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Rock Hard Festival

Gelsenkirchen, Amphitheater, 18. - 20.05.2018

Nachdem wir im Vorjahr so gute Erfahrungen mit festem Dach überm Kopf gemacht hatten, quartierten wir uns erneut im Hotel ein, diesmal direkt in Gelsenkirchen. Was eine gute Wahl war, denn vor allem der nächtliche Rückweg gestaltete sich so merklich einfacher.

Kurzfristig wurde Lars von einer Blitzfluggrippe dahingerafft und musste seine Beteiligung absagen. Also waren wir diesmal zu dritt unterwegs, wobei wir unsere beiden österreichischen Gastmetaller vor Ort ziemlich bald integriert hatten.

Freitag, 18. Mai

Rita, leicht nervös nach der plötzlichen Änderung im Ablauf, erschien unerheblich später, und erklärte sich netterweise bereit, mit dem eigenen Auto zu fahren. Unterwegs sammelten wir Mohr wie üblich in der wunderschönen Ortsmitte Meerhofs auf, bis wir ohne nennenswerte Verkehrshindernisse bei unserem Hotel mitten im Pott aufschlugen. Der Laden war voll mit Festivalbesuchern, was den Betreiber sichtlich zufriedenstellte. Zur Akklimatisierung genehmigten wir uns vor Ort mitgebrachtes Dosenbier, bevor wir zwecks Schaffung fester Grundlage einen Italo-Inder um die Ecke aufsuchten, bei welchem ich mir ein recht schmackhaftes und preisgünstiges Okra-Gericht einverleibte. Gut gesättigt enterten wir anschließend den Linienbus, der uns nach rasanter Fahrt vorm Amphitheater ausspuckte. Mit gut abgestandenem 4 € - Plörrenbier bestückt sahen wir als erste Band die hochgehandelten Dool. Deren Album mag ich sehr, war also entsprechend vorfreudig, fand die Performance zunächst jedoch etwas überambitioniert bzw. verkrampft, wobei akustisch aber alles im Lot war. Mit den beiden letzten Songs "Vantablack" und "Oweynagat" packten sie mich endlich, intensiv-geiler Scheiß und ein klasse Auftakt in ein fulminöses Festival. Mit Diamond Head ging es oldschoolig weiter. Fand ich Wochen vorher beim HoH schon sehr unterhaltsam, und so liefen sie auch heute wieder fluffig ins Ohr. Ein junger, beweglicher Frontmann hat was für sich, wenn er ordentlich Energie versprühen kann, während Cheffe Tatler schön authentisch seine faltige Visage zur Schau stellt. It's electric, baby!

Zwischendurch lief man natürlich wie üblich dutzenden Freunden und Bekannten in die Arme wie den ganzen Ruhrpottlern, den Buxtehudern, der Kasseler Fraktion und natürlich unseren Hotelzimmernachbarn aus dem Ösiland, das altbekannte und beliebte Klassentreffen eben. Der Abend brach so langsam an mit Tiamat, die aus irgend einer Versenkung hervorgeholt worden waren. Angekündigt war eine Old-school-setlist, und was anderes wollte bestimmt auch niemand hören. Also ertönten wohl fast nur Songs von "Clouds" und "Wildhoney", was bei den ganzen alten Säcken sehr gut ankam. Soundtechnisch klang mir das schon fast zu perfekt, es wurde wohl nicht wenig gesamplet. Aber egal, Meister Edlund hatte es noch drauf, auch wenn er wie ein Hybridgeist aus Klaus Kinski und Bobby Liebling über die Bühne taperte. Wer seine Mi(e)t-Musiker waren, interessierte eigentlich nicht weiter, von einer existenten Band kann da sicher eh nicht gesprochen werden. Ich hätte zwar in einem Anflug von Blümeranz unheimlich gern noch "Vote For Love" gehört, war aber auch ohne dies sehr angetan von der schönen Zeitreise. Fehlte noch der Headliner, die jüngst mit großem Tamtam als Quartett neu formierten Sodom. Viel erwartet hatte ich mir davon nicht, und entsprechend klang es dann auch. Unstraight wie eh und je rumpelte es durch die PA, damit konnte ich live eigentlich nie groß was anfangen. Ich kann mich nicht mal erinnern, dass mich Engelsrippchens für gewöhnlich meist unterhaltsamen Ansagen nennenswert bespaßt hätten. Also sind wir wohl relativ früh abgehauen, wobei die Rückfahrt im voll besetzten Bus aber sehr lustig wurde. Wolfgang lotste uns schließlich mit dem unfehlbaren Überblick eines Radlertrinkers zurück zum Hotel, wo sich mein zur Straße hin gelegenes Zimmer bei geschlossenem Fenster als erfreulich ruhig herausstellte.

 

 

   

Samstag, 19. Mai

Gegen halb zehn waren alle gestrieglt und gebügelt, und so trafen wir uns mit Jürgen und Wolfgang im Café Extrablatt, einem recht netten Laden im malerischen Zentrum Gelsenkirchens. Alle entschieden sich fürs Büfett, nur ich wählte nach Rücksprache mit der Bediendame eine Tomatensuppe nebst Rhabarberlimo. Brav frühstückten wir also, bis wir beschlossen, angesichts des frühsommerlich prächtigen Wetters Heiner's Biergarten im Nordsternpark aufzusuchen. Dort schmeckte sogleich das Erdinger, nur Herrn Lenze offensichtlich nicht, der lieber vier Pils im Paket um sich scharte. Die erste Hälfte des Nachmittags ließen wir es uns dort gutgehen, bis wir rüber ins Amphi latschten, um Leatherwolf zu sehen. Bei den ersten Songs hatte ich Wiedererkennungsprobleme, kein Wunder, stellte sich doch heraus, dass mir das Debut in der Sammlung fehlte, böse Lücke. Ab "Street Ready" war dann alles gut, sämtliche Stücke klangen vertraut und bestens performt, die Triple-Gitarren und Michael Olivieris top erhaltenes Organ feirten ein Fest für die ohralen Sinne. Höhepunkt natürlich "Thunder", was sonst. So durfte es weitergehen, z. B. mit Cirith Ungol. Im dritten Anlauf schaffte ich es endlich, die reaktivierte Truppe aufmerksam zu verfolgen. Anfangs gefiel mir das Gebotene recht gut, gerade die Vocals klangen noch einigermaßen wie von Scheibe gewohnt, so dass "Join The Legion" Lust auf mehr machte. Dann breitete sich aber schnell Ernüchterung aus, die rechte Magie konnte nicht entfacht werden, mehr als eine okaye Reproduktion der ollen Kamellen stellte es für mich leider nicht dar. Also gab ich mich lieber nicht zum einzigen Mal dem Genuss nahrhafter Reibekuchen hin, bevor ich mit Rita zu einer kleinen Exkursion aufbrach. Wir zogen uns an der Parkplatzbude Fanta bzw. Cola rein, wanderten mal über die Brücke und im Park umher, wo überall eine herrlich entspannte, sonnige Stimmung herrschte.

Zurück beim Festival stellten wir fest, dass wir beide gar keinen Bock mehr auf das schlecht gezapfte Pils hatten. Zum Glück gab uns die zufällig passierende Sandra einen naheliegenden Tipp: Gin-Tonic! Geht ja eigentlich immer, so auch heute, und so genehmigten wir uns für schlappe 7 Tacken die eine oder andere Mischung. Auf der Bühne gab's gerade nicht sehr viel zu verpassen, weswegen wir uns im Partyzelt mit einigen weiteren Verzagten das Pokalfinale im TV anschauten. Und das sollte sich lohnen, denn überraschenderweise zogen die bereits vorher als Sieger feststehenden Bayern gegen Frankfurt den Kürzeren, feine Sache! Na gut, Rita war weniger begeistert, erholte sicher aber bald von dem Schock. Anschließend stand schon nur noch der Tagesheadliner auf dem Programm. Wir platzierten uns am oberen Rand des weiten Runds, um sich Overkill an vornehmlich "Horrorscope" sowie "Feel The Fire" abarbeiten zu sehen. Da konnte nicht viel schief gehen, handwerlich sind die alten Thrasher ja ne sichere Bank. Seltsam nur, dass die Band nach bereits einer schlappen Stunde erstmals von der Bühne verschwand und sich ein Weilchen bitten ließ. Da brauchten die Herrschaften wohl ein Verschnaufpäuschen, in dem Alter irgendwie verständlich. Am geilsten kam letztlich das Triple "Overkill"/"In Union We Stand"/"Elimination", während ich das wie immer elendiglich in die Länge gezogene "Fuck You" als Rausschmeißer mittlerweile über habe. Hat man so inzwischen hundertmal gehört, irgendwann wird's echt langweilig. Sie könnten doch einfach mal variieren am Ende, um frischen Wind reinzubringen. Egal, tat ja nicht weh. Mit Jürgen zusammen bestieg ich schließlich den Bus zurück, der uns erst am Bahnhof aussteigen ließ. An einer markanten Kreuzung rätselten wir noch eine halbe Ewigkeit herum, welche Richtung wir nun einschlagen mussten, trafen dann aber die korrekte Entscheidung und landeten wieder wohlbehalten in den durchgelegenen Betten.

  

 

Sonntag, 20. Mai

Und schon brach der Sonntag an. Weil's so nett war, enterten wir zu ähnlicher Morgenstunde wie am Vortag das Extrablatt, diesmal nahm auch Mohr die prima Tomatensuppe. Und wieder ging es anschließend zu Heiner's, wiederum saßen die Buxtehuder am Nebentisch, während die Temperaturen noch etwas sommerlicher geworden waren, T-Shirt-Wetter. Diesmal gingen wir nach Pommesgenuss etwas früher zum Festival, da wir noch was von Night Demon mitkriegen wollten. Tja, wie immer, könnte man schreiben. Lebhafte Performance, brauchbare Songs, leider inzwischen schon zigfach gesehen. Ich würde ne Pause empfehlen, um die Leute auch mal wieder zu entwöhnen und hungrig nach mehr zu machen. Ansonsten aber natürlich eine gute Show. Uli Jon Roth konnte man in den letzten Jahren auch regelmäßig begutachten, aber zum Glück nicht gerade bei jedem Festival. Und heute war der perfekte Moment für einen Sack voll Scorpions-Klassiker. Der Meister war extrem gut drauf, verschmolz mit seiner Sky Guitar auf virtuoseste Weise und hatte noch Muße für sympathische, coole Ansagen, wie beim vorbeigleitenden Schiff mit unpassender Mucke, dass er erstmal abziehen ließ. "We'll Burn The Sky", "In Trance", "Fly To The Rainbow", es war herrlich. Am Ende wäre noch "Zeit für was Kurzes", woraufhin eine Maxi-Version des großartigen "Little Wing" ertönte, besser ging's nicht. Der Tag war jetzt schon vergoldet. Da hatten es Coroner anschließend etwas schwer bei mir mit ihrem recht technisch geprägten Auftritt. Schön war's trotzdem, die Schweizer Garde mal wieder live zocken zu sehen. Passte alles noch gut zusammen, dürfen sie gern fortführen.

Danach war wieder eine kleine Exkursion fällig, diesmal landete ich mit Rita und Jürgen im Verschlag beim Parkplatz, wo das Veltins in Flaschen vergleichsweise hervorragend mundete. Sahen wohl auch die bereits länger dort Anwesenden so, die entsprechend in Wallung waren. Nun ging's in den Endspurt, und wer könnte besser die letzten Reserven mobilisieren als Armored Saint? Es war ein Fest, wie die Truppe um Goldkehlchen John Bush kam, sah und siegte. Sämtliche Gebrechen waren verflogen, während die Kalifornier eine ausgewogen durchmischte Setlist zum Besten gaben. Ähnlich großartig wie Uli Jon wenige Stunden zuvor, wenn auch ganz anders. Anschließend traf ich Mohr nach längerer Zeit mal wieder, der wohl ebenfalls guter Dinge war, jedenfalls sprach er mit schwerer Zunge davon, dass er da ein paar nette Girls kennengelernt habe. Da wollte ich die traute Runde nicht weiter stören, schließlich brauchte ich meinen Restelan noch für Saxon. Länger schon nicht gesehen, kam es wieder ganz cool, Biffs Mannen souverän vom Leder ziehen zu sehen. Recht viele Songs neueren Datums hatten es in die Setlist geschafft, was ja okay war, obwohl dadurch die Stimmung nicht ganz so angeheizt werden konnte. Nach etwa einer Stunde war bei mir jedenfalls Schicht, mein maroder Körper verlangte unzweideutig nach Ruhe. Der Bus stand sogleich an der Haltestelle bereit, ich ging direkt ins Hotel, nicht über Los, und ohne auch nur die Zähne geputzt zu haben, begab ich mich sogleich in die Waagerechte. Drei nahezu perfekte Tage lagen hinter mir, klasse Festival!








Tofukeule, Oktober 2018

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