Keep It True XVLauda-Königshofen, 27. & 28.4.2012 |
Götterdämmerung im lieblichen Taubertal: Endlich, endlich sollte tatsächlich der wahrhaftige John Arch persönlich auf einer Bühne erscheinen, um seinem Goldkehlchen gar wundervolle Töne zu entlocken. KIT-Oli muss wohl seit Jahren sämtliche Überredungskünste aufgebracht haben, um den scheuen Halbgott auf die Königshofener Bretter zu bekommen. Als wäre dies der Wonne nicht schon genug gewesen, standen anderntags die noch immer wiedervereinigten und nach wie vor verehrten Psychotic Waltz als Headliner auf dem Programm. Der Plan lag also auf der Hand: Donnerstags anreisen, auf der Warm-up-Party Fünfe gerade sein lassen, um hernach die beiden Festivaltage eher diszipliniert anzugehen und bloß nicht den Genuss der erwartet großartigen Darbietungen zu gefährden. |
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Donnerstag Der Vorabend lief wie geplant: Unsere fürsorgliche Herbergsmutter fuhr uns netterweise selbst zum Ort des Geschehens nach Dittigheim, wo wir alsbald ungefragt eine Bühnenführung vom (Mit)Veranstalter bekamen, nachdem dieser bemerkt hatte, wie ich ehrfurchtsvoll den Vorhang gelupft hatte, um einen Blick auf den Probeort der Arch/Matheos-Bande zu erhaschen. Das hob unsere eh schon gute Stimmung zusätzlich, so dass das ausgeschenkte Obergärige nun umso besser mundete. Bald traf auch Tainas Reisegruppe aus dem hohen Norden ein, man hielt Schwätzchen (manch einer musste ja erstmal neugierig Details zu unserem Zwillingstum erfragen), trank das eine oder andere Bierchen und lauschte dem zumindest teilweise sehr gelungenen Musikmix bei recht hoher Lautstärke.
Freitag Irgendwann wachte man dann im vorgesehenen Bett auf, die Kollegen waren ebenfalls am Start, alles bestens also. Nach Umzug in die nun freigewordene Einliegerwohnung und kleinem Frühstück ging es runter zur Tauberfrankenhalle, nicht ohne vorher beim Sportgelände des SV Königshofen vorbeizuschauen, der wie immer alles gab, um die durstigen und hungrigen Festivalpassanten zu versorgen. Sehr gemütlich geht es dort immer zu, leider irgendwie zu gemütlich. Jedenfalls verbrachten wir die meiste Zeit in der Halle, um den Großteil der Auftritte der illustren Kapellen zu verfolgen. Erstes Highlight waren sicher Tainas Lieblingsitaliener Adramelch, die bereits um halb 4 ranmussten und einen absolut soliden Gig ablieferten. Die Bühnenaction fiel wie gewohnt eher sparsam aus, aber Sänger Vittorios Sonnenbrille reicht als Posinggegenstand ja auch völlig aus, zumal die leicht proggig-mystischen Klassiker an sich schon genug Atmosphäre versprühen, ohne mit weiterem Firlefanz unterstützt werden zu müssen. Cooler Gig mal wieder. Dann war ich noch auf Mystic Force besonders gespannt, bei denen man sich zunächst an einen anderen als den von den Scheiben her bekannten Sänger gewöhnen musste. William Wren passte zwar optisch nicht so gut ins Bild, machte seine Sache gesangstechnisch aber mehr als gut, und da auch die Instrumentalfraktion zu überzeugen wusste, konnte man von einem wirklich gelungenen Auftritt sprechen. Die sich anschließenden Slough Feg, kauzruppig wie eh und je, knockten mich dann zwischenzeitlich mit einer überraschend eingeflochtenen "Diamonds & Rust" - Version völlig aus, so dass ich unter Betreuung meiner Schwester, die sich bereits früher am Tag um Mohrs Kreislaufschwäche vedient gemacht hatte, für eine Weile die frische Luft aufsuchen musste. Wohl auch deswegen bekam ich die exhumierten Sword nur peripher mit, scheine nach Ansicht einiger Videoaufnahmen allerdings auch nichts weltbewegendes verpasst zu haben.
Zur Waltz-Show war ich aber wieder am Start, um sogleich in einen eher weggetretenen Zustand zu verfallen (Augenzeugen attestierten mir im Nachgang gar ausschweifende Anbetungsgesten während des Gigs...), aus dem ich hauptsächlich an den ungewöhnlichsten Stellen der Setlist phasenweise heraustrat. Hat man von den Jungs jemals eine Dreifachballadenbedienung in Form von Norm Leggios Fave "Hangin' On A String" sowie "My Grave" und "I Remember" bekommen? Wohl kaum. Außerdem hatten sicher die Wenigsten mit dem nur ganz selten dargebotenen "Mindsong" gerechnet, der für meinen Geschmack auch nicht unbedingt hervorgekramt hätte werden müssen. Bei über zwei Stunden Spielzeit konnten sie aber durchaus auch mal 'ne Kuriosität einbauen. Ansonsten war ja auch ziemlich alles dabei, was der Waltzhead so erwartet hatte. Na gut, wenn ich es mir recht überlege, hätte ich schon ganz gern "A Psychotic Waltz" / "Only In A Dream", "Butterfly" und "Stargazer" gehört, aber man kann ja nicht alles haben. War auf jeden Fall eine imposante Show einer Truppe, die weiterhin Spaß an ihren alten Klassikern zu haben scheint. Jetzt fehlt mir nur noch, dass sie mit neuem Stoff in die Puschen kommen, um nicht irgendwann als reine Retrotruppe zu enden. |
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Setlist Psychotic Waltz Sleeping Dogs Another Prophet Song I Of The Storm |
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Samstag Auch am Samstag wachten wir wieder vollzählig auf, der große Tag konnte kommen. Draußen war es bereits am späten Vormittag hochsommerlich warm, eigentlich gar kein Wetter, bei dem man sich mit Vorliebe in einer stickigen Sporthalle aufhält. Also schaut man erstmal am Sportplatz vorbei und nimmt 'nen Frühschoppen. Veganes Essen war nicht im Angebot, also konnte ich festnahrungstechnisch nur den Barbaren zuschauen, wie sie in Schweinedärme gefülltes Kalbskopffleisch mit süßem Senf verzehrten. Nun ja. So strichen die Stunden dahin, etliche bekannte Gesichter tauchten auf, es wurde geschnackt, Weizen getrunken, den hochambitionierten Kickern auf dem grünen Rasen zugeschaut und allgemein das völlig angenehme Ambiente genossen. Problem nur, es sollte ja noch ein ganz spezielles Konzert stattfinden.
Mein Lieblingsmitweizenradlertrinker und ich kamen schließlich zu der vernünftigen Erkenntnis, dass es so nicht weitergehen konnte. Also beschlossen wir am Spätnachmittag, unsere Bude aufzusuchen und uns ein wenig auszuruhen, nicht ohne mehrfach zu checken, dass auch ja der Wecker gestellt war, um rechtzeitig zum Arschmatthäus-Gig am Ort des Geschehens zu sein. Alles klappte wie geplant, wir kamen pünktlich in Gang, um dem Meister zu huldigen. Doch nachdem sich der Showbeginn eine ganze Weile hingezogen, John Arch leibhaftig die Bühne betreten hatte und ein grandioser Gig seinen Lauf nahm, geschah das Unfassbare: Mir ging der Sprit aus. Nährstoffmangel. Harnsäueuberschuss. Alles auf einmal. Ich konnte mich nurmehr an die Hallenholzwand lehnen und auf dem Boden kauernd durch diese einzigartige Jahrhundertshow schleppen. Ein nichtswürdiges Häuflein Elend irgendwo zu Füßen des "Guardian" schmetternden Sangesfürsten aus Arcana. Ich bin unwürdig. Wertlos. Begrabt mein Hirn an der Biegung des Flusses. Oder gebt mir eine zweite Chance, um bei vollem Bewusstsein und kraft meiner senilen Sinne dieses jenseitige Schauspiel in voller Pracht erleben zu können. Zusammen mit denen, die ich unfreiwillig mitnahm in den Strudel der Verderbnis und allen anderen, deren Leben dank dieses kaum mit normalen Maßstäben zu fassenden Konzerts nicht mehr das gleiche ist wie zuvor. BITTE! Tofukeule, Mai 2012 |
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Setlist Arch / Matheos Neurotically Wired Epitaph |
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Damit hier auch was Vernünftiges über die beteiligten Bands zu lesen ist, kommt nun Stefan Müller zu Wort, der netterweise sein eigentlich nur per Mail an Freunde verschicktes kompetentes Festival-Review zur Verfügung gestellt hat. Besten Dank dafür. |
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Freitag Hallo Freunde, eine Woche ist nun vergangen und ich bin immer noch nicht ganz in der Realität angekommen. Ein fantastisches Festival Wochenende liegt hinter mir. Das lag überraschenderweise nicht nur an den beiden fantastischen Headlinern. Aber der Reihe nach... Ein bischen dazu beigetragen hat mit Sicherheit auch das super Wetter. Freitag früh beim Zug wechseln in Kassel wäre ich noch beinahe blau angelaufen, so kalt war es. Aber etwa im Raum Fulda zeigte sich endlich die (versprochene) große gelbe Kugel am Himmel. Am Zielort Bad Mergentheim dann die einzige kleine Panne des Wochenendes. Im Johanniter Gasthof heißt es lapidar: "Überbucht, für dich haben wir leider keinen Platz mehr! Aber wir haben dir einen Platz im Hotel dahinten um die Ecke besorgt." Tatsächlich werde ich dort schon erwartet. Für die superbe Unterbringung (fehlt nur noch ein Whirlpool auf dem Zimmer) werde ich allerdings ordentlich zur Kasse gebeten. Egal, gleich fährt meine Bahn nach Königshofen.
Nach etwa 10 Min. Fußmarsch erreiche ich gegen 13 Uhr die heilige Tauberfranken Halle. Draußen treffe ich erst Tina und kurze Zeit später ihre schlechtere Hälfte, Folkert. Schön die Bremer endlich mal wieder zu sehen, aber ich muss in die Halle wenigstens noch das Ende der 1. Band des Festivals, CAUCHEMAR, sehen. Die Mini-LP der Kanadier gefällt mir sehr gut. Klingt wie eine gute NWoBHM Band mit Sängerin. Da es sich um Frankokanadier handelt, wird natürlich französisch gesungen. Leider bekomme ich nur noch einen Song komplett mit. Aber es ist glücklicherweise mein Favorit der EP, nämlich der Opener der A-Seite "Le Voile D`Isis". Danach kommt mit PORTRAIT echter Heavy Metal aus Schweden. Wie bei IN SOLITUDE auch, ist natürlich KING DIAMOND ein Haupteinfluss. Zwar finde ich das Songmaterial etwas sperriger als bei IN SOLITUDE, aber genau das gefällt mir bei PORTRAIT. Die Dreiviertelstunde überzeugt mich jedenfalls restlos u.a. auch weil das Sänger-Chaos gelöst wurde und nun (Gott, oder vielleich doch eher Satan sei Dank) wieder der Sänger der 2. Platte singt und dazu auch noch richtig gut performt. Von der 3. Band WITCH CROSS kenne ich nichts. Nach zwei Songs beschliesse ich, dass es dabei auch bleiben wird. So schlecht wie es sich anhört war es definitiv nicht, aber halt (an dem Tag) nicht meine Baustelle. Erst einmal raus aus der stickigen Halle zum nahegelegenen Sportplatz. Dort entwickelt sich in den nächsten zwei Tagen eine äußerst relaxte Stimmung. Samstag Abend liegt der halbe Fußballplatz voller bierseliger Banger, die ihr frisch gezapftes Bier oder Weizen direkt auf den Rasen "geliefert" bekommen. Mit den perfekten Rahmenbedingungen (kühle Getränke, recht gutes Essen, entspannte Stimmung und vor allen Dingen einer erstaunlichen Organisation) ist der Sportplatz in punkto Verpflegung für mich die deutlich bessere Wahl als die Sachen in der Halle. Zurück in der Halle stehen dort bereits ADRAMELCH aus Italien auf der Bühne. Der progressive Metal gefällt mir überraschend gut. Bisher habe ich mich ja immer vor dem Legendenstatus der Truppe drücken können, aber ich fürchte, es wird endlich Zeit für mich zumindest für die 88er Überscheibe "Irae Melanox".
Dann kommen die alten Finnen (oder Schweden) OZ. Ein Kumpel von mir fand mal in den 80ern deren Scheibe "III. Warning" richtig gut. Ich erwarte eher wenig bis nichts und werde richtig positiv überrascht. Die alten Herren gehen ziemlich steil und bieten eine sehr agile Vorstellung. Bei "III. Warning" kann sogar ich mitgrölen. Guter Auftritt. Anschließend die nächste Mini-Legende. MYSTIC FORCE waren Ende der 80er, Anfang der 90er eine der hoffnungsvollsten Truppen in der Sparte leicht progressiver US-Metal. Von fünf Leuten sind noch drei Originale plus zwei Neue dabei. Vor allem der recht junge Sänger macht seine Sache echt gut. Ich bin ziemlich überrascht wie gut die Songs nach 20 Jahren funktionieren. Da hat jemand vor 20 Jahren definitiv etwas richtig gemacht. Außer dem neuen Song, der nicht wirklich eingängig war, eine weiterer toller Auftritt. Als drittletzte Band des 1. Tages entern SLOUGH FEG die Bühne. Frontmann und Gitarrist Mike Scalzi zeigt dann allen Bewegungslegasthenikern was man auf einer Bühne so alles anstellen kann. Der kauzige Metal/Rock hebt sich wohlwollend von allen anderen Bands des Festivals ab. Die kompletten 60 Min. verbringe ich schwer begeistert in Reihe drei. Geil. Co-Headliner ist eine Truppe die es in den 80ern auf zwei Alben gebracht hat und die kaum einer kennt. Hm? SWORD aus Kanada wurden ausgebuddelt, um nun ihr Deutschland-Debüt zu geben. In sentimentalen Momenten höre ich deren Debüt "Metalized" echt gerne. Alle Songs sind sehr eingängig und richtige kleine Hits. Richtiger Heavy Metal halt. Das Zweitwerk "Sweet Dreams" war wesentlich sperriger und auch deutlich schwächer, weshalb ich meine LP Anfang der Neunziger verkauft habe. Komischerweise wird die Truppe richtig abgefeiert, so dass es zumindest für die Band ein unvergessliches Erlebniss gewesen sein dürfte. Die Songs der ersten Platte haben auch mir viel Freude bereitet, aber irgendwie waren die 75 Min. wegen der unglaublichen Publikumsreaktionen auch etwas unwirklich für mich.
Mit einer Verspätung von 15 Min. steigen die wiedervereinigten PSYCHOTIC WALTZ in ihren Set ein. Nach dem Ausfall von RIOT beträgt die geplante Spielzeit 2 Std. 10 Min.!!! Durch den verspäteten Beginn rechne ich noch mit etwas unter 2 Stunden Musik. Ein Irrtum, wie sich zeigen sollte. Nun, was sehe ich? Eine perfekte aufspielende Band, top Sound, top Licht und einen bestens aufgelegten Devon Graves. Auch der Rest der Musiker ist klasse. Allen voran Dan Rock und Drummer Norm Leggio wissen mich schwerstens zu begeistern. Aus allen vier Überalben wird ausreichend Material gespielt. Auch Sachen, die noch nie gespielt wurden sind dabei. Ich sage nur: "Hangin' On A String". 00:10 Uhr sollte eigentlich Schluss sein. Um 00:35 Uhr muss ich gehen um den Nachtbus zurück nach Bad Mergentheim zu bekommen. PSYCHOTIC WALTZ spielen weiter. Draußen vernehme ich noch ein langsam leiser werdendes "... And The Devil Cried" kurz bevor ich die Haltestelle erreiche. Was für ein toller erster Tag, denke ich mir im Hotel. Äußerst zufrieden komme ich zur Ruhe. |
Samstag Am Samstag döse ich nach dem Frühstück noch ein bischen auf dem Bett. Bis genau 11:07 Uhr. Ein fürchterlicher Knall lässt mich senkrecht im Bett stehen. Gasexplosion, Terroranschlag! Was war los? Da, der nächste Böller und danach Applaus!?! Die vermutliche Erklärung dafür bekam ich erst Sonntag früh. Nun aber zunächst erst einmal wieder zurück zur Halle. Den Opener VOLTURE musste ich mir aus zeitlichen Gründen klemmen. Los geht es heute mit den (Retro) Thrashern FUELED BY FIRE. Eine meiner favorisierten Retro Thrashbands. Ich finde, die klingen ein wenig so, wie EXODUS nicht mehr klingen wollen und TESTAMENT nicht mehr klingen können. Also ziemlich geil. O.K., die Sachen vom neuen Album machten einen etwas sperrigeren Eindruck, aber die gesamte Vorstellung hat mir gut gefallen. Dann kommen SENTINEL BEAST. Tiefster 80er-Jahre-Metal. Damals höchstens 2. Liga, heute begehrtes KIT-Futter. Eigentlich will ich nach 2 Songs wieder zum Sportplatz, aber überraschenderweise gefällt es mir so gut, dass ich bis zum Ende dabei bleibe. Irgendwie stehe ich auf das Gerumpel. Wirkt auf jeden Fall ehrlich. Eine Platte werde ich mir zwar nicht holen, aber schlecht geht definitiv anders.
Anschließend eine Band, auf die einige Leute schon sehnsüchtig gewartet haben. OSTROGOTH aus Belgien. Auch hier sind wohl noch drei originale plus zwei neue Bandmitglieder dabei. Auch der melodische (Euro) Metal gefällt mir seltsamerweise recht gut. Vor allem die alten Säcke auf der Bühne machen ihre Sache richtig gut. Nach einem kühlen Drink auf dem Sportplatz komme ich etwas zu spät zu WHIPLASH. Was für eine Schande. Nach einigen durchwachsenen Alben in der jüngeren Vergangenheit erwartete ich noch nicht einmal wenig von dem Auftritt. Aber was soll ich sagen? Der letzte verbliebene Tony (Portaro) fährt ein amtliches Aggressionslevel und haut einen Atombomben-Thrashhit nach dem anderen aus seiner rotzig, punkig klingenden Klampfe. Dabei gibt es überwiegend Songs der ersten beiden Überalben und der sehr guten "Thrashback"-Scheibe zu hören. Der Doppelschlag "War Monger", "Spit On Your Grave" aber natürlich auch "Stage Dive", "Walk The Plank" und "The Burning Of Atlanta" lassen mich fast abheben. Richtig klasse. Dann ist es Zeit für den schnellen, harten US Metal von Mr. Gattis. TENSION waren zwar trotz der super "Breaking Point" - Scheibe nie so mein Ding, aber bei so starkem Songmaterial weiß auch dieser Auftritt von Anfang bis Ende zu überzeugen. Muss zu Hause unbedingt mal wieder die CD rauskramen. TYTAN kenne ich überhaupt nicht. Das in der Umbaupause aufgebaute Tasteninstrument läßt mich aber noch vor Beginn der Show die Flucht ergreifen. Noch einmal die tolle Sportplatz-Stimmung bei einem frisch gezapften Glas Alkohol geniessen. Um 19:15 Uhr erfolgt die triumphale Rückkehr von ANVIL zum KIT. Eine Stunde super fetter Sound, tolle Show inklusive. Auch ohne den Film dürfte das KIT so ziemlich das einzige Festival sein, auf dem ANVIL (zurecht) immer ordentlich abgefeiert werden. Alte und neue Songs funktionieren super nebeneinander und bei "Metal On Metal" dreht die ganze Halle am Rad.
Vor dem Samstag-Headliner ARCH/MATHEOS gibt es wieder einmal die schon bewährte NWoBHM Allstar Party mit ROXXCALIBUR und Gästen. So gibt es unter anderem Songs von TRESPASS, SAVAGE und PRAYING MANTIS mit jeweils einem (bei PRAYING MANTIS zwei) alten Helden von damals zu hören. Das gefällt mir gut, haut mich aber dieses Mal nicht total um bis, ja bis ein in Ehren ergrauter, aber extrem agiler und ziemlich aggressiver Mr. Mortimer von HOLOCAUST die Bühne betritt. Es gibt eine geile Version von "Death Or Glory" (ist u.a. mal von SIX FEET UNDER gecovert worden) sowie mit "Heavy Metal Mania" vielleicht DIE Heavy Metal Hymne schlechthin zu hören. Super. Zum Schluss kommt dann noch mit Dennis Stratton der Typ auf die Bühne, der auf dem fantastischen IRON MAIDEN Debüt die 2. Gitarre gespielt hat. Folgerichtig gibt es dann, unter großem Jubel des Publikums, "Prowler", "Remember Tomorrow" und "Iron Maiden" zu bestaunen. Dennis Stratton hat sichtlich Spaß, aber man kann deutlich sehen, dass er in den letzten knapp 30 Jahren deutlich öfter im Pub nebenan war als seine ehemaligen Kollegen. Mir hat es trotzdem Spass gemacht. Endlich ist es soweit. Der Moment rückt näher, auf den nicht wenige der Anwesenden schon das ganze Wochenende gewartet haben. Dafür wird zunächst einmal die Bühne verhüllt, damit auch keiner sehen kann, was während dem Umbau und dem Soundcheck auf der Bühne passiert. Hm, seltsam. Mit halbstündiger Verspätung geht es genau 23 Uhr endlich los. Die Bühne wirkt schlicht, die Kameras sind verschwunden. Unter großem Jubel betreten ARCH/MATHEOS die Bühne. Da sich schändlicherweise nicht jeder für ARCH/MATHEOS interessiert, sei gesagt, es handelt sich dabei um die aktuelle Besetzung von FATES WARNING minus deren super Sänger Ray Alder plus John Arch. John Arch ist der Sänger der die ersten drei FATES WARNING - Meisterwerke eingesungen hat. Was heute für mich bei ARCH/MATHEOS reiner und allerfeinster Progressiv Metal ist, war damals noch eher epischer, leicht progressiver US Metal. Alle im Publikum sind natürlich extrem gespannt, wie sich John Arch schlagen wird. Laut späterer, eigener Aussage von Arch stand er seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr auf der Bühne. Das Outfit war glücklicherweise nicht gestellt "Old School", sondern ganz normal 2012. Gut so! Er war schon ziemlich nervös, aber dabei doch ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte eher einen schüchternen Typen erwartet, der am Mikro klebt und die ganze Zeit auf den Boden schaut. Aber genau das Gegenteil war der Fall. Ständig unterwegs und dann diese Stimme. Hölle. Aber nicht nur diese Stimme, alles nahm mich regelrecht gefangen. Die super Musiker empfand ich noch besser als sonst. Der Sound, das Licht... für mich alles perfekt. O.K., manchmal hat Arch einen Einsatz verpasst, aber bei so einer Ausstrahlung ist mir das völlig egal. Ich fand auch, dass alte und neue Songs gut zusammen funktionieren. Obwohl natürlich viele Leute nur die alten Sachen hören wollten und mit den neuen Sachen eher überfordert wirkten. Für diese Einstellung habe ich aber sogar Verständnis. Nach genau 90 Minuten mit vier neuen und sechs alten Songs war der fast perfekte Auftritt leider auch schon wieder Geschichte. Von den alten Sachen hat es mir "Damnation" am meisten angetan. Dazu muss man wissen, dass dieser Song zusammen mit "Samarithan" von CANDLEMASS die einzigen zwei von circa 30.000 plus X Hard und Heavy Songs sind, bei denen ich auch noch heute regelmäßig Gänsehaut bekomme. Mit fast schon zu vielen Eindrücken im Kopf torkele ich gegen 00:35 Uhr total glücklich wieder zum Nachtbus. Überings nur mit T-Shirt bekleidet. Es war wie ein bestelltes Sommerwochenende. Sonntag früh dann noch die Erklärung für die "Explosionen" von Samstag Mittag. Als ich an der Rezeption meinen Obulus entrichten möchte, befindet sich noch eine ältere Dame vor mir. Plötzlich geht die Tür des Aufzugs auf und ihr Mann kommt heraus und bringt schon einmal das Gepäck zum Auto. Aber wie sieht er aus? Er trägt Uniform. Darin sieht er aus wie eine Mischung aus Kaiser Wilhelm und Otto von Bismarck. Selbst die Typen im Karneval haben nicht soviel Lametta an ihren Kutten hängen wie der Typ. Offensichtlich hat da ein Haufen wild gewordener alter Schützen am Samstag die Nostalgiekanonen gezündet. Und ich dachte schon, meine letzte Stunde sei gekommen. Puh... Glück gehabt. Mein Fazit lautet: Die beiden Headliner waren absolut überragend. Beide Auftritte verdienen bei mir 10/10 Punkte. Wobei der ARCH/MATHEOS - Auftritt auf Grund der Umstände für mich noch etwas emotionaler war. In diesem Sinne bis zum nächsten Festival oder normalen Konzert. Man sieht sich. Bis dann. Gruß Müller |