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ProgPower Europe 2012

05. - 07. Oktober 2012, JC Sjiwa, Baarlo

Mit der bisher größten Reisegruppe ging es diesmal gen Baarlo: Vier Leute und nur das nötigste Gepäck passten gerade so eben in meinen Kleinwagen. Da musste zumindest ein entsprechend geräumiges Chalet bei Camping de Berckt her. Beim Festival trafen wir dann regelmäßig mit Tainas Korbtrio zusammen, das sie im Vorjahr dort kennengelernt hatte.

 

Am Freitag startete das Festival mit schlanken drei Bands. Ørkenkjøtt glänzten mit extrovertiertem Auftreten, während ich das Liedgut nicht recht einzuordnen wusste. Illustrer Auftakt jedenfalls, der wesentlich unterhaltsamer war als die recht drögen Anubis Gate, die ich schon vor Jahren an gleicher Stelle zu glatt und uninspiriert fand. Immerhin bot der Glatzenkollege an der Gitarre lustige Orgasmenposen. Heaven's Cry wurden anschließend ihrer Headlinerposition gerecht, zumindest wenn man die Publikumsreaktionen zurate zieht. Mir war's teilweise etwas arg unzugänglich, zumal ich das formidable neue Album noch nicht kannte. Als größtes Manko erwies sich jedoch die teils unerträgliche Lautstärke, was auch Taina so sah, so dass wir frühzeitig die Segel strichen, während das infernalische Duo Gonzo/Mohr noch die Nacht zum Tage machte.

Nach morgendlich übelstem Pisswetter wurde es am Samstag zum Glück bald besser, so dass wir wieder ins Städtchen wandern konnten, wo Shattered Skies für einen recht mitreißend-rockigen Start sorgten. Nicht allzu proggig aber mit jugendlicher Unbekümmertheit erspielten sie sich verdienten Beifall. Weitaus standesgemäßer gestaltete ein australisches Doppelpack anschließend den weiteren Nachmittag. Sehr vertrackt und technisch versiert gingen Alarum vor, was zwar beeindruckend zu beobachten war, jedoch schwerlich auf Anhieb zünden konnte. Eine halbgare Pizza später stand Mark Palfreyman erneut auf der Bühne, um einem diesmal mit The Levitation Hex wesentlich direkter auf die Omme zu kloppen, ohne dabei die Technik zu vernachlässigen. Ziemlich geiler Sound, trotzdem fand ich Frontmanns Adam Agius' frühere Combo Alchemist mitreißender. Ob wohl Dan Swanös Nightingale für ein uneingeschränktes Highlight würden sorgen können? Auf eingängige Melodien hatte ich jetzt schon Bock, aber irgendwie zündete auch der Gig der Schweden nicht wirklich. Schon beim vorbereitenden Hören der mittlerweile nicht mehr ganz taufrischen Alben hatte mich eine gewisse Ernüchterung beschlichen. Auf der Bühne bestätigten die Herren diesen Eindruck, auch wenn ich nicht so weit gehen würde wie unser Di'Anno-Bassgott, der anschließend fest entschlossen war, seine Nightingale-Scheiben zu entsorgen. Was Dag Swanö alias Tom Nouga an Mumpitz darbot, war allerdings auch wirklich kaum nachvollziehbar. Als Tanzbärersatz in einem kaukasischen Wanderzirkus hätte er sich wesentlich besser gemacht.

Weil wir danach nicht auch noch die reichlich langweiligen Vanden Plas über uns ergehen lassen wollten, zogen wir den Ausklang des Abends in der immer netten Kellerkneipe bei zwei, drei Heineken in großen Pullen vor.

Auch am Sonntag ging die erste Band an uns vorbei, zumindest hab ich keine brauchbare Erinnerung an sie. Also stellten die Belgier Thurisaz für uns den Opener dar. Ein recht buntes, mit Growls durchsetztes Gemisch wurde fabriziert, das ziemlich gut ins Gehör lief. Was wäre jedoch ne belgische Band ohne kauzige Auswüchse? In diesem Fall gesellte sich ein engagierter Luftgitarrist zu den Musikern, um von der Band voll integriert eine gefühlte Ewigkeit mitzuzocken. Schräg. Noch immer wartete ich aber auf eine Band, die mich an diesem Wochenende wirklich vollends überzeugen konnte. Jetzt war es soweit, Uneven Structure boten den wohl "modernsten" je beim PPE verzapften Sound und hatten mich im Nu sturmreif geschossen. Geilste Zahm/Heftig-Dynamik! Viel Action war zwar nicht auf der Bühne, aber das war egal, da man eh drauf achten musste, nicht vom phasenweise aufkommenden Progpit erwischt zu werden. Nicht dass mir das Gepoge gefallen hätte, aber interessant war es schon, sowas mal im Sjiwa zu sehen. Die anschließende Essenspause verschluckte leider auch Borealis, so dass wir erst wieder bei Akphaezya am Start waren. Was war das eigentlich? Documenta-Prog-Chanson-Metal womöglich? Sehr, sehr schräg tönten die Franzosen jedenfalls, aber Sängerin Nehl Aëlin zuzuschauen, war zugegebenermaßen durchweg sehr unterhaltsam. Pantomimisch äußerst begabt hätte man sich deren Show wohl auch ganz ohne Mucke gern reingezogen. Zu guter Letzt gab's nun nochmal glatten Kleisterprog von Circus Maximus, der nicht nur von unserer Korbfraktion abgefeiert wurde, meine Reisegruppe jedoch durchweg kalt ließ. Da gönnten wir uns lieber ein letztes Limonengetränk im Basement und bereiteten uns auf die große Verabschiedung vor. Musikalisch fand ich's diesmal also eher mau, doch die coolen Festivals wie PPE machen sowas locker durch die ihnen eigene geschmeidige Atmosphäre wett. Wenn dann noch so nette Schwestern und Brüder dabei sind, ist alles gut.

Tofukeule, April 2013

 

Freitag | Samstag | Sonntag | Bonus (by Petrunella)

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