nur hier erzählt |
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Hammer of Doom XVWürzburg, Posthalle, 18. & 19.11.2022 |
Zweimal musste unsere Doommesse staatlich verordnet ausfallen, nun durften wir endlich wieder angekrochen kommen. Es war noch alles angerichtet mitten in Würzburg, die Fans hatten drei Jahre lang geduldig ausgeharrt. Die Unkenrufe zum lang geplanten Abriss der Posthalle tönten allerdings so eindringlich wie nie. |
Sollte es also wirklich das letzte Mal sein im liebgewonnenen mattgrauen Betonquader? Was man sich andererseits aber schon nicht mehr zu träumen gewagt hatte, wurde doch noch Wirklichkeit: B.S.T. beim HoD!!! |
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Freitag |
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Vom rappelvoll zugeparkten Talavera erstmal per kleinem Fußmarsch an der Straße lang zum Bablefish, das gab's in der Vergangenheit schon öfter. Dann fix eingecheckt, die Buchung bestand seit Ende 2019, aber eigentlich fühlte es sich nicht an, als wäre man so lang nicht vor Ort gewesen. Nach einem hastigen Weizen ging es rüber zur Posthalle, die Einlassschlange hatte sich offensichtlich bereits aufgelöst. Drin war es wie erwartet weniger gefüllt als beim KIT Rising, trotzdem zeigte sich schon eine ordentliche Zuschauermenge. Death The Leveller zockten bereits, als wir gleich mal am Getränkestand hängen blieben. Und da dort ja ständig jemand vorbeikommt, den man begrüßen will, blieben wir dort, bis die letzten epischen Klänge der Iren verhallt waren. Das bisschen, was ich mitbekommen hatte, tönte wie erwartet typisch nach grüner Insel. Bei Ophis schafften wir es dann, uns ein bisschen in den Pulk nach vorn zu bewegen. Und da standen wir wie festgewurzelt, denn die sehr langsamen Weisen der Hamburger laden nun mal überhaupt nicht zum gepflegten Zappeltanz ein. Aber so muss es halt auch sein beim Deathdoom, zäh wie Ananasleder schleppten sich die gerade einmal vier Stücke dahin, souveräne Performance. Mehr Schwung in die Halle brachten anschließend Iron Walrus, deren beknackte Masken man doch noch vom letzten HoD kannte. Warum die Truppe uns nun erneut beglücken durfte, war mir etwas schleierhaft, denn so großartig klingt deren sludgiger Kram für mich nicht. |
Instrumental tönte es wieder ganz okay, die sehr göbeligen Vocals sind weniger mein Ding. Immerhin war mal etwas Bewegung auf der Bühne. Inzwischen fühlten wir uns aber aufgewärmt, so dass ich richtig Bock auf Atlantean Kodex hatte und ich meinen faltigen Arsch recht weit nach vorn bewegte. So kam endlich konkretes Konzertfeeling auf bei fettem Sound und Bühnenaction. Der Überrraschungsfaktor bei AK ist mittlerweile eher gering, dafür bekommt man aber eine verlässlich großartig-epische Darbietung, so auch diesmal. Und so gut das allgemeine Niveau der Songs auch ist, irgendwie warte ich dann halt doch auf die unsterblichen Großtaten von "The White Goddess". "Heresiarch", "Sol Invictus" und vor allem "Twelve Stars..." werden mir sicher auch beim hundertsten Mal noch das Freudenpipi in die Buchse treiben. Sehr geil wieder und natürlich mit weitem Abstand der Höhepunkt des Abends. Dass ne Band wie Coven anschließend headlinern darf, ist eh nur deren Kultfaktor geschuldet. Nun wurde es gefühlt nochmal richtig voll, der Blick auf die bekerzte Bühne entsprechend schwieriger. Also zog man sich den Set brav rein, fühlte sich ganz gut unterhalten, aber die großen Momente stellten sich nicht ein. Wie auch, wenn man die Songs außer "Wicked Woman" auch nach 50 Jahren kaum kennt. So ging ein unterhaltsamer Tag 1 mit großartigen AK nebst buntem Beiprogramm ziemlich bald wieder zu Ende. |
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Samstag |
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Am großen Samstag mit dem besonders innig ersehnten Opener, gleichzeitig dem womöglich allerletzten Mal HoD in der Posthalle, bekämpften wir unsere Nervosität mit einem kauzigen Frühschoppen im Doppelzimmer der Kollegen. Draußen war derweil standesgemäß der Frühwinter ausgebrochen, über den weiß getünchten Bahnhofsvorplatz schleppte sich unsere Prozession zur frühen Mittagsstunde in die gut geheizte Halle. Erstmal sah es nach nur wenigen Interessenten aus, was sich zum Glück kurz nach Beginn des Gigs deutlich bessern sollte. B.S.T. starteten wie erwartet mit "Die Illusion" bei sogleich bestens fettem Sound. So gewaltig klangen sie wahrscheinlich noch nie. Noch war ich mir etwas unsicher, wie die jungfräulichen Zuschauer es finden würden, zumal Lars neben mir einen etwas unpassenden Vergleich zog. Mit "Nur ein Tag im Leben" war's aber wieder um mich geschehen, "Brenne" und "Ride On" standen dem in nichts nach. Derart geile Mucke von einer der sympathischsten Bands, endlich hier nach all den Jahren, wo vielleicht heute der finale Hammer fiel, da musste einem ja warm ums Herz und feucht um die Klüsen werden. Und das Publikum bewies stark applaudierenden Geschmack, selbst Lars verlangte schließlich nach der Co-Headliner-Position für B.S.T., es passte alles. Völlig mühelos füllten die Kapeiken auch die enorm große Bühne aus, ohne sich irgendwie sonderlich anstrengen zu müssen. Hoffnung erfüllt! Der Tag erwies sich zu früher Stunde bereits als einer der ganz hervorragenden Art. Doch wir hatten ja noch viel Programm vor der Brust. Als dritte Hamburger Band des Wochenendes folgten sogleich Fvneral Fvkk, die ebenfalls ordentlich ins zähe Sojamett hauten. Das klerikale Konzept kennt unsereins ja bereits, und auch hier funktionierte es vorzüglich im größeren Rahmen. Die betörend hochmelodischen Vocals des Cantors lassen einfach weder ehemalige Messdiener noch Konfirmanden kalt. Bin schon gespannt, wie es mit den Geschichten aus dem Beichtstuhl weitergeht. Parish im Anschluss mussten wir notgedrungen sausen lassen, da es Zeit für was zu beißen war. Bei den Veggie Bros wurden wir wieder gut versorgt, nur das angebotene Bier durfte angeblich nicht mehr vor Ort verzehrt werden, auch seltsam. Nicht jeder hielt sich an die unsinnige Ansage... Bei Wheel waren wir dann irgendwann zurück, aber noch nicht so ganz drin im Geschehen. Dunkel kann ich mich an ein abschließendes Solitude Aeturnus - Cover erinnern, was ganz passabel intoniert wurde, den Göttern aber natürlich nicht das Wasser reichen konnte. Stygian Crown durften als Newcomer ziemlich weit oben im Billing ran, was aber völlig okay war, nicht nur aufgrund der weiten Anreise aus den USA. Die Schrate an den Instrumenten legten einen fetten Lava-Teppich aus, das Sagen hatte aber ganz klar eine gewisse Melissa, die eine beeindruckend souveräne Darbietung zeigte. Vocals von epischer Pracht, dazu eine Ehrfurcht gebietende Ausstrahlung, das ist das Holz, aus dem wahre Doom Queens geschnitzt werden. Zwar ganz anders als Jex oder Jennie-Ann, doch ebenfalls Güteklasse 1A, würde ich meinen. Wie erwartet weniger elfenhaft im Anschluss Kat mit Thronehammer, die mit ihrem stumpfen, heftigen Sound wieder richtig gut ankamen. |
Mir fehlten nach wie vor ein paar mehr wirkliche Hooks wie im "Refrain" des nach der Band benannten Stücks. Trotzdem durchaus okay, wenn mittendrin mal ne Band derber zur Sache geht. Spiritus Mortis klangen nämlich wieder gewohnt klassisch, wie es ja auch schön ist und immer so ziemlich am liebsten genommen wird. Die alte Finnenbande hatte ihre kleine Tour offensichtlich gut überstanden, man sah ihnen zumindest keine Abnutzungserscheinungen an. Eher war ihnen die Freude über dieses Highlight zum Ende ihrer Rundreise anzumerken, denn heute waren es sicher viel mehr Zuschauer als bei allen sonstigen Auftritten zusammen genommen. Die Songs des aktuellen Albums wuchsen immer weiter, die angeblich erste finnische Doom Band scheint also noch längst nicht am Ende zu sein. Wäre auch schade um Gitarrist Jussis maximal doomige Visage. In der folgenden Umbaupause holte ich Herrn H. aus dem Matratzenparadies ab, er wirkte halbwegs erfrischt. Was auch gut so war, denn jetzt spielten ja die großartigen Villagers Of Ioannina City zum gepflegten Schleppgroove auf. Nach dem brillanten Auftritt beim RHF waren die Erwartungen hoch, zum Glück konnten diese erfüllt werden. Die Truppe hat ganz sicher dieses gewisse Etwas, eine eigene Magie, die sich einstellt, sobald sie zusammen die Instrumente erklingen lässt. Zumal sie nicht nur wegen ihres Ziegenbalgs auch wirklich originell klingen (möge der Bock einst eines natürlichen Todes gestorben sein). Eine zauberhafte Stunde verflog wie im Nu, besser konnte es jetzt nicht mehr werden. Wurde es bei The Skull auch definitiv nicht. Es sollte ein Tribut an den 2021 von uns gegangenen Eric Wagner sein, seinen Spirit vermisste ich allerdings ganz doll. Scott Reagers und Karl Agell schafften es einfach nicht, einer der ganz großen Stimmen des Doom die Ehre zu erweisen, die sie verdient gehabt hätte. Was hatte ein C.O.C.-Song im Set zu suchen? Zwar schön dass Ron Holzner die einstige Trouble-Abspaltung noch am Leben erhält, essenziell ist's aber nicht mehr. Für einen Co-Headliner eine maue Darbietung, an der Stelle wären B.S.T, tatsächlich besser platziert gewesen. Zum Finale nun also mal wieder Candlemass. Nachdem die Band um Herrn Edling sich über Jahre in meiner Gunst nach unten gespielt hatte, scheint die Talsohle nun durchschritten zu sein. Vielleicht liegt's daran, dass ich meine Erwartungshaltung zurück geschraubt habe, jedenfalls hatte ich ziemlich Spaß mit den zweifellos nach wie vor großartigen Songs. Ist halt schade, dass Längquists Stimme nicht mehr allzuviel hergibt, oft presst er sich mit Mühe durch die schwierigen Passagen. Aber ne sympathische Ausstrahlung hat er allemal. Während Edling mittlerweile wieder so stabil zu sein scheint, um regelmäßig selbst auf der Bühne zu stehen, mit Brille inzwischen kauziger denn je. An Gitarre und Drums ist alles wie immer, und so wirkte die Band schon ziemlich wie ein homogener, eingeschworener Haufen. Standesgemäß fand das Hammer of Doom in der Posthalle also mit dem Auftritt einer Legende in ansprechender Form ein würdiges Ende. Oder doch nicht? |
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Tofukeule, Januar 2023 |
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