20 Jahre Mirror Of Deception - JubiläumskonzertManufaktur, Schorndorf, 4.12.2010 |
Wenn Mirror Of Deception runde Jubiläen feiern, fühle ich den Drang, dem Event beizuwohnen. Und so überzeugte ich Myri, mit mir bei bereits hochwinterlicher Witterung den Weg nach Schorndorf anzutreten. |
Nach dem Einchecken im Hotel/Ristorante am Marktplatz nahmen wir erst noch 'ne warme Mahlzeit im selbigen zu uns, denn der Magen wollte ja mit einer gewissen Grundlage ausgestattet sein. Da es schon längst dunkel war und der Weg zur Manufaktur uns hauptsächlich am unspektakulären Bahndamm entlang führte, konnten wir nur erahnen, dass Schorndorf ein ganz hübsches Städtchen sein muss. Der Club machte jedenfalls einen sehr einladenden und weitläufigen Eindruck und an Veranstaltungen scheint es dort nicht gerade zu mangeln. Echt fett für eine relativ kleine Stadt! Um meine Neugierde zu besänftigen, brachte ich gleich beim Einlass den Namen der Überraschungsband in Erfahrung, so dass ich entspannt Jochen, Siffi und all die anderen Doombrüder begrüßen konnte. |
|
|
END OF GREEN Kaum dass wir das Studium der Getränkekarte mit der Entscheidung für Heubacher Uralb Spezial abgeschlossen hatten, taperten auch schon End of Green auf die Bühne, um als Special Guest ihren alten Kollegen zu huldigen. Nachdem ich die Aktivitäten der Gothrocker um Michelle Darkness zuletzt nicht mehr aufmerksam verfolgt hatte, war ich doch positiv überrascht, wie gut mir das eingängige Material neueren Datums ins Gehör floss. Zwar hab' ich den Eindruck, dass die Truppe sich von ihrem einmal eingeschlagenen und bewährten Weg nicht mehr abbringen lässt, aber anscheinend hat sie ihr Fanpotenzial noch immer nicht ausgereizt, denn Myri höre ich selten von ihr aus erwähnen, dass ihr eine Band gefallen habe. Die Show hat jedenfalls wieder gepasst, wenn sie auch mit ca. sechs Stücken kurz und knackig ausgefallen ist. |
DREAMING Dass meine Liebste mit Dreaming dann nicht ganz so viel würde anfangen können, war angesichts der enormen Kauzigkeit der Zschopauer völlig klar. Dafür ist das Doomtrio aber für meinen Geschmack wie gemacht, wofür fast allein schon Sandros knarziger Vintage-Gitarrensound die halbe Miete darstellt. Aber auch das Songmaterial hat nach zig Jahren auf dem Buckel nichts an Güte eingebüßt, wodurch in mir das Gefühl aufkam, ich könnte mich gerade genauso gut 15 Jahre früher in der Bietigheimer Farbstraße befinden - nur dass die Akustik eine bessere war und keine zuknallende Tür nervte. Außerdem schienen mir die Jungs unveröffentlichte Stücke zu spielen, was vermuten lässt, dass sie vielleicht eine weitere Scheibe in petto haben. Die umgedichtete "Mirror Of Deception"-Version wird darauf aber bestimmt nicht enthalten sein, da speziell für diesen Abend erschaffen. Klasse Idee! Als Krönung hätte ich mir noch den "Candlesmoker" gewünscht, der wohl aufgrund des jugendgefährdenden Inhalts leider wieder nicht zu Ehren kam, doch auch das monumentale "Birth Means Defeat" war ein gelungener Schlusspunkt. |
|
|
"Mirror of Deception" by Dreaming ICH
SEH EIN KURZHAAR UND EIN LANGHAAR SIE SPIELEN DIE
GITARRE LAUT UND MIT VERZERRER |
|
||
Setlist Dreaming
|
|
MIRROR OF DECEPTION So war alles angerichtet für den Auftritt der Jubilare, die mit dem als Opener bewährten "Haunted" einstiegen und wie gewohnt vom Start weg enorme Energie versprühten. Es folgte eine gelungene Mischung von Stücken der aktuellen Besetzung plus des "Conversion"-Klassikers "Entgleiten", wobei besonders die Warning -Hommage "Sojourner" vom brandneuen Album nicht zuletzt dank Josefs klagenden Leadvocals zu gefallen wusste. Mirror Of Deception zeigten im ersten Abschnitt des Konzerts vor "ihrem" Publikum die mittlerweile gewohnt souveräne Darbietung, auch wenn Band-Intimus Kodo eine vermeintlich verstimmte Gitarre zu bemängeln hatte - womit er allerdings wohl daneben lag. Man hatte die bekannten Gesichter schon längst im Publikum ausgemacht, und so verwunderte es wenig, als nach einer knappen Stunde ein munteres Baumi-, äh, "Bäumchen wechsle dich"- Spielchen einsetzte, nach dessen Ende die Zeitmaschine ca. im Jahr 2001 anhielt und die Bandbesetzung von anno dunnemals ausspuckte. Nicht nur optisch ist die letzte Dekade an Baumi, Gunnar und Klaus nahezu spurlos vorübergezogen, auch die alten MoD-Hymnen vermögen sie noch immer zu spielen, als wären sie weiterhin Teil der Band. Natürlich wirkte das nicht so eingespielt und dynamisch wie vorher mit Andi und Josef, doch sachliche Rhythmusarbeit und vor allem Baumis von Zwangsjackenimitationen und Duckwalk unterstützter jammernder Gesang brachten heimelige Neunzigerjahrenostalgie in die Hütte. Die "alte Besetzung" ließ sich mit satten sieben gespielten Nummern nicht lumpen und steigerte sich zum guten Schluss mit dem grandiosen Vitus-Cover "One Mind", dem Alltime-Classic "Weiss" und der Uralt-Bandhymne "Mirror Of Deception" in kaum noch für möglich gehaltene Sphären. Massiver Gänsehautalarm! Wer gedacht hätte, es sei mit den Höhepunkten nun vorbei, sah sich freilich getäuscht, denn die aktuelle Besetzung fuhr nun die ganz schweren Geschütze in Form des Schwabenepos "Der Student von Ulm" gefolgt vom grandios-elegischen "Vanished" auf, so dass eventuelle Sentimentalitäten im Nu verflogen waren. Leider war im Anschluss mit "Bleak" bereits das Ende erreicht, ohne dass mein momentaner Favorit "Lauernder Schmerz" vom neuen Album zu Ehren gekommen wäre und ich eh den Eindruck hatte, der Abend hätte gerade erst begonnen. Was natürlich eine emotionale Täuschung war, denn der kleine Zeiger näherte sich bereits der 2. Unglaublich, wie schnell Doomkonzerte an einem vorüberrasen können! Was wohl ein eindeutiges Zeichen für eine gelungene Veranstaltung ist. Und um eine Antwort auf Dreamings Frage nach den Aktivitäten in weiteren zwanzig Jahren zu finden: Ich bin mir fast sicher, dass Mirror Of Deception dann mopsfidel ihr Vierzigstes feiern. |
||
Setlist Mirror Of Deception Set 1 (aktuelle Besetzung)
Set 2 (alte Besetzung)
Set 3 (aktuelle Besetzung)
|
|
Tofukeule, Dezember 2010 |