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Hammer of Doom XIII

Würzburg, Posthalle, 16. & 17.11.2018

While Heaven Wept zum letzten Mal live, das sollte auf jeden Fall der Höhepunkt des 13. Hammer Of Doom werden. So dachte ich zumindest, erlebte die Show wegen äußerer Umstände dann allerdings leider als ziemliches Desaster.

Immerhin konnte ich das Kapitel tags darauf mit persönlichem Dank bei Tom Phillips versöhnlich abschließen. Und auch sonst wurde es wieder ein feines, unterhaltsames Wochenende in Würzburg.

 

Freitag

Mittags hiefte ich meinen Kadaver in die Regionalbahn, wo ich sogleich Böhnchen traf, mit dem ich mich auf der kurzen Reise bestens unterhielt. Beim Umstieg in Fulda tauchte die nächste bekannte Visage auf, und zum Glück konnte ich Patrick davon abhalten, den ICE nach Frankfurt zu besteigen. In Würzburg wurden wir von der lachenden Sonne empfangen, wie schön nach einer grauen Urlaubswoche. Zügig checkte ich im Babelfish ein, um schnell wieder an die frische Luft in die belebenden Strahlen zu kommen. An der alten Mainbrücke traf ich auf Enrico nebst Kapeiken, die an einem mir bisher nicht bekannten Ausschank saßen. Bei dem noch herrlichen Wetter gesellte ich mich für etwas mehr als eine Radlerlänge dazu. Als es schattiger wurde, zog ich weiter, um den aufkommenden Hunger zu stillen. Ich landete beim beim Veggie-Vietnamesen, wo ich in Ruhe recht lecker speiste, während die Belegschaft den Weihnachtsbaum in Betrieb nahm. Einer der wenigen anderen Gäste entpuppte sich als Virgin Black - Bruder Patrick, der seinen Filius im Schlepptau hatte. Welch überraschende, nette Begegnung! Nun machte ich nochmal Zwischenstation im Hostel, bevor ich gen Einlass strebte, der sich zwar leicht verzögerte, aber zum Glück besser organisiert war als zuletzt. Die Halle empfing mich angenehm temperiert, Sitzgelegenheiten waren auch bereitgestellt, mit dem Komfort wird es also zusehends. Zunächst wollte ich ein paar Einkäufe erledigen, was sich als recht schwierig erwies. Zum einen sprachen einen alle paar Meter nette Bekannte an, so dass man nicht voran kam. Und dann waren diverse Scheiben scheinbar nicht im Angebot. Mein Säckchen war trotzdem irgendwann ein bisschen gefüllt. Bald ging es dann auch mit Live-Mucke los. Goat Explosion verzichteten zum Glück darauf, irgendwelche Tiere zu sprengen, und beschränkten sich auf recht hektischen Stoner Rock/Metal. Sowas kann man sich anhören, ein halbwegs talentierter Sänger wäre dabei hilfreich. Frontmann Bastis Vocals klangen in meinen Ohren jedoch leider ziemlich schief, das war keine Offenbarung. Eine gute Gelegenheit, meine Einkäufe bald schon in der Unterkunft zu deponieren, wo ich zum ersten Mal meine Zimmergenossen Mohr und Gonzo traf. Die Ersties Macke und Lars warteten unten, so dass wir also zu fünft zurück zur Halle taperten. Bei ersten Erfrischungsgetränken sabbelten wir im hinteren Bereich munter vor uns hin, auf der Bühne tat sich nichts Weltbewegendes. The Wizards zockten ziemlich undoomigen Heavy Metal, den wir weitgehend ignorant im Hintergrund plätschern ließen, wir mussten ja auch erstmal unser Wiedersehen verarbeiten. Es ist bei solchen Anlässen eh immer zu wenig Zeit zum Abhängen.

Gegen 20 Uhr schickten sich Apostle Of Solitude endlich an, standesgemäßen Doom an den Start zu bringen. Das konnte nur großartig werden, und so geschah es. Wie schon eine Woche zuvor in Wien, nur viel größer und fetter, machten sie klar, was hier eigentlich Sache ist. "Keeping The Lighthouse" war ein famoser Start, "Ruination Be Thy Name" ein noch geilerer Hit und Ohrwurm. "My Heart Is Leaving Here" wurde Enrico gewidmet, na sowas! Lediglich drei weitere Songs später waren die mageren 45 Minuten Spielzeit auch schon um. Viel zu kurz natürlich für eine der großartigsten zeitgenössischen True Doom Kapellen. Anschließend betrat auch schon der Quasi-Co-Headliner die Bühne, Eric Clayton. Gonzo und Macke hatten bereits von einem Holland-Gig Großes berichtet, und so war wenig verwunderlich, dass der Zampano noch sehr gut bei Stimme war. Irritierend nur die recht zahlreichen Coversongs wie "Helter Skelter" oder "Five Years", denn die wollte sicher niemand von ihm hören. Schließlich klangen die Saviour Machine - Nummern wirklich geil, wenn auch die Band optisch eher wie eine Pädagogen-Hobbyband wirkte. Was aber dann auch egal war. Eine reine SM-Show wäre jedenfalls folgerichtig und brillant gewesen, so blieb ein leicht halbgarer Beigeschmack. Langsam aber sicher steuerte der Abend auf den wohl sicheren Höhepunkt zu, die vermeintlich letzte While Heaven Wept - Show meines unwürdigen Daseins. Bewusst setzte ich mich etwas ab von den Kapeiken, die schon etwas tiefer ins Glas geschaut hatten, denn ich wollte die Mucke unterbrechungsfrei genießen. Los ging es mit einem längeren Ausschnitt aus dem "Suspended..."-Werk, was zur Einstimmung schon mal gut reinlief. Bald schon musste ich aber irritiert feststellen, dass in den ruhigen Passagen ausschweifend gesabbelt wurde im Publikum. Nervig. Ich wechselte drei- viermal den Standort, überall das Gleiche. Das Geplärre und Geschnatter überlagerte die Musik irgendwann derart, dass ich's echt nicht genießen konnte, es war ein Desaster. Wie soll man sich am wunderschönen "Voice In The Wind" laben, wenn um einen herum eine Geräuschkulisse wie im Kirmeszelt herrscht? Unmöglich, das Publikum kotzte mich echt an. "Vessel" und "Thus With A Kiss I Die" hätten mich am Ende unter normalen Umständen sicher ins Tränennirwana gebeamt... Die ungalante Räumung des vorderen Hallenteils passte ins Bild, ich trollte mich ziemlich umgehend in die Gemächer, verstöpselte meine Lauscher und fand Trost in unruhigem Schlaf.

 

 

 

Samstag

Nach den Schrecken des Vorabends galt es am frühen Samstag, zunächst mal wieder die Stimmung aufzuhellen. Gonzo brauchte noch Erholung von der langen Nacht, als ich mit Mohr bei den Babelfish-Frühstückern auf ein erstes Weizen vorbeischaute. Die Stimmung war recht gut, anscheinend hatte bei WHW kaum jemand ähnliche Probleme wie ich gehabt. Fast schon traditionell latschte ich dann mit Mohr zum Café Kult, die angestrebte Nahrungsaufnahme mussten wir jedoch wegen Überlastung der Diensthabenden ausfallen lassen. Stattdessen zeigte sich die Dame sehr erleichtert über unsere reine Getränkebestellung inkl. gastseitigen Selbsteinschenkens. Frisch wattiert brachen wir zeitig wieder gen PoHa auf, um uns auf dem Weg noch üppige Wraps einzuverleiben, man brauchte ja weinigstens ein bisschen Grundlage. Pünktlich musste Mohr natürlich zum Opener am Start sein, schließlich war eine Frau am Mikro angesagt. Smoulder legten auch recht vielversprechend los, der Auftakt gefiel mir wirklich gut. Anscheinend hatten sie ihren besten Song aber damit bereits verfeuert, anschließend ebbte meine Euphorie nämlich deutlich ab. Immerhin zeigte Sarah Ann noch unterhaltsame Ansätze von Doom-Bauchtanz, was dem Gig das gewisse Etwas gab. Weiter ging es mit Old Mother Hell, die dank Tainas Empfehlung kurzfristig eingesprungen waren. Eine gute Wahl, denn das Mannheimer Trio wirkte bestens in Form. Frontmann Bernd schien die Trennung seiner beiden Gehirnhälften inzwischen vorangetrieben zu haben, denn Gesang und Klampfenspiel gingen ihm parallel merklich flüssiger von der Hand als noch im März beim HoH. So passte ihr epischer Metal gut ins Programm und kam entsprechend beim Publikum an. Wer braucht Grand Magus, wenn es OMH gibt? Draußen war noch heller Nachmittag, trotzdem musste bereits die schwäbische Institution Dawn Of Winter auf die Bühne. Was ja grundsätzlich eine Garantie für eine astreine Doom-Show ist, so auch heute. Keine Ahnung, ob die Jungs vor einem Gig überhaupt proben müssen, es wirkt jedenfalls schlafwandlerisch eingespielt, wenn sie zusammen musizieren. Welche Songs gezockt wurden, weiß ich nicht mehr, bin mir aber ziemlich sicher, dass auch was Neues dabei war. Und selbst Bolle am Bass wirkte ziemlich gelöst. Doomiger und besser konnte es jetzt nicht mehr werden.

Bei Hällas schon mal eh nicht, denn mit Doom oder auch nur Metal hatte das recht wenig zu tun. Die Gitarren kaum verzerrt, dazu Keyboard, die Protagonisten teilweise geschminkt und mit Umhängen ausgestattet, da stand schon ein schräger Haufen auf der Bühne. Aber die Songs klangen nicht übel, ein netter Farbtupfer zwischendurch. Trotzdem auch eine Gelegenheit, mal wieder ein bisschen am Tresen abzuhängen. Pale Divine nötigten mir anschließend wieder mehr Aufmerksamkeit ab, nachdem man die Band zwischenzeitlich nicht mehr groß auf dem Schirm hatte. Um nun festzustellen, dass sich die Besetzung arg mit jener von Beelzefuzz überschneidet. Auch als PD funktionierte es noch gut, Energie und Groove waren deutlich vorhanden. Zwei frische Songs und vier ältere bekamen wir geboten, eine sehr kurzweilige Vorstellung. Hat nur noch mein Favorit "Angel Of Mercy" zum vollen Glück gefehlt. Auf die seit einigen Jahren wieder aktiven Stillborn war ich gespannt, immerhin fand ich die drei frühen Alben mal recht geil. Nachdem mir aber das 2017er-Material schon nicht gemundet hatte, wurde ich auch live nicht wirklich warm mit der Chose. Gerade Bassmann Karis markant tiefgelegter Gesang ging mir bald eher auf den Keks, und es stellte sich auch kein Aha-Effekt bei irgend einer der alten Nummern ein. Eine Band also, die von mir aus nicht hätte reaktiviert werden müssen. Ganz anders die Situation bei Sorcerer. Früher nie richtig in Fahrt gekommen, sind sie plötzlich die erste und einzige Stadiondoom-Band der Welt. Und meine Güte, wie großartig passten sie hier rund heute in die gut gefüllte Posthalle! Ich stand recht weit hinten, wo viel Platz und der Weg zur Theke kurz war. Eine Stunde lang versetzten mich die Mannen um Johnny Hagel innerlich nahezu in Dauerekstase. Was einem im nüchterenen Zustand auf der heimischen Couch womöglich zu schlicht und repetetiv erscheint, konnte live am Ende des zweiten Festivaltags wahrhaft für Verzückung sorgen. Perfekter Gig zur rechten Zeit! Wie immer, wenn es besser nicht werden kann, verzog ich mich dann schon langsam in Richtung meines Betts, bevor mir Batushka, Coven oder sonstwer noch die tolle Stimmung hätte trüben können. Schließlich sollte es ja viel besser enden als am Vorabend.

Tofukeule, Dezember 2018

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