Hammer of Doom IIIPosthalle, Würzburg, 6.2.2010 |
Wo steht eigentlich geschrieben, dass das Hammer of Doom ein Doomfestival ist? Wahrscheinlich doch nirgends. Trotzdem möge man es mir verzeihen, wenn ich hin und wieder eine Spitze in Richtung der flotteren Kapellen loslasse - in meinem Alter ist man halt schon etwas verbohrt. Die zugige Posthalle werde ich jedenfalls auch weiterhin zu solch geschmeidigen Gelegenheiten aufsuchen. |
The Wizar'd Warum wird eine Band extra von der anderen Seite der Erdkugel eingeflogen, um anscheinend nur diesen einen Gig zu spielen? Sie muss wohl was Besonderes sein oder zumindest ziemlich gut in dem, was sie macht. Die Australier waren immerhin richtig kauzig und klangen in meinen Ohren wie eine Magerversion von The Lamp Of Thoth. Bassistin Angie Liebling bot mit Push-up und Ventilatorvonhintenfrisur einen recht liebreizenden Anblick, konnte jedoch nicht von der Tatsache ablenken, dass die Truppe besser ein paar Mal öfter den Proberaum aufgesucht hätte. Vielleicht hätten so einige Holprigkeiten vermieden werden können, was vor allem die Krächzvocals des Herrn O'l Rusty Vintage Wizard Master betraf. Außerdem könnten sie ihre Songs demnächst mit einem konkreten Ende versehen, statt einfach mittendrin aufzuhören zu spielen. Unterhaltsam war der Opener trotzdem.
Atlantean Kodex Ganz anders sah das dann bei Atlantean Kodex aus. Tight wie Entenarsch zockte sich die bestens eingespielte Truppe durch ihren epischen Set. Und das kam an beim Publikum, so dass verstärktes Faustrecken und Mattekreisen angesagt war. Ist ja auch ein eingängiges Gebräu, das die Jungs vom Stapel lassen, wenn auch kein Doom. Sänger Markus animiert für meinen Geschmack zwar 'ne Spur zu viel, aber man kann es schließlich nicht allen recht machen. Phil Swanson sorgte bei "The Hidden Folk" dann noch für geschmeidige Gastvocals.
OLD SEASON Wegen der Iren gab sich Nicki Psychotic ihr erstes Doomfestival. Und sie war sogleich zu Tränen gerührt, als die Melancholiker loslegten. Auch mir gefiel die Darbietung, was allerdings noch viel deutlicher der Fall gewesen wäre, hätte nicht ein Dermod Smyth gleichzeitig mit der Band auf der Bühne gestanden und versucht, permanent die Mucke mit seiner Kirmesorgel zu untermalen. Mal ehrlich, warum nur halten sich die Leute 'nen Keyboarder? Ich vermute mal, er ist von seinen Kumpanen als Kind regelmäßig verkloppt worden und darf jetzt als Wiedergutmachung bei Old Season mitmachen. Oder steckt die IRA dahinter?
Centurions Ghost Derb! Wie meinte Frankenfranz so absolut treffend? "Die werden ja immer stumpfer!" Centurions Ghost sind inzwischen mindestens so stumpf wie der berühmte kriminologische Gegenstand, der regelmäßig in Polizeiberichten auftaucht. Es knallte einem nur so auf die Omme, Blut spritzte jedoch keins. Für mich Weichei inzwischen 'ne Nummer zu heftig. Und irgendwie scheinen etliche neue Mitglieder in der Band zu sein, denn vom letzten DSR-Auftritt her hätte ich keinen wiedererkannt.
Ahab Jetzt hatte ich eigentlich eine Fortsetzung unserer Leidenszeit erwartet, wurde aber eines Erfreulicheren belehrt. Ahabs Soundtrack zur Seebestattung ließ sich über weite Strecken nämlich unanstrengender an, als ich das in Erinnerung hatte. Zwar growlte es immer wieder mal schröcklich aus den Speakern, aber so insgesamt kam doch 'ne edel-erhabene Stimmung auf, die unsere anfänglichen Lästereien bald verstummen ließ. Funeral Doom kann wiederkommen.
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Lord Vicar Zuletzt nur als Gast(sänger), diesmal mit voller Kapelle: Lord Chritus war wieder in seinem Element. Ich kann mich nur wiederholen, der Typ ist einfach 'ne Show für sich, geiler Sänger und klasse Frontmann. Schon kurz nach Gigstart wurde ihm sein Ständer lästig, woraufhin er ihn in die Ecke schleuderte und fortan das Mic in der Kralle hielt. Selbstredend gingen auch seine Kollegen gut ab, so dass man wieder eine höchst amtliche Vorstellung geboten bekam. Gern hätte ich Lord Vicar ja "Children of Doom" zocken hören, doch das verkniffen sie sich lieber. Dafür sorgte "The Funeral Pyre" aber für erste Schauer unter der Lederhaut.
While Heaven Wept Schlecht vorbereitet, wie ich es meistens bin, hatte ich bis zum Festival noch nicht mal "Vast Oceans Lachrymose" verhaftet. Spannend war's zwar schon zu sehen, wie WHW mit neuem Sänger rüberkommen würden, aber den ganz großen Bringer hatte ich nicht erwartet. Schön dass man sich manchmal auch täuscht! Es fing schon bestens mit einer Instrumentalversion von "Voice In The Wind" an, aber wie geil kamen denn die folgenden Nummern mit Rain Irving am Mikro rüber? Nicht nur, dass der Typ begnadet trällert, die ganze Band wirkte im Vergleich zum angesäuselten DSR-Auftritt wie frisch blutgedopt. Es war eine blendende Idee, dass Tom Phillips sich ganz auf die Gitarre konzentriert und Michelle Schrotz als weiblicher Jon Oliva light für Keyboards und Backgroundvocals sorgt. Und so wurde der Auftritt zum Triumphzug, der nach gefühlten 30 Minuten viel zu schnell beendet war. Dabei hätten noch ein, zwei Nummern des Kalibers "Thus With A Kiss I Die" meine Tränendrüsen unweigerlich zur Eruption gebracht. Ach ja, gab's nicht noch 'ne Fates-Warning-Nummer mit zusätzlichem Knabenchor als Zugabe?
Asphyx Von vornherein war eigentlich klar, dass Asphyx mir nicht viel geben würden, also ging ich zu Beginn gleich mal auf Futtersuche. Der "Orient Imbiss" am Bahnhofsvorplatz hatte schändlicherweise jedoch nicht die erhofften Falafel auf der Liste, weswegen ich notgedrungen meinen Bedarf an Transfettsäuren für den ganzen Februar in Form einer Tüte Chips bereits an diesem Abend vertilgte. Würg! Meinte auch Martin van Drunen, der von meinem Dilemma erfahren haben musste und auf der Bühne entsprechende Kommentare abließ. Das war also die "special Doom show"... Hin und wieder schafften es Asphyx ja, sich für eine Weile gebremst dahin zu schleppen, doch in der Regel nahmen sie schon bald wieder undoomige Fahrt auf. Nicht meine Baustelle, doch einem Großteil der anwesenden Laufkundschaft schien das Gegöbel zu gefallen.
Saint Vitus Die Videoprojektion im Hintergrund versprach neue Dimensionen des Vitusschen Livegebarens, entpuppte sich allerdings als viel zu hektisch arrangierte Ablenkung vom eigentlichen Geschehen. Dabei haben die Herren das gar nicht nötig, denn auch wenn Mr. Chandler etwas zickig zu sein scheint, haben die Legenden noch immer genug Mumm in den Knochen, um jedes schlurfgeneigte Auditorium in den Zeitlupenhimmel zu befördern. Was will man auch mehr, wenn der Einstieg mit "Living Backwards" und "I Bleed Black" gleich mal klarmacht, wer hier die Kings sind. Wino wirkte ohne Klampfe zum Glück diesmal weitgehend unhektisch, darf anscheinend auch nicht allzu viele Ansagen machen, welche Chandler größtenteils beisteuert. Und dessen Mandoline knarzt so schön wie einst im Mai. Das war mal ein amtlicher Headliner!
Der anschließend bemühte Taxichauffeur hatte von Doom allerdings überhaupt keinen Plan, sondern heizte übers löcherige Würzburger Pflaster, als kämen wir gerade vom Thrash Assault. Banause! Special thanx to Judge for the Schlafgelegenheit. Tofukeule, Februar 2010 |