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Headbangers Open Air

Brande-Hörnerkirchen, Tegelhütters Garten, 27. - 29.07.2023

Ein erfreulich "normales" HOA stand endlich wieder im Kalender mit keinerlei Einschränkungen im organisatorischen oder persönlichen Bereich. Die eine oder andere Umbesetzung tangierte uns nur peripher, Heavy Metal (sowie Bier) vom Fass war ausreichend vorhanden.

Da sich Barmstedt als Standort bewährt hatte, bezogen wir dort wieder Station. Einzig die Taxisituation scheint zusehends eher bescheidener zu werden, aber noch sind die alten Herren ja ausreichend gut zu Fuß.

 

Donnerstag

Am Vormittag ging's wie üblich leicht verspätet los, diesmal unter Einsammlung von FMO- und Bienen-Andi im malerischen Niederjossa. Die paar Stunden Fahrt vergingen dann bei Fachgesprächen recht zügig trotz Stauumfahrung bei Hamburg. Unsere Absteige befand sich wieder in Barmstedt, diesmal sowas wie ne Monteursunterkunft, zünftig. Um das lange Sitzen im Auto zu kompensieren, nahmen wir den Weg an die Schierenhöh wie so oft zu Fuß in Angriff, sind ja nur so schlappe sechseinhalb Kilometer. Bis wir beim Festival eingecheckt hatten, war es schon bald halb Sieben, und als erste Band bekamen wir die Spanier Savaged mit. Am ehesten ist die Frise des Sängers in Erinnerung geblieben, könnte auch ein blonder Fiffi gewesen sein. Musikalisch war's irgendwas mit Metal, fragt mich nichts Näheres. Anschließend bekam einer von uns Drang, zum Cocktailstand zu gehen, man musste schließlich den Vitaminhaushalt im Auge behalten. So erfrischt erlebten wir nun Traitor aus Balingen, Teutonen-Thrash, wie unschwer am Logo zu erkennen. Der Drummer als Leadsänger, immer cool sowas, nur dass im Vordergrund irgendwas fehlte. Man müsste nochmal bei Dan Beehler nachfragen, wie man sich am besten positioniert. Aber schon okay soweit, wenn halt auch born too late.

Eher too old to die young hernach Holy Moses, immer noch auf Abschiedstour. Ob es so ein Scorpions-Ding wird? Zumindest hat Sabina selbstredend nach wie vor Power en masse, wie auch ihre Jungs noch im Saft stehen. Sie hüpfte wieder flummihaft über die Bühne, göbelte mit Inbrunst ins Mikro, und schaffte es auch einigermaßen im Takt zu bangen. Alles dufte also, vor allem die Songs von "New Machine of Liechtenstein". Gegen Ende wurde ein Haufen Ladies aus dem Publikum auf die Bühne gebeten, gelebte Metal-Emanzipation. In der Form zum Abdanken eigentlich echt zu früh, schauen wir mal. Und schon standen Sacred Reich als Headliner des Donnerstags auf den Brettern, wir waren doch gerade erst angekommen. Trotzdem waren wir aber auch schon leicht benebelt, Details lassen sich nicht mehr wirklich abrufen. Sicher kam der gewohnte Mix aus Klassikern und Nummern des letzten Albums zum Vortrag, mit einem herzensgut-sympathischen Phil am Mikro. Wir ließen uns vorzüglich unterhalten, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Kein Taxi in Sicht, also Laufen, durch Wald und Flur bei Nacht. Zum Glück gibt's Lampen am Smartphone, die, die wir schon an hatten, reichten nämlich nicht ganz. Es zog sich, aber irgendwann schlugen wir am Ziel auf.

Freitag

Als ich am späten Vormittag so langsam zu mir kam, fiel mein Blick ins Programmheft mit der Vorschau auf's HOA 2024: b-s-t dabei, geilomat! Unterdessen trieb sich im Hinterhof ein Trupp Musiker herum, ne Dame zupfte sich am Bass warm, keine Ahnung zu welcher Band die gehörten. Uns zog es erstmal ins Ortszentrum mit Bock auf Frühschoppen, beim Italiener stießen wir auf offene Türen. Derart erfrischt erreichten wir schon zur dritten Band die Schierenhöh, wo ortstypisch alte NWOBHM-Säcke aufspielten, das Wetter hielt sich stabil trocken und sehr warm. Ich hätte schwören können, Rhabstallions Bassisten einst beim Stammtisch der Jagdgenossenschaft Hörnerkirchen im Landgasthof Bokelseß gesehen zu haben, verifizieren konnte ich dies allerdings nicht. Bei Vulture wurde es anschließend wesentlich juveniler, schneller und ruppiger, ein netter Kontrast zum gemäßigten Abrocken vorher. Wobei sich im Publikum eigentlich nicht viel änderte, dastehen, Bier trinken, mit dem Fuß wippen, man musste sich die Kräfte ja auch einteilen. Als Lady Beast loslegten, hielten Einige allerdings erstmal inne. Wir auch, denn das waren ja eindeutig die Fünf, die wir hinter unserer Absteige hatten rumhampeln sehen. Rotblonde Dame am Mikro, sowas sorgte natürlich erstmal für Aufmerksamkeit bei der versammelten Spannerschaft, zumal Frau Levine einiges an Präsenz aufzubieten hatte. Spätestens beim zweiten Song guckte man aber hauptsächlich nur noch Kollegin Amy Bianco zu.

Diese lieferte nämlich eine enorm geile Bassperformance ab, die so ziemlich jedem ein breites Grinsen in die Visage zauberte, großartig! Da spielte es dann auch keine große Rolle, dass das Songmaterial zwar gut reinlief, aber keinen nennenswerten Hookgehalt aufweisen konnte, für ein Highlight war allemal gesorgt. Von Kate's Acid wollten wir uns diese schönen Eindrücke nicht madig machen lassen, also entspannten wir uns lieber ein wenig bei Falafel und Kaffee. Rechtzeitig zu Vicious Rumors waren wir wieder zur Stelle, das Infield zeigte sich stramm gefüllt. Die Band hatte schon zwei Tage zuvor beim Warm-Up gezockt, scheinbar ganz ohne etatmäßigen Sänger, und auch heute erschien nicht der noch beim RHF so überzeugende Ronny Munroe. Stattdessen trällerte der auch nicht ganz unbekannte Brian Allen, bei VR sind personelle Überraschungen ja eigentlich gar nicht mehr überraschend. Natürlich bekamen wir erneut eine geballte Ladung kompetenten US Metals um die Lauscher geblasen. Beinahe 20 Songs wurden es am Ende, fast schon ein bisschen zu viel des Guten, jedenfalls waren wir danach bereits ziemlich gesättigt. Gegen 22 Uhr, es war kaum richtig dunkel, traten wir bereits den Fußmarsch heimwärts an, scheiß auf Phil Campbell. Kleine Unstimmigkeiten bezüglich der korrekten Route konnten schnell ausgeräumt werden. Womöglich besuchte Lars noch seinen Lieblingswirt im Treff, in den Aufzeichnungen lässt sich dazu jedoch nichts finden.

Samstag

Die Kollegen sorgten für ein zeitiges Erwecken, so dass wir erneut erstmal bei Gianni mit Bier und Pizza in den Tag starteten. Nachdem wir dem Taxi entstiegen waren, dudelten gerade Tytan auf der Bühne, die Uraltband von Kevin Riddles. Ich könnte nicht behaupten, nennenswert beeindruckt worden zu sein. Dann gab's erstmal ein dunkles Mischgetränk zur Einstimmung auf ein doomiges Intermezzo. Wheel waren etwas überraschend auf dem Billing, und es funktionierte tatsächlich richtig gut. Zumindest die Besucher mit erlesenem Geschmack hatten unterm schattigen Vordach 50 langsame aber gar nicht langatmige Minuten. Man bräuchte wirklich mehr Doom beim HOA! Im Programm ging's dann gewohnt traditionell weiter, Airforce waren mal wieder am Start. Alte aber spielfreudige Säcke mit jüngerem Sänger, das scheint zu passen. Viel Bewegung auf der Bühne, solide rockendes Material, und als Hingucker fesche Union-Jack-Shorts bei Bassist Tony. Für mich war's nun an der Zeit für ne kleine Auszeit, also latschte ich ein Stück in die umliegende Pampa, die von den vergangenen Regenfällen allerdings noch so durchfeutet war, dass man kaum ein passendes Plätzchen zum Niederlassen finden konnte. Daher kehrte ich bald in den Garten zurück, nicht ohne mir eine weitere Portion Falafel einzuverleiben.

Von Trespass bekam ich auch noch ein bisschen was mit, die hatte ich zuletzt vor 30 Jahren in Wacken gesehen, wo sie damals schon als halbe Oppas galten... Während Holy Mother bummelten wir im Vorgarten herum, wo Mohr seinen Plastikbeutel mit diversen Einkäufen auf klassische Art am Gürtel befestigt bekam, damit das gute Zeug nicht wieder verloren gehen würde. Auch kam zwischenzeitlich der längst erwartete Niederschlag auf, hielt sich aber halbwegs in Grenzen, und zur großen Freude aller Anwesenden zeigte sich ein prächtiger Regenbogen, nachdem Holy Mother wohl auch "Rainbow In The Dark" intoniert hatten. Ronnie war mit uns. Zum großen Finale sollte es nochmal richtig in die Vollen gehen. Jag Panzer spielten einen soliden Gig, was sie angesichts ihrer Qualitäten so ziemlich an die Spitze der Tageswertung brachte. Wovon sie aber ratzfatz wieder verdrängt wurden, denn was ihre Landsleute von Riot anschließend an Metal-Feuerwerk abfackelten, spottete nahezu jeder Beschreibung. Von "Fight Or Fall " bis "Outlaw" 20 Nummern von allerfeinstem Kaliber, was Geileres konnte ich mir in dem Moment schwerlich vorstellen. Kaum zu fassen, obwohl wir nur irgendwo mittendrin ohne viel Aussicht auf die Bühne rumstanden, fuhr einem der Sound gehörig ins Beinkleid. Grandioser Hammer zum krönenden Abschluss. Und sogar mit dem Taxi nach Hause klappte es noch.

 

Tofukeule, Dezember 2023
HOA-Schoten 

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