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Progpower Europe

JC Sjiwa, Baarlo, 1. & 2.10.2005

Voll früh am Samstag Morgen aufstehen, den Mohren in Marsberg auflesen,  Mittags am Campingplatz einchecken: Die meisten Festivals sind mittlerweile zu Ritualen geworden. Vor allem die, die man schon öfter als dreimal beehrt hat. Solange es nicht in Routine ausartet, ist es okay. Außerdem gibt's ja immer irgendwelche kleine Änderungen oder Entwicklungen, die es interessant machen.

Bequemer wie man im Alter wird, wollten wir diesmal eine feste Unterkunft der Bezeichnung "Chalet" nehmen, obwohl es bei unserer Ankunft rechtzeitig zu schütten aufgehört hatte. Damit wurde es jedoch nichts, da man beim "Camping de Berckt" offensichtlich nicht auf Spontanbuchungen vorbereitet war. Wohlan, dann also doch den Plasteverhau aufgeschlagen, zum "Sjiwa" gewandert, um wie fast immer die ersten Takte des Openers verpasst zu haben. Noch vorm Eingang trafen wir auch schon den Affenmann aka Negi aka ...(den bürgerlichen Namen des Schwatten kennt eh keine Sau). Drin sogleich Nasenmann Gonzo (gibt's nicht auch Nasenaffen?). Keine Zeit für viel Gelaber, Disillusion haben schon ordentlich die Schwarte krachen lassen. Hohes Energieniveau, massig Breaks, aber auch die Melodien kamen nicht zu kurz. Trotzdem hab ich nicht allzu viel wiedererkannt, obwohl ich die Scheibe etliche Male konsumiert habe. Liegt's an mir oder den vertrackten Stücken? Die Band war übrigens nur in Light-Version auf der Bühne, sprich zu dritt plus gesampletem Bass und einigem mehr. Seufz...

Danach in der Pause sind wir erstmal zum fahrenden Schlafgemach der Waltroper zwecks Begrüßungstrunk. Zur Auswahl standen 0,5er Kromi vom Schwatten und ein dunkles Obergäriges (?) in der Drittelliterbuddel mit Plopp, dessen Namen mir entfallen ist, das aber recht süffig war. Beide Sorten wurden unserem Maternus im Rucksack auf jeden Fall vorgezogen, Dank gebührt den edlen Spendern! Noch mehrere solcher Pausen sollte es im weiteren Verlauf geben, zumal es uns die gelbe Sau mal wieder zu schön besorgt hat. ANUBIS GATE waren recht öde, ganz im Gegensatz zu THROES OF DAWN, die uns ziemlich düster kamen mit 'nem etwas gepresst röchelnden Sänger, aber echt ansprechend. Finnen machen halt meistens gute Mucke.

Zur Essenszeit war dann auch die Friteuse in Wallung, so dass es wieder Old-School-Pommes satt gab. Danach ne echte Enttäuschung in Form von ORPHANED LAND, die ich auch beim Summer Breeze schon kacke fand. Warum sind die eigentlich in letzter Zeit so präsent? Zum Glück hab ich vor Frust nicht zu tief in den Plastikbecher geschaut, sonst hätte ich womöglich den folgenden Sahnegig von GREEN CARNATION nicht mehr richtig mitgekriegt. Die erste Band des Tages ohne fuckin' Samples, dafür aber mit dreifacher Klampfenpower, so muss dat sein! Am Ende war ich schon irgendwie zu verstrahlt, um so richtig zu raffen, dass sie uns mit dem himmlischen "Lullabye in Winter" verabschiedet haben. Tagesbestsong, mit Abstand! Okay, EPICA hatten zwar anscheinend dafür gesorgt, dass einiges an Jungvolk, darunter auch ein paar knuffige Goth-Girlies anwesend waren, aber die Darbietung hätten sie sich schenken können. Die Within-Temptation-Welle wurde hemmungslos geritten, dass man nur so gähnen musste. Am geilsten war aber der gegenwindige Dauershoweffekt, der  einen Angst um die Bindehäute der Musiker kriegen lassen musste. Ventilator!!! Das brauchten wir nicht auf Dauer und sind lieber vorzeitig ne Etage tiefer in die Abschüttkneipe. Des Schaumes beraubtes Grolsch in Zahnputzbechern ist immer noch der beste Absacker, zumindest in Baarlo. Davon gab's reichlich, vor allem für Herrn L. aus W., der offensichtlich am längsten durchhielt.

Wovon man am Sonntag Vormittag noch deutliche Spuren zu sehen bekam. Für den Schaum auf'm Dach und der Zahnpasta an den Fenstern konnte er ja nicht direkt was. Da hatte sich nämlich ein Fucker an Negis transportablem Toilettenschrank im zufällig über Nacht offen gelassenen Kofferraum vergangen und infantil rumgeschmiert. Noch schlimmer jedoch der Diebstahl des erst kürzlich erworbenen Psychotic-Waltz-Leibchens. Schweinesau! Ähm, die Beifahrertür hatte auch ein bisschen was von innen abgekriegt, war aber kein Mundpflegemittel...

Bei noch schönerem Wetter machten wir dann nen gepflegten Frühschoppen im angrenzenden Park, der aus unerfindlichen Gründen auch laufend von touristisch anmutenden Menschen heimgesucht wurde, die uns beim Saufen zusahen. Glücklichster Mann des noch frühen Tages war dabei eindeutig der graue Marsberger, der sich gar kindlich über das dem Gonzman etwas enge und deswegen abgekaufte Lethal-Shirt freute. Sei es ihm gegönnt.

Musikalisch ließ es sich mit THE AURORA PROJECT und DYNAMIC LIGHTS ganz schön, aber ein bisschen unrockig an, was CLOUDSCAPE zum Glück änderten, indem sie es passabel krachen ließen. PAGAN'S MIND fand ich wenige Jahre früher an gleicher Stelle mal ziemlich geil, was ich aber nicht nur nach dem Genuss des damals erworbenen Scheibchens überhaupt nicht mehr nachvollziehen kann. Vollkommen inspirationsfreier Pseudopowerprog - abgesehen von einem Stück, das ich dann doch gut finden musste.

Danach endlich noch 'n Highlight namens WOLVERINE. SO muss das klingen! Mit Hingabe dargebotene Gänsehautkompositionen machten nicht nur mich froh. Bei den PP-Headlinern gab es ja schon öfter mal Ausfälle und sonstige Downer, diesmal waren es technische Probleme. Gerüchte meinten was von Zickereien des Maestro Gildenlöw, dem was nicht passte. Keine Ahnung, der Beginn des mit Vorfreude erwarteten Gigs zog sich jedenfalls ewig hin, und man wurde ja nicht nüchterner. Jedenfalls fingen sie dann irgendwann doch endlich an zu spielen, wobei ich aber schon nicht mehr so wirklich aufnahmefähig war. Dem Mohr ging es wohl ähnlich, so dass wir bald Richtung Zelt aufbrachen. Als ich aber plötzlich 'ne Menge "Munten" in der Hosentasche fand, mussten wir nochmal zurück, denn ich wollte den ganzen Batzen nicht wieder mit nach Hause nehmen. Also wurden noch ein paar Becher vernichtet, bis der gnädige Nebel sich breit machte... Ein geiles Festchen mal wieder!

Fotos: unbekannt

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