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Berlin-Trip 24. - 26.09.2021

inkl. Wheel / B.S.T. / Kalibos @ ORWO-Haus, 25.09.2021

Irgendwie wurde unsereins ab Mitte des Sommers ja noch rechtzeitig bei Laune gehalten, trotzdem war natürlich ne Menge Urlaub und ganz viel Energie übrig. Passenderweise lockten plötzlich zwei vielversprechende Konzerte an einem Wochenende in Berlin.

Wie kaum anders zu erwarten, wurde die Show von Atlantean Kodex auf unbestimmte Zeit verschoben, aber der Doom sollte stattfinden! Um die Sache rund zu machen, sollte es anschließend noch einige Tage in die Sächsische Schweiz gehen, lag ja quasi fast auf dem Weg.

 

Freitag

Entspannt am späteren Vormittag starte ich zu meiner ersten Bahn-Fernreise seit einem geschlagenen Jahr. Der ICE ist ungefähr so voll besetzt wie aus früheren Zeiten gewohnt, nur die ganzen maskierten Gesichter erinnern daran, dass ja irgendwas anders ist. Trotz längeren Aufenthalts in Erfurt bin ich nach 3,25 Stunden schon in Berlin, eine zügige Angelegenheit. Mit der S-Bahn geht's dann weiter nach Friedrichshain, die eigentlich befohlene FFP2-Pflicht im Nahverkehr scheint zum Glück nicht sonderlich ernst genommen zu werden. In meinem Kiez-Hotel darf ich um 14:30 h noch nicht einchecken, also lass ich mein Gepäck dort und eiere ein bisschen durch die noch eher verpennt wirkende Gegend auf der Suche nach einem Plätzchen zum Niederlassen. In der Außengastro an der Straße gibt's schließlich drei Flens vom Fass, bevor ich dann auch mein sehr gemütliches Comfort - Einzelzimmer beziehen kann.

Gegen den aufkommenden Hunger werfe ich alsbald einen üppigen Falafel-Teller ein, bevor ich zu Familie Keck am Hackeschen Markt fahre. Dort sind die Tische draußen weitgehend belegt, meine Freunde haben sich im Inneren was gesucht. Taina begeht heute runden Geburtstag! Lang schon haben wir uns nicht mehr getroffen, aber danach fühlt es sich gar nicht an. Nach Begrüßung und Bescherung hängen wir bei einigen Getränken nett zusammen ab, Norman und ich kommen irgendwann auf einen Cocktail namens Hemingway, der uns gut zu Gesicht steht. Ein größerer Exzess bleibt erwartungsgemäß jedoch aus, und so verabschieden wir uns am späten Abend bis zum nächsten Tag. Der Fußweg zu meiner Station mit Dom und Fernsehturm vor der Ladichte versprüht tatsächlich was von Weltstadtflair, gegen Mitternacht bin ich schon zurück im Hotel.

Samstag

Zum Start in den Samstag besuche ich das "All About" in der Rigaer Straße, wo mir eine nette Bedienstete Tee und Pancakes serviert. Schnell wird es Mittag, und ich begebe mich bei eher feuchtem Wetter zum Bahnhof Zoo, wo unter anderem die Freie Linke zu einer Demo für Frieden und Freiheit aufgerufen hat. Da mir die einsehbaren Banner und die Leute weitgehend zusagen, schließe ich mich nach kleinem Umweg an. Abgesehen von ganz vereinzelten Teilnehmern fühlt es sich nach einem kritischen, tendenziell linken Aufzug von vielleicht 400 Menschen an, mit dem ich mich zwei Stunden lang durch die Straßen bewege. Unverhältnismäßig viele Ordnungshüter begleiten uns, stoppen die Demo hin und wieder und greifen sich scheinbar willkürlich manchmal Einzelne raus, es ist schon interessant. Die angeordnete Maskenpflicht wird offensichtlich zu Gängelungszwecken genutzt, denn ein tieferer Sinn lässt sich an der frischen Luft mit viel Auslauf nun mal nicht erkennen. Nicht weit vom Schloss Charlottenburg ist dann Schluss, eine anberaumte Kundgebung kommt nicht recht in Gang, so dass ich mich langsam entferne, um mich mit einem veganen Döner-Teller zu stärken. Am sehr frühen Abend mache ich mich nun auf den recht weiten Weg nach Marzahn, eine Tram-Linie bringt mich ohne Umstieg nahe ans Ziel. Dort ist es erstmal gar nicht einfach, das letzte Stückchen Fußweg anzugehen, aber nach einigem Hin und Her finde ich das eigentlich kaum zu übersehende ORWO-Haus, ein recht abgeschieden stehender, einladend runtergekommener Plattenbau. Am Einlass drückt mir Veranstalter Tom einen Flachmann Korn in die Hand, welch schöne Begrüßung! Nebst Familie Keck gibt es dann herzliche Begrüßungen mit dem B.S.T.-Tross und der einen oder anderen weiteren nicht unbekannten Nase. Da auch die Thekendamen gute Laune verbreiten, herrscht hervorragend gelöste Stimmung unter den paar Dutzend Doom-Connoisseuren. Mit der Mucke geht's auch bald los, die Lokalmatadore Kalibos machen den Anfang. Die Band ist mir bis dahin gänzlich unbekannt, lässt es aber gleich ordentlich krachen. Bei auffallend gutem Sound legen die vier Jungs ein ziemlich sludgiges Brett auf die Bühne, was gerade nach so langer Durststrecke prima reinläuft. Fronter Markus röhrt sich ziemlich einen ab, noch besser gefällt mir aber, was Tobias an der Klampfe abliefert. Sehr vielseitig, der Mann!

Der Auftritt ist dem schließlich gut aufgewärmten Publikum einen ordentlichen Applaus wert, während Norman und ich den Korn mit einem Fläschchen Fanta veredelt in der Pause zu uns nehmen. Gegen 20:30 h legen die Hamburg City Doomer los und erreichen aus dem Stand ihre bestechende Normalform. Besonders aktiv wirkt heute Lutz, dessen Bass im Mix auch markant zur Geltung kommt. Ansonsten wirken die Jungs gut geölt wie immer, auch wenn Heikos Bierhalter die lokale Halbliterhülse kaum tragen zu können scheint. Natürlich ist das Set wie üblich viel zu kurz, "Ride On" erklingt ungewöhnlicherweise mittendrin, während in meiner Erinnerung "Aufgabe" wohl heute nicht zum Vortrag kommt. Zum Ende noch ein alter Gassenhauer, und nach kaum einer Stunde ist das herrliche Treiben bereits wieder vorbei. Stramme Leistung! Und schon bleibt es Wheel aus Helsinki, pardon, Dortmund überlassen, um kurz vor zehn bereits den letzten Akt einzuläuten. Die Bühnenpräsenz ist nicht ganz so überzeugend wie bei den abendlichen Vorgängern, aber das Songmaterial gerade des tollen neuen Albums haut es selbstverständlich raus. Sänger Arkadius im Spezialhoodie lässt Muskeln und Stimmbänder spielen zum kompakt-druckvollen Sound seiner Sidekicks, was die Anwesenden sichtbar erfreut. Kaum zu glauben, dass auch die dritten im Bunde kaum mehr als eine Stunde Spielzeit bereithalten, aber vielleicht ist nach der langen Zwangspause die Kondition ja noch nicht ganz wieder die alte. So bleibt immerhin mehr Zeit zum gepflegten Abhängen im Konzertsaal bzw. an der Theke, wo mir irgendwann das Bier nicht mehr schmecken will, so dass ich Norman den Sauvignon wegtrinke. Sorry! Wir bleiben jedenfalls, bis wir quasi rausgekehrt werden, und ich besteige die erstbeste Tram. Welche sich jedoch als die falsche herausstellt, wie ich nach einigen unbekannten Haltestellen merke. Ergo steige ich aus und latsche los in die Richtung, welche ich für die halbwegs passende halte. Letztlich marschiere ich mir die Hacken wund beim Gang durch ziemlich schläfrig wirkende Wohnbezirke, habe kaum Orientierung und finde auch beim Routenplaner keine große Hilfe. Stunden später komme ich tatsächlich doch an eine Haltestelle, an der ich eine Bahn besteigen kann, die mich fast bis zum Hotel bringt. Reichlich geschlaucht falle ich gegen halb fünf in die Kiste.

Sonntag

Nach der nächtlichen Odysse wird es Mittag, bis ich mich aus der Kiste schäle. Bestes Spätsommerwetter verlangt nach Open-Air-Aktivität, also wälze ich die Fußball-Spielpläne und mache mich schließlich auf gen Kreuzberg. Das Willy-Kressmann-Stadion lässt sich bald finden, wo in der Berlin-Liga Türkiyemspor gegen Sparta Lichtenberg anzutreten hat. Es haben sich nur eine Handvoll Zuschauer eingefunden, deren Verpflegung an improvisiert platzierten Tischen organisiert wird. Atmosphärisch herrscht also eher Kreisliga-Niveau, auf dem Platz sieht es aber hochwertiger aus, auch wenn man dank Laufbahn als Besucher ziemlich weit weg vom Geschehen steht. Das abstiegsbedrohte Heimteam hält lange Zeit gut dagegen, hat sogar die besseren Chancen, bis zwanzig Minuten vor Schluss eine abgefälschte Gurke der Gäste den Weg ins Netz findet. Kurz darauf fliegt ein Heimspieler vom Platz, in der Schlussphase trifft Sparta noch zweimal, blöd gelaufen. Da das Stadionbier für Hunger sorgt, besuche ich hernach den Außenbereich eines nepalesischen Restaurants in der Nähe.

Es gibt lecker Gemüse mit Reis und Salat, wobei der Blumenkohl etwas länger hätte gegart werden können. Da eine große Cocktailkarte Happy Hour verspricht, der Gin aber aus ist, entscheide ich mich zunächst für Cuba Libre, bevor ich mich an einen "nicht ganz so starken" Zombie wage. Mundet gar nicht übel, aber zur Sicherheit belasse ich es bei dem einen. Da der Abend noch jung ist, bewege ich mich weiter zum Alexanderplatz und hocke mich bei gezapftem Duckstein in eine Bierbar, wo eine interessante Atmosphäre herrscht. Es ist ja Wahltag, in Berlin ging es wohl drunter und drüber wie in einer Bananenrepublik, was einen Seitenscheitel-Nazi alles ziemlich erregt. Des Weiteren kan man diverse Freaks und vermorphte Typen beobachten, es bietet sich ein ziemliches Schauspiel. Bald droht jedoch der Feierabend, mir reicht's dann auch und ich haue mich beizeiten in die Falle, schließlich hab ich morgen auch noch was zu tun, die Sächsische Schweiz ruft!

 

Tofukeule, Januar 2022
Sächsische Schweiz 

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