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Keep It True V

 Lauda-Königshofen, 5.11.2005

Insgesamt bereits zum fünften, für mich zum dritten Mal hieß es wieder "Keep it true" im ansonsten beschaulichen Königshofen. Schon beim Erreichen des Parkplatzes wurde man mit einem fluffigen "Zoom!!" von der metallischen Parallelwelt absorbiert und ein beständiges (mindestens innerlich vorhandenes) Grinsen machte sich breit, das fürs Erste von Nietengürtel behangenen Käuzen in schwarz-weiß gemusterten Spandex-Buchsen ausgelöst wurde.

Nach dem Einlass fiel der Blick wie üblich zunächst aufs Aufgebot für die nächste Auflage im April, und siehe da, die mächtigen SOLITUDE AETURNUS sind erneut angekündigt neben ROSS THE BOSS (genau der), PARADOX und RIOT. Das könnte wieder einen Ausflug wert sein... Im hinteren Teil der Halle war wie immer Metal-Markt, das gierige Volk belagerte in Scharen die Stände, so dass mein Vorhaben, einige Scheiben zu erstehen, auf später vertagt wurde. Unglaublich, was manch Freak für Berge an Tonträgern nach draußen wuchtete! So ein unverbesserlicher Altbanger mit gutbezahltem Job bringt der Metalmafia schon ordentlich Profit, schätze ich...

Trotz Durst fördernden Ambientes verkniff ich mir den Mittagsschoppen und genehmigte mir für den Nachmittag zunächst das eine oder andere Biermischgetränk, denn man wollte von den späten Highlights ja noch was mitkriegen. Aber auch die frühen Bands waren gar nicht mal so verkehrt. IGNITOR waren schon optisch durch Anwesenheit zweier weiblicher Mitglieder ein Schmankerl, auch wenn die Gitarristin mit bedenklichem Oscar-Dronjak-Gedächtnis-Outfit und geschmacklos tiefem Griff ins Schminktöpfchen aufwartete. Dafür bot die Sängerin 'ne nette Nabelschau und überraschenderweise zum Teil Ansagen auf deutsch (obwohl aus Amiland stammend). Auch musikalisch war's ganz schön, wobei das Titelstück ihrer Scheibe "Reinheitsgebot - Metal Is The Law" (!!!) dem Treiben die Krönung und der Gesamtveranstaltung das entsprechende Motto verpasste.

Ob die Malteser Doomhobbits von FORSAKEN dieses Gesetz kennen, weiß ich nicht, aber das war eh egal. Mir zumindest. Die beiden ersten Stücke sorgten für geringfügige Verwirrung, da es anscheinend neue Kreationen und diese somit auch bei den ansonsten Eingeweihten noch nicht bekannt waren. Dumm dabei, dass die Klampfe ne ganze zeitlang ausgefallen war, zumal sie keinen Keyboarder wie sonst dabei hatten. Mit "Symptom Of The Universe" ging es dann aber langsam richtig zurSache, wobei Sänger Leo selbst für seine Verhältnisse extrem agil wirkte und somit wie gewohnt für bleibenden Eindruck sorgte. STORMWARRIOR hielten sich dann wieder viel mehr an die Standards und boten schulmäßigen Metal vom Fass. Wenn der Trällerhans nicht 'ne leicht arrogante Ausstrahlung gehabt hätte, wäre ich vielleicht länger dabei geblieben, so aber zog ich 'nen kleinen Ausflug an die Frischluft vor, während welchem ich doch glatt mein erstes echtes Bier des Tages am Auto des Mohren untergejubelt bekam. So gestärkt ging es dann wieder 'rein zu SKULLVIEW, die 'nen ganz netten Stiefel spielten, deren Sänger aber fast permanent in höchsten Regionen rumpresste, was auf Dauer ziemlich anstrengend war (nicht nur für Herrn Rotrübe selbst).

Ganz anders SLOUGH FEG, die danach eine echte Erholung darstellten. Die Jungs sind live einfach viel geiler als aus der Konserve, denn nur so kommt ihre ganze Energie zur Entfaltung. Geiler Gig! Inzwischen war die Sonne untergegangen und ich verspürte einen Durchhänger leichterer Art, weswegen ich mich während des INTRUDER-Auftritts für 'ne Weile mit einem Hellen auf die zum Chillen bestens geeignete Tribüne zurück zog. Leider war der Sound dort noch bescheidener als unten, aber die Mucke in Form von lehrbuchartigem Old-School-Thrash war trotzdem noch weitgehend zu entziffern.

Ab RUFFIANS ging es dann in die Vollen, vor allem bandtechnisch, aber auch der Pegel hatte bei einigen Kameraden durchaus Symptom fördernde Regionen erreicht. Wenn ich an den Knaben denke, der versuchte, die Tribünentreppe zu bewältigen, bei jedem zweiten Schritt aber in sich zusammen sank, der andererseits aber zu verständlich artikulierter Konversation mit seinem Begleiter in der Lage war... Nur gut, dass unsereins so gefestigt ist.

Somit konnte ich nämlich unbelastet die feine Show der Amis genießen, die sowas wie 'ne powermetallisch aufgepeppte DOKKEN-Schiene fuhren. Der Sangesmeister war zwar ganz anders als sein legendärer Vorgänger Carl Albert (R.I.P.), machte aber auf seine Weise gut was los auf den Brettern und jodelte auch ganz amtlich, so dass sein Figur betonendes Leibchen über aufgedunsenem Oberkörper nicht weiter negativ ins Gewicht fiel.

Am vollsten wurde es, als sich der JAG(d)PANZER anschickte, die spezielle "Ample Destruction"-Show zu zelebrieren. Dachte man nach den Ankündigungen zumindest, will sagen, das Metallervolk hatte kollektiv ein komplett gespieltes Legenden-Album erwartet, was jedoch nicht so ganz eintraf. Erstmal kamen 'ne Reihe sonstiger Kracher wie "Black" oder "Chain Of Command" zu Ehren, bevor ca. die Hälfte der A.D.-Scheiblette gezockt wurde. Immerhin.

Und der Tyrant und seine Truppe waren wieder sowas von klasse, einfach brillant! Die Truppe wird so schnell niemand vom True-Metal-Thron schubsen, daran besteht ja mal gar kein Zweifel. RAVEN haben dazu auch gar keine Ambitionen, dafür sind sie viel zu anders. Mannomann, es muss 'ne ganze Weile her sein, seit ich sie zuletzt bewundern durfte, aber anscheinend hat an ihnen der Zahn der Zeit höchstens minimal genagt. John Gallaghers Augenringe sind ein Stück tiefer geworden, aber ansonsten sah es aus und hörte sich an wie vor eineinhalb Dekaden. Kopfmikro-Trio-NWOBHM vom Feinsten, ein herrlicher Strauß ewig junger Melodien. Wieso kann ich mich eigentlich kaum an Songtitel erinnern, ich werde doch nicht etwa schon ein bisschen angetrunken gewesen sein? Würde mich wundern.

Immerhin erkannte ich, dass in der Tat Drumurviech und Bobby-Liebling-Zivi Joe Hasselvander eigenhändig die Kessel rührte. Ich war gerührt. Auf VIRGIN STEELE hatte ich von vornherein keinen Bock und hab auch nicht mehr viel vom Auftritt mitbekommen. Vom Feedback im KIT-Gästebuch zu urteilen, waren sie auch genauso kacke, wie befürchtet, was vor allem den Sound betrifft. Der ist leider eh das einzige erwähnenswerte Problem bei diesem Festival. Anscheinend lässt sich die Halle nur in Ausnahmefällen passabel beschallen. Eigentlich blöd, ausgerechnet dort zweimal im Jahr zum Tanz aufzuspielen... Ansonsten aber 'ne klasse Party. Auch die Nacht im Auto verlief recht erholsam. Nur doof, wenn die hallenseitigen Toiletten nachts verschlossen sind, denn so blieb einigen geplagten Parkplatzschläfern nichts anderes übrig, als mal eben auf die Wiese zu machen. Groß, versteht sich. Der Mais ist halt um diese Jahreszeit schon lang geerntet. Zum Ausnüchtern gab's des Morgens nach "überschwänglichem" Empfang durch Satan an Nickis Psychomobil ein kleines Sonntagskonzert mit King Diamond's BLACK ROSE und der auch sehr vielversprechenden neuen ADRAMELCH. Wie lecker wäre dazu in strahlender Sonne ein feiner Frühschoppen gewesen, wenn man nicht noch hätte fahren müssen...

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