Schoten

nur hier erzählt

Spaltsoja

Sojabrei

Hauptfeld

Seitan

Tofub(r)uch

Erb.Info

           

Rock Hard Festival

Gelsenkirchen, Amphitheater, 02. - 04.06.2017

Nach einem Jahr Pause war ich wieder bereit fürs RHF. Das Billing gefiel mir ziemlich gut und aufs prekäre Camping verzichteten wir.

Da schloss sich uns sogar Taina noch kurzfristig an, während Lars etwas skeptisch hinsichtlich des Hotels in Essen war. Am Ende lief aber alles rund und spaßig.

Mucke

Es sah nach einer gelungenen Mischung aus, die es dann auch wurde, allerdings kamen erst am Sonntag die Bands, die mich wirklich überzeugten. Vorher fühlte ich mich kaum mehr als gut unterhalten vom Dargebotenen. Könnte mit meinem fortgeschrittenen Alter und der damit verbundenen abnehmenden Begeisterungsfähigkeit als auch der Tatsache zu tun haben, dass wir Freitag und Samstag vornehmlich auf den Stufen sitzend die Shows verfolgten. Wir trudelten zum Auftakt erst gegen Ende des Mantar-Gigs ein, die gar nicht mal übel klangen. The Dead Daisies zockten professionellen Ami-Rock inkl. manchen Covers, was zum Anheizen aber weniger taugte. Dann schon Cancelmass, die gefühlt auf jedem zweiten Festival auftreten. Die Songs sind natürlich über jeden Zweifel erhaben, trotzdem find ich's mit Mats Levén am Mikro nur so halb perfekt. Zwar ist er ein guter Performer, hat aber leider nicht das gewisse Etwas seiner Vorgänger, so dass die Band mittlerweile zu sehr nach Nachlassverwaltung klingt. Gut anhören kann man sich das natürlich trotzdem immer. Abschließend kam mit den Blues Pills bereits der Freitagsheadliner. Die endlos gepushte Truppe spielt sich nun auch seit Jahren den Arsch ab, so dass man ihr gar nicht komplett aus dem Weg gehen kann. Aber man sieht sie ja gern, besonders wenn Frau Larsson so schick gekleidet ist. Musikalisch fand ich's diesmal nur mittel, zumal mir das Gitarrengedudel weniger ekstatisch vorkam wie letztens. Lag womöglich am überflüssigen Zweitklampfer.

Am Samstag waren wir immerhin pünktlich zu Night Flight Orchestra vor Ort. Auch nach dem Gig versteh ich den Hype nicht. Durchschnittlicher Poprock mit hohem Schmalzanteil. Skyclad boten dann schon mehr Substanz, nur komischerweise vermisste ich die markante Geige. Da Kevin Ridley eher der nette Folksänger von nebenan ist, fehlt der Band mittlerweile einiges der einstigen Klasse. Das Asphyx-Gerödel danach verfolgte ich nur am Rande, klang nicht so verkehrt. Exodus spielten sich leider auch nicht als Highlight auf. Die alten Säcke zockten zwar gekonnt ihren Kram, versprühten aber bei ihrem Auftreten kaum nennenswert Energie. Ist halt schwierig als Thrash-Opas. D-A-D haben es da leichter, spielen ja nur Midtempo-Songs. Die Monstercouch auf der Bühne sah top aus, aber die Performance konnte mich bei weitem nicht so überzeugen wie zu früheren Anlässen. Behemoth waren ja eh ein komischer Headliner, den wir auch nicht komplett anschauen wollten. Zugegebenermaßen kreierten die Polen aber eine durchaus intensive Atmosphäre. Ein paar Songs lang konnte ich mir das gut geben.

Sonntag, 12 Uhr mittags, wir waren längst vor Ort, und diesmal verpasste keiner von uns Night Demon. Und das war gut so, denn mit den ersten Tönen und Grimassen vibrierte die Luft. Endlich nahm die Mucke Fahrt auf. Gleich danach Blood Ceremony, eigentlich eher auf die Burg-Herzberg-Bühne passend, trotzdem funktionierte es für mich großartig. Von mir aus hätten sie noch locker ne Stunde so weitermusizieren können. Dann leider ein abkühlendes Break dank Secrets Of The Moon, obwohl der Stoff durchaus seine Momente hatte. Anschließend sollte es aber eh Schlag auf Schlag gehen, nur dass mir Demon leider mal wieder zu lahm klangen. Mucke zum Sitzenbleiben. Ross The Boss mit neuem Sänger (der seinem Vorgänger natürlich nicht das Wasser reichen konnte) zog uns dann wieder näher zur Bühne. Fand ich nach anfänglicher Skepsis schon recht geil, aber die Setlist schrie echt nach Optimierung. Bei Fates Warning war alles perfekt - bis auf die viel zu kurze Spielzeit. Absoluter Festivalhöhepunkt! Die Froschwerdung Ray Alders vollzieht sich bei bestmöglichem Soundtrack. Eigentlich hätte ich meine bewährte Taktik anwenden und von dannen ziehen sollen, da es ja nicht mehr besser werden konnte. Zum ca. fünften Mal Dirkschneiders Accept-Set zu erleben, war natürlich okay. Mittlerweile musste ein Gitarrist ersetzt werden, so brillant wie bei Wolf Hoffmann wird's trotzdem nie klingen. Zu guter letzt standen noch Opeth auf dem Programm. War mir in dem Moment irgendwie zu distanziert und kopflastig trotz großartiger Mucke. Demnächst hätte ich gern mal ne klassische Metal-Band als Headliner. Der Sound war übrigens weitgehend richtig gut, eine Wohltat gegenüber manchen Turnhallenevents.

Team

Bewährtes KIT-Quartett mit Taina, Mohr und Lars. Da kann eigentlich nichts schiefgehen, alle sind harmonisch aufeinander eingespielt. Natürlich hängt man nicht drei Tage lang komplett beieinander. So wechselte Lars am Freitag mal auf die linke Amphi-Seite, um Gonzo & Co. zu treffen. Taina ist sowieso viel unterwegs, und so sahen wir sie am Sonntag erst gegen Ende wieder, nachdem sie bereits beim Reingehen irgendwo hängen geblieben war. Mohr und Lars machten am Samstag eine Exkursion zu einer Gelsenkirchener Kneipe, um das CL-Finale zu schauen. Muss wohl ganz lustig, teilweise grenzwertig gewesen sein...

Unterkunft & Transport

Zum ersten mal Hotel! Aus meiner Sicht hat es sich voll bewährt, nicht vor Ort zu campen. So konnten wir entspannt am Freitag anreisen, und waren nicht schon vom Vorgeplänkel geschwächt. Der Weg vom Essener Hauptbahnhof ließ sich auch recht problemlos mit den Öffis zurücklegen, nur zurück wurde es etwas unübersichtlicher, aber zur Not blieb noch die Option Taxi, die wir dann zweimal zogen.

Stimmung

Fast noch entspannt-friedlicher als sonst, abgesehen von einem kolportierten Gerangel irgendwann vor der Bühne. Selbst am Sonntag war kaum die sonst übliche Torschluss-Eskalation zu spüren. Dafür konnte ich andererseits auch keine umfänglichen Begeisterungswellen durchs Rund schwappen sehen. Gut besucht war's jedenfalls bei ausreichendem Platzangebot. Auch konnte man die meisten Stammgäste treffen. Leser sind womöglich einige vom Rock Hard zur Konkurrenz gewechselt, doch das Festival bleibt unersetzlich.

Orga

Eingespielte Sache nach all den Jahren, da passt eigentlich alles. Die Security muss natürlich manchmal auf wichtig machen, sonst würde man ja merken, dass sie gar nicht gebraucht wird. Am Samstag durfte man entgegen der Regeln plötzlich keine PET-Flaschen mehr mit reinnehmen. Es ist ja auch bekannt, dass ständig schwere Unfälle mit Hartplastik-Utensilien passieren. Am Sonntag wurde die Einlassmannschaft wohl vom plötzlich hereinbrechenden Mittag überrascht und machte erst spät die Schotten auf. Im sanitären Bereich war alles top. Die Dauerbewässerung der Rinne sorgte für stets angenehmes Gebirgsbachrauschen.

Wetter

Am Freitag heiß und sonnig, anschließend mäßig warm mit ein bisschen Getröpfel zwischendurch. Nahezu perfekt also, zumindest wenn man was zum Überwerfen dabei hatte.

Versorgungslage

Ein Argument fürs Hotel in Essen war auch das kulinarische Angebot im Umfeld. Zwar beschränkten wir uns beim Mittagsschmaus aufs Café Nord, aber da wird man ja bestens versorgt. Eigentlich hätten wir allein dort schon ganz gut den halben Tag abhängen können bei Speis und Trank. Die Pasta Jambalaya schmeckte so vorzüglich, dass unser kompletter Tisch das gleiche Gericht bestellte. Dabei hätte ich mich problemlos beim Festival selbst mit genug Abwechslung ernähren können. Die Kartoffelpuffer waren wieder vegan und mundeten bestens. Überraschenderweise wurde selbst das Standard-Instantnudelgericht am China-Imbiss zur Abwechslung schmackhaft zubereitet, mit richtigem Gemüse, das gab's noch nie. Die Falafel zu probieren, hab ich nicht mal geschafft. Auch im flüssigen Bereich sah es gut aus - abgesehen von den Preisen. Statt kaum genießbaren Warsteiners wurde schmackhaftes Veltins ausgeschenkt, je nach Getränkestand mit oder ohne Bedienlust. Weniger Ruhm erntete die Spirituosenschänke. Selten eine so fade Caipi geschlürft. Wenigstens machte das saure Zeug nicht Lust auf mehr.

Fitness

Es macht schon einen enormen Unterschied, sich die Vorab-Campingparty zu ersparen und am Freitag Nachmittag frisch am Einlass zu erscheinen. Im ruhigen Hotelzimmer pennt es sich natürlich auch viel besser als im Zelt, und man bekommt nicht schon vorm Aufstehen das erste Bier untergejubelt. Entsprechend relativ fit ließen sich die drei Festivaltage bestreiten. In unserer Reisegruppe waren demnach keine nennenswerten Ausfälle zu verzeichnen, es ging also auch ohne Liegepausen zwischendurch. Einzig meine zahlreichen nächtlichen Klogänge waren wieder etwas nervig. Die übliche Post-Festival-Schlappheit blieb aber nahezu komplett aus, feine Sache.

Lektionen

Beim nächsten mal Sitzkissen mitnehmen! Machen offensichtlich die meisten schon, unsereinem fiel erst diesmal auf, dass schon nach kurzer Sitzzeit auf blankem Beton das knochige Gesäß schmerzte. Einen Rucksack dabei zu haben ist ganz praktisch zum Verstauen von Softdrinks und Klamotten, aber irgendwann wird's auch schwierig, den Bettel im Auge zu behalten. Vielleicht kann man das Geraffel ja mal irgendwo deponieren.

 

Tofukeule, Juni 2017

Epilog: The Puppet Master

Senf abgeben
nach oben