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Hammer of Doom XVI

Würzburg, Posthalle, 17. & 18.11.2023

Zurück zur doomigen Normalität, so fühlte es sich eigentlich an, als wir zum zweiten Mal nach der C-Pause mitten im November ins schöne Würzburg gondelten. Das Billing geriet wieder zu einer bunten Mischung aus bewährtem und sich noch zu bewährendem Doom, sowie einigen völlig undoomigen doch nicht minder interessanten Acts.

Zumindest bis 2025 sollte die gute alte Posthalle ja auch ihre verdiente Gnadenfrist bekommen, also konnte man dort mit dem drittletzten HoD rechnen. Noch kein Grund für allzu große Sentimentalitäten also, doch schon am Sonntag danach hieß es: 2024 wird pausiert, zu wenig Publikum. War's das jetzt womöglich schon endgültig?

 

Freitag

Mohr traf wie fast immer überpünktlich in Hersfeld ein, so dass wir gemütlich zum Bahnhof schlendern konnten. Das gab's beim HoD noch nie, dass wir die Anreise zu zweit im ICE in Angriff nahmen. Klappte auch ganz geschmeidig, trotz einmaligen Umstiegs schneller als mit dem Auto. Check-In und Begrüßungstrunk im Bablefish waren schöne Routine, dann ging's rüber in die Posthalle, wo Ophis als Ersatz für die kurzfristig verhinderten Goat Explosion den Anfang machten. Der selbstredend seeehr langsam ausfiel, mit vier Stücken waren die 45 Minuten bereits erschöpfend ausgefüllt. Fetter Sound mal wieder, erdrückende Intensität, sicher nix für die Laufkundschaft.Wesentlich flockiger ging es mit Darkest Era weiter, die mit Doom eher wenig zu tun haben, dafür einen angenehm folkig-treibenden Stoff auf's Parkett bringen. Lief mir enorm gut rein, so dass ich mich fragte, warum ich lediglich die erste EP von 2008 im heimischen Regal stehen habe. Zwischenzeitlich musste auch Lars eingetroffen sein, weswegen ich anscheinend bei Isole nicht ganz bei der Sache war, sonst müsste ich mich nämlich viel besser an die beiden großartigen "Forevermore"-Tracks "Beyond The Black" und "Moonstone" erinnern.

Ansonsten bleibt's dabei, dass mich die Band im Lauf der Jahre und vieler Alben bei weitem nicht mehr so abholen kann wie zu Beginn, schade eigentlich. Nun Martin Turner, ex - Wishbone Ash, was sollte man davon erwarten? Die Tage vorher hatte ich zwecks Präparation ne ganze Reihe WA-Songs per Stream goutiert, schließlich hatte ich außer einem Herzberg-Gig vor ümpfzig Jahren kaum was von der Band gehört. Und das klang mir schon gar nicht übel. Ähnlich nun vor Ort, viel Melodie, viele Twin Guitars, alles natürlich schön old school, Doom nicht vorhanden. Ein prima Auftritt, zu welchem man entspannt zwei Bierchen zischen konnte. Dann war auch schon Headliner-Time, die Stadiondoomer schlechthin, Sorcerer mit brandneuem Album im Gepäck. Das musste ja wohl geil werden. Als es aber losging, bestand ungefähr die Hälfte des Sounds aus Samples, so kam es zumindest bei mir an. Hm, zweiter Song wesentlich purer, dann schon wieder ganz viel künstlicher Bombast, unschön, bei sowas verliere ich ja schnell die Lust. Dann fing auch noch Mohr an, am Rad zu drehen, weil er seine heißgeliebte antike Trouble-Kappe schmerzlich vermisste. Okay, also mitten im Gig abgehauen, Mütze lag ganz unschuldig im Zimmer. Währenddessen hatten wir mit Sicherheit noch einige halbwegs keyboardfreie Epic-Hits verpasst, was willste machen.

Samstag

Zum wiederholten Mal holten Mohr und ich uns im Vrohstoff die Grundlage für den Samstag in der Posthalle. Erneut entschieden wir uns beide fürs Tofuomelette, dazu gab's Schorle nebst Keiler-Weizen, ziemlich lecker alles. Und die Bediendamen sind dort auch immer auffallend nett zu den Doom-Opas. Sauros sind zwar auch nicht mehr die Jüngsten, aber die Band existiert wohl noch nicht allzu lang. Erst im Vorjahr steckte mir Franken-Franz einen entsprechenden Flyer zu, mit der überraschenden Info, er malträtiere dort die Drums. Die EP fand ich dann eher so mittel, das Material sehr sludgig-schleppend und einförmig. Trotzdem durften sie nun also schon den HoD-Samstag eröffnen, manchmal geht's erstaunlich schnell. Und letztlich stand ein sehr solider Auftritt zu Buche, wenn auch Franks Beinkleid wohl zu Anfang etwas gelitten hatte. Die bekannten Songs plus etwas mehr kam ziemlich brachial rüber, live hatte es dann schon einiges an Schmiss. Gelungene Eröffnung. Die sich anschließenden Hemelbestormer hatte ich noch gar nicht auf dem Schirm gehabt, die übliche Vorsicht vor Instrumentalcombos vermutlich. Heute live war ich ziemlich beeindruckt von der plattwalzenden Intensität des Sounds, auch die die Musiker weitgehend im Schummrigen lassende Lightshow hatte Klasse. Man sollte das Zeug doch nochmal unterm Kopfhörer auf sich wirken lassen.Weiter ging's mit den Riders Of Rohan, die sich recht schräg anließen, war jetzt auch ein heftiger Kontrast. Das schwedische Trio schrammelte scheinbar erstmal drauflos, jeder durfte mal ans Mikro, es klang einigermaßen abenteuerlich. Ach so, es ging ja auch um "Adventure Rock", und nach ein bisschen Eingewöhnung klang es zunehmend plaisierlich, bis es mir am Ende tatsächlich regelrecht gefiel. Das war mir glatt einen Kauf der MC-Festivaledition der kommenden EP wert. Doomiger und atmosphärischer wurde es dann wieder bei The Answer Lies In The Black Void, eigentlich ein Zweier-Projekt mit Frau am Mikro, live entsprechend auf Quintettgröße verstärkt. Klang dann auch schön und gefällig, allerdings ohne wirklich bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Ähnlich der laschen Currywurst, die ich mir im Außenbereich trotz negativer Erfahrungen doch wieder reinzog, der verdammte Hunger eben. Ich tu's nie wieder, ich schwör. Jederzeit wieder würde ich mir allerdings Tanith anschauen, und das bitte möglichst oft. Zweitwerk "Voyage" schlug zwar zunächst längst nicht so unvermittelt ein wie das Debut, konnte sich inzwischen jedoch ebenfalls ganz erheblich in die Hirnrinde fräsen. Live war es dann schon ein paar Tage zuvor in der Goldgrube wieder seelenwärmend as fuck, und nun erneut beim HoD wohl mein zweifelsfreies Festivalhighlight. Einziger Nachteil die viel zu kurzen 45 Minuten Spielzeit, aber immerhin war man am Ende des Nachmittags noch gut aufnahmefähig. Nahezu jeder einzelne Song geriet zu einem kompositorischen Fest, wobei "Citadel" nach wie vor mein liebster Fave ist. Welch ein Glück, dass Cindy und Russ sich getroffen haben. "Is there a flame in the dark?" Aber gewiss doch, die hell lodernde Flamme heißt Tanith.

Wesentlich räudiger schlossen sich hernach Purification an mit ziemlich gelungenem Reverend Bizarre - Worshipping. So brillant wie das finnische Original werden die Amis sicher nie klingen, ein cooles Trio-Ding war es trotzdem. Kommt allerdings im versifften Club bestimmt noch authentischer rüber als auf der großen, aufgeräumten PoHa-Bühne. Bei Arð wurde es dann wesentlich voller auf den Brettern, es dürften gleich drei Gitarren gewesen sein, Keyboard war auch am Start, dabei handelte es sich eigentlich eher um ein Soloprojekt von Winterfylleth-Mann Mark Deeks. Das Ganze klang gewiss recht fett, allerdings lungerten wir bei dem Gig in eher hinteren Gefilden herum, so dass man nur bedingt in irgendeinen Bann gezogen werden konnte. Ich werde bei Gelegenheit nochmal näher reinhören. Ich vetrat mir nun ein wenig die morschen Beine, schaute in Mohrs Gemächern vorbei und bei Bullshirt-Erich, bevor das Festival schon langsam auf die Zielgerade einbog. Und wie es so manchmal halt ist, brauche ich am Ende Stoff mit ordentlich Mitreißpotenzial. Doomocracy hätte ich selbiges zugetraut, haben ihr Material auch bestens präsentiert, leider fehlten mir dann doch wieder die großen Songs oder zumindest Refrains. So klang es zwar wie Solitude Aeturnus, allerdings nachdem man jenen das Songwriting-Genie genommen hätte. Außerdem fand ich die Vocals auf Dauer einigermaßen anstrengend. Sicherlich ist dies Jammern auf hohem Niveau, Lars zumindest zeigte sich noch am Tag danach sehr überzeugt von den Hellenen. Der Co-Headliner geriet auch am Samstag wieder sehr undoomig, Disillusion hauten zappelig ins Mett wie sonst keine Band des Wochenendes. Und wir zogen es uns von recht weit vorn rein, womöglich Gonzos Vorlieben geschuldet. War aber okay so, wir setzten uns den Breitseiten aus, Verschnaufpausen verboten. Immerhin drei Songs von "Back To Times Of Splendor", die neueren Sachen sind mir nach wie vor unvertraut. Mit dem großartigen PoHa-Sound konnte man sich das Gemetzel gut ziehen, besser ich schreibe Herrn Schmidt mal noch nicht ab.Zu guter Letzt durften My Dying Bride ran, eigentlich ein recht geiler Headliner. Länger nicht gesehen, jahrelang richtig gut gefunden, und zweifelsfrei Doom. Setlist sieht auch amtlich aus. Problem nur: spät, müde, angeschickert. Und dann guckte ich mir den Gig von hinten eine Weile an, htte nix zu meckern, wurde aber auch nicht mehr in Wallung gebracht. Also baldiger Rücksturz zum Bablefish, während andere Kapeiken noch ins Schwärmen gerieten. Ruhe sanft. Am nächsten Vormittag leichtes Wunden Lecken beim Blitzfrühschoppen im sonnigen Innenhof, und auch die gemeinsame Bahnfahrt nach Hause gestaltete sich wesentlich heiterer als die sonst übliche Autobahnkutscherei. Da dachten wir natürlich auch noch, wir würden im November 2024 das Gleiche wieder tun.

Tofukeule, März 2024

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