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Rock Hard Festival

Gelsenkirchen, Amphitheater, 17. - 19.05.2024

Und wieder waren alle fünf unserer bewährten RHF-Truppe am Start, trotz fortschreitenden Alters ist die pfingstliche Metalparty nach wie vor Pflichttermin, gut so.

Diesmal kamen wir wir auf der anderen Seite des Kanals in Altenessen unter, was sich als durchaus guter Standort entpuppte. Billing und Wetter sollten auch weitgehend passen, wir waren bereit.

 

Freitag

Fast wie verabredet kamen alle irgendwie nicht pünktlich in die Gänge. Zur Strafe gab's dann auch kein Fahrbier, so dass man die relative Enge im Mercedes hinten außen besonders unangenehm zu spüren bekam. Kurz vorm Ziel in Altenessen dann ein Lichtblick: Christiane huschte an den Kiosk und reichte spontan kühles Stauder an, sehr feiner Schachzug! Wir checkten nun in der ziemlich coolen Bude ein, die örtlichen Ratten beschränkten ihre Kreise soweit ersichtlich auf den schicken Hinterhof. Beim Aufbrechen bemerkten wir noch, dass das Haustürschloss komplett lose in den Seilen hing, doch auch dieses Problem wurde von einem kompetenten Hausbewohner gelöst. Der Fußweg zum Amphitheater erwies sich als kürzer als gedacht, zudem führte er schön durchs Grüne. Dread Sovereign, Thronehammer und Mystic Prophecy hatten wir schon verpasst, die Ungnade des späten Aufbruchs war uns hold. Unleashed zockten auch bereits, als wir auf der anderen Seite des Kanals die Rückseite der Bühne passierten, von dort klang es ganz amtlich. Von vor Ort im weiten Halbrund tönte es dann komischerweise nicht mehr ganz so zwingend, zum Akklimatisieren war's aber allemal okay. Und schon stand das vermeintlich erste Highlight an, die Belgier Brutus, die nicht nur mich mit "Unison Life" völlig wuschig gemacht hatten. Bisschen blöd, wenn's mit Songs losgeht, die man erstmal nicht kennt, und gleich mit mehreren.

Erst bei "Miles Away" konnte ich so richtig einsteigen, als man quasi schon mitten im Set war. Suboptimal auch, dass ich von meiner Position aus den Mittelpunkt der Show, die gute Stefanie, allenfalls erahnen konnte, da ihr Schlagzeug quasi im Weg stand. Ihre beiden Jungs mühten sich inmitten der Bühne redlich, wirkten allerdings auch etwas verloren. So toll wie erwartet wurde es also nicht, trotzdem bekamen wir natürlich einige feine Songs bei gutem Sound um die Lauscher gefeuert. Ich wünschte, ich hätte mir das furiose Trio doch mal irgendwo im kleinen Club angeschaut. Und schon war headliner time, Christianes Faves Amorphis gaben sich die Ehre. Keine Band, die mich noch wirklich heiß macht, die aber schon einige nette melancholisch-melodiöse Nummern auf Lager hat. Selbige zog ich mir mit Mohr von oben am Getränkestand rein, der Rest der Truppe hielt sich wohl weiter unten auf. Anschließend trafen wir uns wieder, nur unsere Dame war scheinbar frisch beschwingt voraus gegangen. Allzu spät war's dann auch nicht, als wir uns langsam zur Ruhe begaben. In unserem Zimmer mit Fenster zur A42 hin ließen wir selbiges sogar die Nacht über offen, die Lärmschutzwände dämpften den Krawall zu einem angenehm leichten Rauschen.

 

Samstag

Zwar kamen die Ersten um kurz nach Acht langsam in die Puschen, trotzdem startete unsere WG nur gemächlich in den Samstag. Bis auch alle ausgehfertig waren, war's jedenfalls zu spät für einen Frühschoppen bei Monis Bierbude, also erledigten wir dies stauderartig beim Kiosk nebenan. Soundtrack: "Der Kuckuck und der Esel". (...) Pünktlich um halb Eins fanden wir uns im Innenraum ein zu Wheel, dem heutigen "Anheizer". Mit getragenem Epic Doom bringt man die Meute zwar nicht zum spontanen Ausrasten, aber eigentlich ist es ja eh gesünder, die Systeme eher langsam hochzufahren. Nicht nur ich fand's jedenfalls sehr geil, mit erhabener Melodik zu starten. Etwas ernüchternd nur, wenn der Nebenmann einen mitten im Set darauf hinweist, dass Goldkehlchen Arkadius seinen coolen Tanktop-Hoodie eben nicht selbst geschneidert, sondern plump bei H&M erworben hat. Für's eher traditionell orientierte Publikum sorgten dann Air Raid für den wohl passenderen Weckruf. Mit jugendlichem Schwung und ordentlich Schmackes bekamen wir speedig-melodischen Schwedenmetal serviert, der mir den einen oder anderen kleinen Riot-Moment verschaffte. Während Baest unten rödelten, kümmerten wir uns erstmal um eine passende Festnahrungs-Grundlage. Zum Glück waren die Reibekuchen wieder sehr amtlich, diesmal wurden für drei Stück sechs Euro aufgerufen, Apfelmus dazu "gratis". Konnten wir durchgehen lassen. Auch der Veganstand hatte ein ganz gutes Angebot, wie z.B. einen nahrhaft-"fleischigen" Wrap. Dann war da noch wie immer der Wok, wo die Instantnudeln mit pikanter Soße zwar goutierbar aber viel zu teuer waren. Entsprechend dünn lief das Geschäft am Wochenende. Gonzo hatte sich inzwischen auch eingefunden, wir genossen seinen heutigen Anwesenheitstag. Auf Waltari dürfte er auch Bock gehabt haben, blöd nur, dass vom Bass quasi gar nichts zu hören war. Erst als Kärtsy diesen zu Seite gelegt hatte, wummerte es plötzlich los, allerdings synthetisch. Immerhin kam noch der eine oder andere Hit zum Vortrag, insgesamt war's aber ein ziemlich lascher Auftritt der einst gefeierten Finnenvögel. Bei Vandenberg saßen wir kollektiv gemütlich auf den Stufen rum, schließlich gab's Altherren-Rock. Dass der Gitarren-Maestro allerdings jüngst die 70er-Marke gerissen haben sollte, konnte man zumindest aus der Entfernung kaum glauben. Vielleicht teilt er sich ja den Fitness-Coach mit seinem einstigen Chef. Jedenfalls gab's einen gefälligen, Whitesnake-lastigen Set, wobei aber auch das eigene Material sehr okay klang.

"Crying In The Rain" kurz vor Schluss kam am schönsten, zum Glück blieb es aber trocken. Wenn man dort so faul rumsaß, erwiesen sich die Bierboys mit den Rucksackfässern als immer wieder sehr hilfreich. Die 0,4 Liter schlugen mit "nur" 5 Euronen zu Buche, da musste man Verständnis haben, dass wieder mal sparsam gezapft wurde. Zu Primordial mussten wir uns dann natürlich nach unten bewegen, allein schon um Nemtheangas schöne Schminkung bewundern zu können. Auch mit dem Strick um den Hals kokettierte er wieder rum, er ist halt ein echt begabter Schauspieler. Aber nicht weniger taugt er zum geilen Frontmann. "How It Ends" wurde gleich an zweiter Stelle dargeboten, Ergriffenheit lugte ums Eck, vermochte mich aber nicht richtig zu packen, weil's wahrscheinlich gerade eine einfach zu schöne Party war. Die "Coffin Ships" mit Regenbogen-Begleitung sorgten auch nochmal für einen großen Moment. Guter Gig, trotzdem ließe sich wohl noch mehr rausholen. Erhöhte Schlagzahl anschließend bei Forbidden. Einige ältere Semester wurden leicht zappelig, als die ollen Thrash-Klassiker in die Menge geschleudert wurden. Norman Skinner am Mikro machte seine Sache wirklich stark, instrumental brannte auch nichts an. Soweit also alles top, trotzdem bekam ich keine Hormonausschüttungen, weil's dann halt doch ein ziemlich durchgehendes Geschrote war. Was man vom Headliner zum Glück nicht erwarten musste. Trotzdem stiegen KK's Priest mit drei Nummern neueren Datums ziemlich furios ein. Extrem dominant: Eine große Videowand hinter der Band mit animierten Schlachtenszenen und ähnlichem hatte einen gigantomanischen Effekt. Das Ganze wirkte ziemlich over the top, womöglich wollte der Chef mal zeigen, dass er sich mit seiner Truppe zu durchaus größeren Festivals berufen fühlt. Es war aber auch wirklich nicht übel, alle legten sich ins Zeug, gerade der Ripper war bestens in Form. Wie nicht anders zu erwarten, kamen die originalen Priest-Nummern natürlich besser an, als das was die aktuelle Band bisher veröffentlicht hatte. Trotzdem ein gelungener Mix insgesamt, wobei "Beyond The Realms Of Death" und "Victim Of Changes" krass heraus ragten. Nachdem man 5 Minuten später gestartet war, hörte man am Ende entsprechend 5 Minuten zu früh auf, aber trotzdem konnte man von einem würdigen Headliner sprechen. Bald schon begleiteten Christiane und ich Mohr zurück Richtung Bett, während die beiden Verbliebenen sicher noch nicht genug hatten.





Sonntag

Heute wollte ich es mit Mohr wissen, wir hatten konkrete Frühschoppen-Ambitionen. Also liefen wir um halb Elf bei Monis Bierbude ein, nur um festzustellen, dass geschlossen war. Vorm heruntergelassenen Rollo war ein kleiner Gedenkschrein für einen gewissen Hassan eingerichtet, ein recht trauriger Anblick. Also huschten wir auf ein schnelles Weizen zu Heiner's, wo ausnahmsweise keine Buxtehuder anzutreffen waren. So war's dann auch kein Problem, um Punkt 12 unten vor Wings Of Steel zu stehen. Ein Jammer dass die Crowd noch sehr überschaubar war, denn die Abwesenden verpassten einen der geilsten Gigs des Festivals. Die ungesignten Kalifornier performten wie die Großen, Sound war eh top, und so kamen auch die eher bluesigen Stücke völlig amtlich. Ein echter Glücksgriff des Bookers, von der Band sollte noch Größeres zu erwarten sein. Wenig hatte ich von Maggot Heart erwartet, klang die Mucke mir doch ziemlich unfiligran und abgefuckt. Als dann die zwei blonden Perlen im gewagten Outfit vorm Drummer und mickrigen Backdrop auftauchten und recht zickig wirkten, dachte ich schon, ich müsste bald das Weite suchen. Aber manchmal täuscht man sich zum Glück, das leicht dissonante Geschrammel kam erstaunlich gut, mal was völlig anderes. Mohr und ich fühlten uns prima unterhalten. Der Rest unseres Teams trudelte erst danach wieder ein, während John Diva aufspielte. Was aus der Entfernung nicht gerade anziehend klang, also hatten wir kein Problem, erstmal was Fruchtiges zu uns zu nehmen und ein bisschen Meet & Greet zu machen. Die hochgelobten Chapel Of Disease wollten wir uns aber nicht entgehen lassen. Bald war uns klar, dass die Band instrumental sehr geilen Kram zockte, nur die Vocals schienen nicht so recht mithalten zu können. Mit Death Metal hatte es jedenfalls kaum was zu tun, "Song Of The Gods" ein regelrechter Hit, den man gleich erkannte, ohne von der Band irgendwas in der Sammlung stehen zu haben. Da könnte weiteres Potenzial vorhanden sein.

Bald schiffte es dann mal etwas anhaltend, wohl denen, die ne Regenjacke am Start hatten. Statt Threshold standen nun Demon auf dem Programm, geht ja eigentlich immer. Allerdings hat man die ollen Briten mittlerweile ziemlich oft zu Gesicht bekommen, die Setlist wird nicht groß variiert. Also ein Act, der bestens geeignet ist, ihn wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen, während man nebenbei vielleicht ein paar hochgeistige Gespräche führt. Anschließend merkte ich, ich brauchte eine kleine Auszeit. Exhorder standen auf dem Plan, also Knüppelausdemsack, hatte ich gerade gar keinen Bock drauf. Daher machte ich einen ausgedehnteren Spaziergang durch den Nordsternpark. Ich traf fast keine Menschenseele, kam an Ecken, wo ich noch nie gewesen war, und konnte meine überreizten Sinne bestens erholen. Zu Riot V war ich zurück. Performance und Setlist ließen wenig zu wünschen übrig, aber diesmal kam ich längst nicht so in Wallung wie bei den letzten Gigs der Truppe. Womöglich befand ich mich auch noch nicht wieder ganz im Partymodus. Den abschließend D-A-D dann auch nicht mehr herbeiführen konnten. Wir standen weit oben mit Blick auf's relativ spärlich besetzte Halbrund, den verrückten Drummer konnten wir nicht wirklich sehen. Und da auch niemand großer Fan der Dänen war, zogen wir uns das Ganze halt nur leicht distanziert rein. Fazit: Als abschließender Headliner doch eher eine Sparbesetzung. Trotzdem war's insgesamt wieder ein rundum gelungenes Pfingstwochenende, das zum Glück auch 2025 trotz Gartenschau wieder in Aussicht steht. Und da wir ja immer Vernunft walten lassen, latschten wir fast komplett nochmal ins gut besuchte Partyzelt. Je nach Talent wurde dort Kontakt zu einem der anderen Geschlechter gesucht bzw. das Personal dazu veranlasst, einem ein Getränkeverbot auszusprechen. Ich begab mich gegen Eins dann mal auf den Heimweg, schließlich würde gegen 11 schon das Reinigungspersonal mit den Hufen scharren...





 

Tofukeule, Januar 2025
RHF-Schoten 

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