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Keep It True VI

 Lauda-Königshofen, 8.4.2006

Gerade vom Doom Shall Rise halbwegs erholt, hieß es schon wieder gen Südwesten tuckern, um dem Traditionsstahl zu huldigen. Der Tag war aber auch wie gemacht für den Metal, ich war heiß wie Fips der Kater! Grandioserweise konnten sich die Veranstalter diesmal auch endlich 'ne richtige Anlage leisten, so dass der Sound dem feinen Liedgut entsprechend gerecht wurde. Wenn demnächst noch der Gestank nach frisch aufgewärmtem Ekelfleisch aus der Halle verbannt wird, gibt's bald gar keine Kritikpunkte mehr.

Oft hatte man (vor allem in bierseeligem Zustand) drüber geredet und sich gemeinsam dazu verabredet; an diesem Morgen vor der sechsten Auflage des KIT musste es dann tatsächlich sein: Beim rätselnden Blick in den Kleiderschrank wurde ich vom Verlangen gepackt, seit Ewigkeiten mal wieder 'ne Stretchbuchse anzuzwicken. Schließlich hängen vier oder fünf der Reliquien noch immer aufm Bügel, gleich neben der Kutte. Wer kann sich von solchen jahrelangen Begleitern schon trennen? Dass sie vielleicht doch hin und wieder nochmal zum Einsatz kommen, war nun klar. Es galt nur noch zu klären, welches der guten Stücke meine Stelzen für die nächsten ca. 28 Stunden schmücken sollte. Die blaue fand ich nie so richtig klasse, die schwarze schon eher. Aber wenn schon, denn schon. Also entweder die mit dem blassgrünen Leopardenmuster oder die schwarz-weiß geschlängelte. Nach kurzem Test beschloss ich, die Schlange muss es ein. Erstaunlicherweise saß der Schlauch bequemer als befürchtet. So konnte das Festival kommen.

Dass ich alles richtig gemacht hatte, war klar, nachdem ich die ersten Bekannten getroffen hatte. Die Begeisterung über mein schickes Beinkleid brach praktisch spontan aus ihnen heraus. Na bestens. So konnte ich ohne schlechtes Gewissen das Bandaufgebot genießen. POWERVICE sorgten gleich zu Beginn für ungewöhnlich ausgelassene Stimmung, indem sie stark old-Maiden-beeinflusst einen flockig-eingängigen Set zum Besten gaben und verdientermaßen viel Applaus dafür ernteten. Anschließend konnten WOTAN nicht ansatzweise daran anknüpfen. Sie hatten wohl zu viel Zeit mit dem Nähen und Anprobieren ihrer tollen Kostümierung verbracht, statt Songs und Performance zu proben. Die bocksteife Darbietung konnte auch ein Gastauftritt von Ross The Boss nur bedingt kaschieren.

Da ging bei DARKNESS schon weitaus mehr der Punk ab. Zwar wirkten die Jungs optisch teilweise leicht disproportioniert, machten aber mit Einsatzwillen einiges wett. Bei so viel Bewegung kam der alte Gassenhauer "Sportsfreund" besonders gut an. Oder heißt das Stück doch eher "Staatsfeind"? Von SILVER FIST bekam ich dann nur wenig mit, bevor AXEHAMMER schulmäßigen US Metal durch die PA pusteten. Den Sänger hätte man in zivil zwar überall, nur nicht auf der Bühne eines Metal-Festivals erwartet, aber sein Gesang war typisch amerikanisch, nämlich hochwertig. Auch der GRIM-REAPER-Fronter roch schon leicht nach Seniorenheim, konnte dank des einen oder anderen Semi-Klassikers mitsamt seinen Mannen aber trotzdem punkten. PARADOX-Chef Charly erschien leider seines geilen Pudels beraubt, konnte jedoch auch mit gepflegtem Kurzhaarschnitt durchaus den einen oder anderen Arschtritt austeilen. Den Gig hätte ich eigentlich gern näher verfolgt, ich war allerdings wohl etwas abgelenkt.

Könnte daran gelegen haben, dass die Nervosität und Vorfreude angesichts der nun folgenden SOLITUDE-AETURNUS-Messe sprunghaft anstieg. 'Ne Woche vorher beim Doom Shall Rise gab es schließlich nur 'ne Cover-Show mit Gastsängern, während hier und heute der einzig wahre Robert Lowe seine gottgleichen Vocals zum Besten geben sollte. Und wie sollte es auch anders kommen, die Texas-Epiker zeigten es all jenen, die sie bereits abgeschrieben hatten und katapultierten ihre verzückten Eleven in nahezu jenseitige Sphären. Es war, als wären keine endlosen Jahre seit dem letzten Gig in der alten Welt ins Land gezogen und keine Bandmitglieder ausgetauscht worden. Solitude sind absolut lebendig, wie immer in Bestform und garantiert noch zu Einigem fähig. Ich bin bereit dafür.

Da der Höhepunkt des Festivals mit Bravour eingeschlagen war, konnte man nun entspannt Fünfe gerade sein lassen. Wobei ich nie erwartet hätte, dass ROSS THE BOSS einen derart fulminanten Auftritt hinlegen würde. Keine Ahnung, wie der Sänger heißt, aber er trällerte die anspruchsvollen Melodeien wirklich stark. Und die Songauswahl war vom Feinsten! Kaum ein Klassiker wurde ausgelassen, so dass einem mal wieder bewusst gemacht wurde, warum man irgendwann mal auf Manowar stand. Hämmer wie "Mountains" oder "Bridge Of Death" brachten das Taubertal zum Toben, und die finale "Battle Hymn" versetzte das Hallendach in bedenkliche Schwingungen. Absolut geil! Und das alles ohne Basssoli und ellenlanges Palaver zwischen den Songs...

EXCITER konnten danach eigentlich nur noch abfallen, was sie auch taten. Obwohl die Kanadier ja nun auch etliche Hits im Repertoire haben, war ihr Sound einfach zu gleichförmig und die Show zu unterkühlt, um jetzt und hier was reißen zu können. Schicksal. Dass ich den KIT-Headliner meist nur noch eingeschränkt warzunehmen im Stande bin, ist mittlerweile fast Tradition, weswegen ich zu RIOT eigentlich gar nichts schreiben kann. War bestimmt nicht übel...

Die Stretchhose brachte also Glück, da ich die 6. Ausgabe als bisherigen Höhepunkt der KIT-Reihe erlebt habe. Allerdings sollte man doch besser ein bequemeres Höschen zum Wechseln nicht vergessen, denn nach etlichen Stunden wurde mir bewusst, wie ungemütlich es in einer Strumpfjeans auf Dauer wird. Da ich auch während der Nacht im Schlafsack mein Beinkleid nicht abgelegt hatte, wachte ich glücklich aber vom dringenden Wunsch beseelt auf, endlich aus diesem engen Ding rauszukommen. Schützt zwar vor Thrombosen, aber in einer vergleichsweise weiten Wrangler hab ich mir noch nie 'nen Wolf gelaufen...

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