Psychotic Waltz Reunion - Power Of Metal Tour 2011mit Nevermore, Symphony X, Mercenary, Thaurorod |
Mitte letzten Jahres zeichnete sich ab, dass auch Psychotic Waltz, die Helden meiner Postadoleszenz, von den Untoten auferstehen und sich in Originalbesetzung wiedervereinigen würden. Ohne definierte Erwartungshaltung sah ich der überraschend früh anberaumten Live-Reunion im Rahmen der Power Of Metal - Tour entgegen, die entgegen ersten Ankündigungen dann doch nicht in Bad Arolsen und Würzburg Station machte, so dass ich mich mit meinen PW-Konzerten Nr. 64 und 65 begnügte. |
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26.2.2011: Oberhausen, Turbinenhalle Nachdem mich noch am Vorabend ein Beinahe-Tankstellenunfall fast dahingerafft hätte, gondelte ich mit grippalem Infekt im Vorbrutstadium und Mohr im Gepäck in den Pott, wo wir ein regionstypisches Privatzimmer bezogen. Ein Entspannungsastra nebst Knifte später schleppten wir uns in der Dämmerung durchs trinkhallenumsäumte Viertel zum gar nicht so einfach aufzufindenden Ort des Geschehens, wo zunächst Blasenerleichterung und Garderobenbesuch zu erledigen waren, so dass wir von Thaurorod lediglich einige Hintergrundfetzen mitbekamen. Die Halle war noch geräumiger, als ich sie verschwommen in Erinnerung hatte, und doch machte sie einen überraschend gut gefüllten Eindruck. Nun trafen wir auf etliche bekannte Nasen und schlürften ein oder zwei Vorfreudebräuschen, denn man wollte aufs große Ereignis ja gebührend eingestimmt sein. Zunächst galt es aber noch, Mercenary zu überstehen, die von weiter hinten einen soundmäßig üblen Eindruck machten. Also schoben wir uns etwas vor in Richtung Bühne, wo sich das Klangerlebnis schon angenehmer gestaltete. Ich kannte die Band ja nur sporadisch, hatte den Frontmann aber basslos und schmalbrüstiger in Erinnerung, was im Nachhinein nicht verwundert, da das Personalkarussell bei den Dänen zwischenzeitlich ein paar Mal rotiert hatte. Die Performance wirkte jedenfalls recht engagiert und eine Hand voll Fans in der Frontreihe ging ganz gut mit, mich aber konnte das an In Flames & Co. angelehnte Material allenfalls in Ansätzen überzeugen. Zumal die unsäglichen Samples im Mix viel zu sehr im Vordergrund standen.
Dann ging's ans Eingemachte: Die Heroen des Nachwendezeitalters und Erfinder des Progressive Hippie Metal poppten bühnenseits nach und nach auf, um ihr Equipment und sich selbst in Stellung zu bringen, von uns aus brauchbarer Nahdistanz beobachtet. Die letzten 14 Jahre schienen zumindest bei Kunstlicht betrachtet nahezu spurlos an den Fünf vorbeigezogen zu sein, wenn man mal vom etwas stattlicher gewordenen Basser Ward Evans absah - der allerdings auch die längste Abstinenz zu beklagen hatte. Im Gegensatz zu ihm scheint Norm Leggio angesichts blendender Konstitution die letzte Dekade vornehmlich im Fitnessstudio verbracht zu haben.
Das Hallenlicht erlosch, die Show
ging los: Tatsächlich vernahm ich die ersten Klänge des grandiosen
"Ashes", früher des Öfteren Opener, und doch hatte ich einen solch
epischen Beginn nicht wirklich erwartet. Devon Graves verschaffte
sich im hellen Dandy-Schlabberanzug samt Sandalen (sockenlos) einen
besonders imposanten Auftritt und schien überhaupt mächtig
euphorisiert. Ebenfalls überraschend das anschließende "Spiral
Tower", welches von der zumindest teilweise mächtig steilgehenden Crowd dankend
abgefeiert wurde. Im Ansatz erinnerte die Atmosphäre an den ersten
Europaabstecher der Band im Jahr 1991, zumal Devon seiner Freude
Ausdruck verlieh, endlich wieder mit dieser Truppe auf der Bühne zu
stehen. "Haze One" unterstrich die Botschaft mit Reminiszenzen
an frühere Tourerlebnisse und sorgte für waltztypische Abwechslung
in der Klangfarbe. Als wären die alten Zeiten nicht schon
gegenwärtig genug, gab es auch noch die unvermeidlichen technischen
Probleme, so dass Mr.
Der Rest des Abends war im Grunde ein einziges Abfeiern der gerade bezeugten Wiederauferstehung. Sämtliche befragten Experten wie auch Laien waren der einhelligen Meinung, dass Psychotic Waltz mit dem livehaftigen Neuanfang alles richtig gemacht haben. Viel besser hätte es fürwahr nicht laufen können! Also begossen wir das große Ereignis, sprachen zumindest einigen der im Foyer anzutreffenden Musiker unsere Anerkennung aus und begutachteten den Merchstand, denn ein Shirt als Souvenir musste ja schon her. Ich war genügsam und entschied mich für das schlichteste Design mit Pocketprint, musste aber anschließend feststellen, dass die kleinste erhältliche Größe L für meinen gebrechlichen Leib einfach zu groß ausgefallen war. Da ich in Gönnerlaune war, überließ ich das gute Stück Tino K. für lau, der mir aber partout zumindest einen Fünfer dafür aufdrücken wollte. In der allgemeinen Euphorie ging fast unter, dass ja noch zwei weitere Bands, gar die sogenannten Co-Headliner, spielen sollten. Symphony X rauschten denn auch weitgehend unbeeindruckend an mir vorbei, während ich mich bei Nevermore wirklich bemühte, an der Show Gefallen zu finden. Doch so richtig in Wallung kam ich einfach nicht, was zum einen sicher an der Waltz-Verperlung, zum anderen aber auch an einem suboptimal performenden Warrel Dane lag. Mir schien der Gute etwas, ähem, "unausgeschlafen" zu sein, zumindest lief er teilweise auf der Bühne umher wie Falschgeld und hatte mit seiner ihm immer wieder in die Knieskehlen rutschenden Buchse zu kämpfen. Da mir zudem der Sound eher breiig erschien, sah ich mich gezwungen, den Nevermore-Gig als Rückfall in Zeiten einer live nicht ganz überzeugenden Band abzuhaken. Viel mehr überzeugten nachher die Zapfkünste des Thekenpersonals, und wenn uns gegen 1 Uhr nicht die Security mit Nachdruck nach draußen gebeten hätte, wir hätten wahrscheinlich noch bis ins Morgengrauen mit ausfreakenden Pseudokaliforniern über deren Herzrhythmusprobleme philosophiert... Auf der bis dahin gemächlichen Rückfahrt durchs Sauerland hätte uns tags darauf bei Nuttlar fast das Schicksal in Form eines von Freund Hein persönlich gelenkten blassen Audi erhascht - aber die Reise ist schließlich noch nicht zu Ende. |
16.3.2011: Frankfurt, Batschkapp Diesmal als Mitfahrer bei Follgah ging es erneut in Frankfurts Clubinstitution Batschkapp, die mir noch aus der Vorwoche wegen signifikanter Überfüllung beim Killfest in unangenehmer Erinnerung war. Auch am heutigen Abend staute sich der Besucherstrom bereits unmittelbar nach Durchschreiten der Pforte, aber immerhin gab es noch ein paar unausgefüllte Fleckchen, so dass wir zum bereits gestarteten Mercenary-Gig relativ problemlos ins vordere Drittel vordringen konnten. Das Gros des Sets wies einen nicht zu leugnenden Wiedererkennungswert auf, und da Sound und Mix klar besser als in Oberhausen gerieten, machte die Chose diesmal doch etwas mehr Laune als gut zwei Wochen früher. Fand wohl auch Ward Evans, der mit Kamera bewaffnet auf der Bühne gesichtet wurde. Thaurorod waren uns offensichtlich völlig durch die Lappen gegangen - wer braucht wochentags denn auch ultrafrüh beginnende Festivaltourneen?
In der Umbaupause vor Psychotic Waltz schien es für kurze Zeit so, als könnte man in vorderen Regionen das Schauspiel halbwegs stressfrei genießen, doch schon bald ballte sich die freudig erregte Hippieprog-Gemeinde in zunehmender Dichte. Dementsprechend stand ich nun zwar näher zur Bühne als in der Turbinenhalle, sah von den Protagonisten jedoch weniger. Von Brian erhaschte ich vielleicht hin und wieder mal die Ahnung eines flüchtigen Optikeindrucks, musste ansonsten aber meinem Gehör vertrauen, das die zweite Leadgitarre zweifelsfrei zu vernehmen glaubte. Zum Glück schraubte der Soundmann einen passablen Klang aufs Parkett, weshalb gleich "Ashes" die Gänsehautporen gebührend anregte. Es ergoss sich nun nahezu die von neulich bekannte Liederpracht ins schmale Eckige mit dem kleinen Unterschied, dass "Cold" zugunsten des aus meiner Sicht zu bevorzugenden "A Social Grace"-Klassikers "I Of The Storm" geopfert wurde. Welch großes Glück, auf diese Weise in den Genuss aller neun für die Tour einstudierten Stücke gekommen zu sein! Halbwegs objektiv betrachtet waren PW in Frankfurt wohl tatsächlich noch ein bisschen besser drauf als zum Tourbeginn, was zeigt, dass sie sich nicht nur musikalisch gut eingespielt hatten, sondern mit der Gesamtsituation rundum glücklich waren. Am deutlichsten ließ sich dies am Gebaren Devon Graves' ablesen, der im Vergleich zur Doppelbelastung als Gitarrist und Sänger bei Deadsoul Tribe in der Rolle als PW-Frontmann mal so richtig aufblühte. Zwar schien er mit den ganz hohen Tönen in Frankfurt einige Problemchen zu haben, doch das dürfte wohl einfach daran gelegen haben, dass jene Regionen im Lauf der Jahre bei ihm ein wenig eingerostet sind. Das Auditorium scherte sich darum jedenfalls nicht groß, sondern feierte die Wiedervereinigten zwischen den Songs teilweise mit Rhythmusgeklatsche wie einst in grauer Vorzeit. Einige Besucher waren ab Mitte des Konzerts gar derart aufgewühlt, dass sie moshpitverdächtige Aktivitäten entwickelten, die den weniger aggressiven Fans eher missfielen. Da man die Nachwuchsturner entsprechend im Auge behalten musste, trübte das leider etwas die eigene Hingabe. Vonseiten der Band geriet der Auftritt im Hessenland jedoch zweifelsfrei zum Triumphzug.
Nun musste dringend Flüssigkeit her, doch wie an die Quelle kommen, wenn die Theke bereits dreireihig umlagert ist? Erstaunlicherweise legte das Personal aber eine so imposante Schlagzahl vor, dass viel schneller als gedacht zwei gefüllte Becher vor mir standen. Weniger patent zeigte sich die Bardame leider beim Kassieren, da sie meine säuberlich abgezählte Kohle brüsk zurückwies und mir etwas nur halb Verständliches entgegengiftete. Wer kann auch schon ahnen, dass die ausliegenden Preislisten anscheinend nicht ganz zutrafen? Glücklicherweise entpuppte sich die Kollegin der Furie als nicht nur hübscher sondern auch weitaus netter, so dass ich während des gefühlsarmen Symphony X - Gigs weitere Nierenspülungen vornehmen und Bewerbungsfotos angehender DSDS-Kandidaten schießen konnte. Schließlich schickten sich Nevermore an, den Abend zum Abschluss zu bringen, was mich veranlasste, auf dem Podest hinterm Mischpult ein Plätzchen mit Blick aufs Geschehen zu ergattern. Kaum dass "Inside Four Walls" verklungen war, merkte ich, heute passte es wieder bei frog-eyed Warrel. Im Gegensatz zu Oberhausen saß nicht nur die Hose, auch sein Gemüt schien in der richtigen Verfassung für eine amtliche Performance. Die anderen Bandmitglieder waren wie schon vor Zweiwochenfrist bestens ein- und aufgestellt, wobei natürlich Aushilfsbassistin Dagna Silesia die optisch beste Figur abgab. Aber auch die Gitarrenfraktion spielt in der obersten Liga, während mir dank bester Fernsicht zum ersten Mal klar wurde, welch grandioser Drummer Van Williams doch ist. Der Typ klöppelt sich gefühlvoll mordsmäßig einen zurecht und wirkt dabei verdammt relaxt, Hut ab! So war ich also heilfroh, nach dem eher missratenen OB-Auftritt nicht den Stab über einem der heißesten Anwärter auf zukünftige Klassikerweihen brechen zu müssen. Wäre auch schade gewesen für eine Truppe, die Göttergaben wie "The River Dragon Has Come" oder "Born" verbrochen hat!
Zum Abschied liefen mir dann noch die zwei vormals verpassten Dan und Norm über den Weg, so dass ich auch ihnen gegenüber mein Verlangen nach mehr, vor allem einer Headlinertour, ausdrücken konnte - denn dann wird's erst richtig schön... Tofukeule, März 2011 |
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Setlist Psychotic Waltz
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