieder mit den Gitarren was anderes als Geschrammel zu spielen - vielleicht ein paar Leads?
While Heaven Wept Nun sollte sich eigentlich ein wahres Highlight anbahnen: WHW sorgten noch vor Jahresfrist für einen wahren Triumphzug, der anschließend gar in Ton und Bild als offizielle Veröffentlichung zu Ehren kam. Heute stand quasi die Feier des neuen Albums "Fear Of Infinity" auf dem Programm, das seltsamerweise vor Ort aber nicht erworben werden konnte. Egal, es ging schließlich darum, neue wie bekannte ältere Stücke live zu zelebrieren. Blöd nur, dass von Anfang an nicht die wahre Magie aufkommen wollte. Waren die Erwartungen im Vorfeld vielleicht zu hoch angesiedelt worden? Die Band versuchte bestimmt ihr bestes, aber aus meiner Sicht und der einiger Kollegen übertrieben sie es diesmal mit dem endlos in die Länge gezogenen Schlussgedudel bei etlichen Songs. Auch der Kitschfaktor gerade des neuen Materials überschritt einige Male die Grenzen des Erträglichen. Schade, dass so selbst ein Tränentreiber erster Kajüte wie "Vessel" unbeheult verpuffte. An diesem Abend hätte man sich mehr leidenschaftliche Energie (Jim Hunter) und weniger Schöngeist (Rain Irving, Michelle Loose) bzw. Maskenhaftigkeit (Scott Loose) von WHW gewünscht.
Pentagram Bobby Liebling und Victor Griffin zusammen auf einer Bühne - dass ich das mal würde erleben dürfen, war vor nicht allzu langer Zeit unwahrscheinlicher als eine Rainbow-Reunion mit Dio und Blackmore. Und doch wurde ich Zeuge dieses unheiligen Zusammentreffens. Während der ersten zwei Songs war ich noch halb benommen von der schieren Bedeutung der Szenerie bzw. der Sorge, ob Bobby den Gig durchstehen würde. Doch der vom Leben gezeichnete Doom-Messias blühte wie üblich zusehends auf, so dass ab "The Ghoul" die schiere Hysterie herrschte. Zwar nahm die Band dann mit mehreren neuen Stücken ein wenig den Fuß vom Gas, doch angesichts der Güte des "Last Rites"-Materials blieb das Energie-Level entsprechend hoch, so dass mit Jahrhundertsongs der Kategorie "Sign Of The Wolf" anschließend ganz groß aufgespielt wurde und den Anwesenden zum grandiosen Ende eines fulminanten Auftritts mit "All Your Sins" der Rest gegeben wurde. Einfach sensationell! Mögen uns Pentagram in dieser Form noch ein Weilchen erhalten bleiben. Amen.
Randnotizen
Tofukeule, April/Mai 2011 |