Fast wie verabredet kamen alle irgendwie
nicht pünktlich in die Gänge. Zur Strafe gab's dann auch kein
Fahrbier, so dass man die relative Enge im Mercedes hinten außen
besonders unangenehm zu spüren bekam. Kurz vorm Ziel in
Altenessen dann ein Lichtblick: Christiane huschte an den Kiosk
und reichte spontan kühles Stauder an, sehr feiner Schachzug!
Wir checkten nun in der ziemlich coolen Bude ein, die örtlichen
Ratten beschränkten ihre Kreise soweit ersichtlich auf den
schicken Hinterhof. Beim Aufbrechen bemerkten wir noch, dass das
Haustürschloss komplett lose in den Seilen hing, doch auch
dieses Problem wurde von einem kompetenten Hausbewohner gelöst.
Der Fußweg zum Amphitheater erwies sich als kürzer als gedacht,
zudem führte er schön durchs Grüne. Dread Sovereign, Thronehammer
und Mystic Prophecy hatten wir schon verpasst, die
Ungnade des späten Aufbruchs war uns hold. Unleashed
zockten auch bereits, als wir auf der anderen Seite des Kanals
die Rückseite der Bühne passierten, von dort klang es ganz
amtlich. Von vor Ort im weiten Halbrund tönte es dann
komischerweise nicht mehr ganz so zwingend, zum Akklimatisieren
war's aber allemal okay. Und schon stand das vermeintlich erste
Highlight an, die Belgier Brutus, die nicht nur mich mit
"Unison Life" völlig wuschig gemacht hatten. Bisschen blöd,
wenn's mit Songs losgeht, die man erstmal nicht kennt, und
gleich mit mehreren.
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Erst bei "Miles Away" konnte ich so
richtig einsteigen, als man quasi schon mitten im Set war.
Suboptimal auch, dass ich von meiner Position aus den
Mittelpunkt der Show, die gute Stefanie, allenfalls erahnen
konnte, da ihr Schlagzeug quasi im Weg stand. Ihre beiden Jungs
mühten sich inmitten der Bühne redlich, wirkten allerdings auch
etwas verloren. So toll wie erwartet wurde es also nicht,
trotzdem bekamen wir natürlich einige feine Songs bei gutem
Sound um die Lauscher gefeuert. Ich wünschte, ich hätte mir das
furiose Trio doch mal irgendwo im kleinen Club angeschaut. Und
schon war headliner time, Christianes Faves Amorphis
gaben sich die Ehre. Keine Band, die mich noch wirklich heiß
macht, die aber schon einige nette melancholisch-melodiöse
Nummern auf Lager hat. Selbige zog ich mir mit Mohr von oben am
Getränkestand rein, der Rest der Truppe hielt sich wohl weiter
unten auf. Anschließend trafen wir uns wieder, nur unsere Dame
war scheinbar frisch beschwingt voraus gegangen. Allzu spät
war's dann auch nicht, als wir uns langsam zur Ruhe begaben. In
unserem Zimmer mit Fenster zur A42 hin ließen wir selbiges sogar
die Nacht über offen, die Lärmschutzwände dämpften den Krawall
zu einem angenehm leichten Rauschen.
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Zwar kamen die Ersten um kurz nach Acht
langsam in die Puschen, trotzdem startete unsere WG nur
gemächlich in den Samstag. Bis auch alle ausgehfertig waren,
war's jedenfalls zu spät für einen Frühschoppen bei Monis
Bierbude, also erledigten wir dies stauderartig beim Kiosk
nebenan. Soundtrack: "Der Kuckuck und der Esel". (...) Pünktlich
um halb Eins fanden wir uns im Innenraum ein zu Wheel,
dem heutigen "Anheizer". Mit getragenem Epic Doom bringt man die
Meute zwar nicht zum spontanen Ausrasten, aber eigentlich ist es
ja eh gesünder, die Systeme eher langsam hochzufahren. Nicht nur
ich fand's jedenfalls sehr geil, mit erhabener Melodik zu
starten. Etwas ernüchternd nur, wenn der Nebenmann einen mitten
im Set darauf hinweist, dass Goldkehlchen Arkadius seinen coolen
Tanktop-Hoodie eben nicht selbst geschneidert, sondern plump bei
H&M erworben hat. Für's eher traditionell orientierte
Publikum sorgten dann Air Raid für den wohl passenderen
Weckruf. Mit jugendlichem Schwung und ordentlich Schmackes
bekamen wir speedig-melodischen Schwedenmetal serviert, der mir
den einen oder anderen kleinen Riot-Moment verschaffte. Während
Baest unten rödelten, kümmerten wir uns erstmal um eine
passende Festnahrungs-Grundlage. Zum Glück waren die Reibekuchen
wieder sehr amtlich, diesmal wurden für drei Stück sechs Euro
aufgerufen, Apfelmus dazu "gratis". Konnten wir durchgehen
lassen. Auch der Veganstand hatte ein ganz gutes Angebot, wie
z.B. einen nahrhaft-"fleischigen" Wrap. Dann war da noch wie
immer der Wok, wo die Instantnudeln mit pikanter Soße zwar
goutierbar aber viel zu teuer waren. Entsprechend dünn lief das
Geschäft am Wochenende. Gonzo hatte sich inzwischen auch
eingefunden, wir genossen seinen heutigen Anwesenheitstag. Auf Waltari
dürfte er auch Bock gehabt haben, blöd nur, dass vom Bass quasi
gar nichts zu hören war. Erst als Kärtsy diesen zu Seite gelegt
hatte, wummerte es plötzlich los, allerdings synthetisch.
Immerhin kam noch der eine oder andere Hit zum Vortrag,
insgesamt war's aber ein ziemlich lascher Auftritt der einst
gefeierten Finnenvögel. Bei Vandenberg saßen wir
kollektiv gemütlich auf den Stufen rum, schließlich gab's
Altherren-Rock. Dass der Gitarren-Maestro allerdings jüngst die
70er-Marke gerissen haben sollte, konnte man zumindest aus der
Entfernung kaum glauben. Vielleicht teilt er sich ja den
Fitness-Coach mit seinem einstigen Chef. Jedenfalls gab's einen
gefälligen, Whitesnake-lastigen Set, wobei aber auch das eigene
Material sehr okay klang.
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"Crying In The Rain" kurz vor Schluss kam
am schönsten, zum Glück blieb es aber trocken. Wenn man dort so
faul rumsaß, erwiesen sich die Bierboys mit den Rucksackfässern
als immer wieder sehr hilfreich. Die 0,4 Liter schlugen mit
"nur" 5 Euronen zu Buche, da musste man Verständnis haben, dass
wieder mal sparsam gezapft wurde. Zu Primordial mussten
wir uns dann natürlich nach unten bewegen, allein schon um
Nemtheangas schöne Schminkung bewundern zu können. Auch mit dem
Strick um den Hals kokettierte er wieder rum, er ist halt ein
echt begabter Schauspieler. Aber nicht weniger taugt er zum
geilen Frontmann. "How It Ends" wurde gleich an zweiter Stelle
dargeboten, Ergriffenheit lugte ums Eck, vermochte mich aber
nicht richtig zu packen, weil's wahrscheinlich gerade eine
einfach zu schöne Party war. Die "Coffin Ships" mit
Regenbogen-Begleitung sorgten auch nochmal für einen großen
Moment. Guter Gig, trotzdem ließe sich wohl noch mehr rausholen.
Erhöhte Schlagzahl anschließend bei Forbidden. Einige
ältere Semester wurden leicht zappelig, als die ollen
Thrash-Klassiker in die Menge geschleudert wurden. Norman
Skinner am Mikro machte seine Sache wirklich stark, instrumental
brannte auch nichts an. Soweit also alles top, trotzdem bekam
ich keine Hormonausschüttungen, weil's dann halt doch ein
ziemlich durchgehendes Geschrote war. Was man vom Headliner zum
Glück nicht erwarten musste. Trotzdem stiegen KK's Priest
mit drei Nummern neueren Datums ziemlich furios ein. Extrem
dominant: Eine große Videowand hinter der Band mit animierten
Schlachtenszenen und ähnlichem hatte einen gigantomanischen
Effekt. Das Ganze wirkte ziemlich over the top, womöglich wollte
der Chef mal zeigen, dass er sich mit seiner Truppe zu durchaus
größeren Festivals berufen fühlt. Es war aber auch wirklich
nicht übel, alle legten sich ins Zeug, gerade der Ripper war
bestens in Form. Wie nicht anders zu erwarten, kamen die
originalen Priest-Nummern natürlich besser an, als das was die
aktuelle Band bisher veröffentlicht hatte. Trotzdem ein
gelungener Mix insgesamt, wobei "Beyond The Realms Of Death" und
"Victim Of Changes" krass heraus ragten. Nachdem man 5 Minuten
später gestartet war, hörte man am Ende entsprechend 5 Minuten
zu früh auf, aber trotzdem konnte man von einem würdigen
Headliner sprechen. Bald schon begleiteten Christiane und ich
Mohr zurück Richtung Bett, während die beiden Verbliebenen
sicher noch nicht genug hatten.
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Heute wollte ich es mit Mohr wissen, wir
hatten konkrete Frühschoppen-Ambitionen. Also liefen wir um halb
Elf bei Monis Bierbude ein, nur um festzustellen, dass
geschlossen war. Vorm heruntergelassenen Rollo war ein kleiner
Gedenkschrein für einen gewissen Hassan eingerichtet, ein recht
trauriger Anblick. Also huschten wir auf ein schnelles Weizen zu
Heiner's, wo ausnahmsweise keine Buxtehuder anzutreffen waren.
So war's dann auch kein Problem, um Punkt 12 unten vor Wings
Of Steel zu stehen. Ein Jammer dass die Crowd noch sehr
überschaubar war, denn die Abwesenden verpassten einen der
geilsten Gigs des Festivals. Die ungesignten Kalifornier
performten wie die Großen, Sound war eh top, und so kamen auch
die eher bluesigen Stücke völlig amtlich. Ein echter Glücksgriff
des Bookers, von der Band sollte noch Größeres zu erwarten sein.
Wenig hatte ich von Maggot Heart erwartet, klang die
Mucke mir doch ziemlich unfiligran und abgefuckt. Als dann die
zwei blonden Perlen im gewagten Outfit vorm Drummer und
mickrigen Backdrop auftauchten und recht zickig wirkten, dachte
ich schon, ich müsste bald das Weite suchen. Aber manchmal
täuscht man sich zum Glück, das leicht dissonante Geschrammel
kam erstaunlich gut, mal was völlig anderes. Mohr und ich
fühlten uns prima unterhalten. Der Rest unseres Teams trudelte
erst danach wieder ein, während John Diva aufspielte.
Was aus der Entfernung nicht gerade anziehend klang, also hatten
wir kein Problem, erstmal was Fruchtiges zu uns zu nehmen und
ein bisschen Meet & Greet zu machen. Die hochgelobten Chapel
Of Disease wollten wir uns aber nicht entgehen lassen.
Bald war uns klar, dass die Band instrumental sehr geilen Kram
zockte, nur die Vocals schienen nicht so recht mithalten zu
können. Mit Death Metal hatte es jedenfalls kaum was zu tun,
"Song Of The Gods" ein regelrechter Hit, den man gleich
erkannte, ohne von der Band irgendwas in der Sammlung stehen zu
haben. Da könnte weiteres Potenzial vorhanden sein.
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Bald schiffte es dann mal etwas anhaltend,
wohl denen, die ne Regenjacke am Start hatten. Statt Threshold
standen nun Demon auf dem Programm, geht ja eigentlich
immer. Allerdings hat man die ollen Briten mittlerweile ziemlich
oft zu Gesicht bekommen, die Setlist wird nicht groß variiert.
Also ein Act, der bestens geeignet ist, ihn wohlwollend zur
Kenntnis zu nehmen, während man nebenbei vielleicht ein paar
hochgeistige Gespräche führt. Anschließend merkte ich, ich
brauchte eine kleine Auszeit. Exhorder standen auf dem
Plan, also Knüppelausdemsack, hatte ich gerade gar keinen Bock
drauf. Daher machte ich einen ausgedehnteren Spaziergang durch
den Nordsternpark. Ich traf fast keine Menschenseele, kam an
Ecken, wo ich noch nie gewesen war, und konnte meine überreizten
Sinne bestens erholen. Zu Riot V war ich zurück.
Performance und Setlist ließen wenig zu wünschen übrig, aber
diesmal kam ich längst nicht so in Wallung wie bei den letzten
Gigs der Truppe. Womöglich befand ich mich auch noch nicht
wieder ganz im Partymodus. Den abschließend D-A-D dann
auch nicht mehr herbeiführen konnten. Wir standen weit oben mit
Blick auf's relativ spärlich besetzte Halbrund, den verrückten
Drummer konnten wir nicht wirklich sehen. Und da auch niemand
großer Fan der Dänen war, zogen wir uns das Ganze halt nur
leicht distanziert rein. Fazit: Als abschließender Headliner
doch eher eine Sparbesetzung. Trotzdem war's insgesamt wieder
ein rundum gelungenes Pfingstwochenende, das zum Glück auch 2025
trotz Gartenschau wieder in Aussicht steht. Und da wir ja immer
Vernunft walten lassen, latschten wir fast komplett nochmal ins
gut besuchte Partyzelt. Je nach Talent wurde dort Kontakt zu
einem der anderen Geschlechter gesucht bzw. das Personal dazu
veranlasst, einem ein Getränkeverbot auszusprechen. Ich begab
mich gegen Eins dann mal auf den Heimweg, schließlich würde
gegen 11 schon das Reinigungspersonal mit den Hufen scharren...
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