Hammer of Doom VIIIWürzburg, Posthalle, 15. & 16.11.2013 |
Das HoD lockte in der 8. Auflage wieder mit einem richtig starken Billing, das die Erwartungen tatsächlich auch erfüllen wenn nicht gar übertreffen konnte. Einzig nennenswerter Kritikpunkt: Der viel zu langwierige Einlass am Freitag. Ansonsten war es ein rundum glücklich machendes Festival. |
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Freitag Die einstige "Epic Night" hatte diesmal keinen eigenen Titel mehr, hätte aber gut und gern als Retronacht o.ä. durchgehen können. Scorpion Child - vor allem Sänger Aryn - starteten die Veranstaltung mit einer ordentlichen Portion Led Zep - Vibes, konnten mich in meiner anfänglichen Orientierungsphase aber noch nicht wirklich fesseln. Eher danach schon die hochgehandelten Blues Pills, was nicht zuletzt an Elin Larssons faszinierend buntem Hippiekleid lag. Stimmlich und vom Ausdruck her natürlich top, was die junge Dame anzubieten hatte, während mir die Mucke selbst erstmal zu bluesig erscheint, um sie auch außerhalb der Livesituation hören zu wollen. Immerhin bin ich mittlerweile alt genug, um auf Festivals mit sowas durchaus warmwerden zu können.
Ashbury spielten hernach nicht nur altmodischen Stoff, sondern sahen auch entsprechend aus. Der Authentizitäts-Award des Abends ging also an die fünf gesetzten Herren aus Arizona, die erstaunlicherweise eine beachtliche Anhängerschar rekrutieren konnten. Ich erkannte immerhin einen zur Vorbereitung gestreamten Song und fand den relativ leichtgewichtigen Sound dank starker Melodien und dezent-mystischer Aura ziemlich cool, ohne gleich dem Ausflippen nahe zu sein. Nach dem bisher für mich weitgehend unbekannten Programm, kam mit Orchid endlich ne vertraute und sehr geschätzte Band zum Zug.
Dass sie inzwischen ziemlich populär sind, erkennt man ja allein schon an den haufenweise auftretenden Shirts und der forcierten Veröffentlichungspolitik seitens Nuclear Blast. Aber wie das so ist mit Kapellen, die schnell aus dem Untergrund hervorgespült werden, wächst gern mal ein bisschen Kritik unter den "älteren" Fans. So würde man sich ein bisschen mehr Kommunikation in Richtung Publikum wünschen, stattdessen wird weitgehend das bekannte Programm abgespult, wenn auch gelungen vorgetragen. Meckern auf hohem Niveau halt, das vielleicht auch an der Skepsis liegt, wie lang Orchid ihre Sabbath-Huldigung noch interessant gestalten können. Dabei war heute eigentlich alles in Ordnung; Songs und Sound bestens, und Theo Mindell oben ohne für die, die nackte Haut sehen wollten. Dank Keiler-Weißbier bekam ich anschließend von der Hendrix-Coverband im Immerhin nur noch flüchtig was mit und bevorzugte den baldigen Bettgang. Ganz im Gegensatz zu Herrn L., der wohl erst gegen halb 6 von seiner Kneipentour zurückfand...
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Samstag Nach umfassender (Tofu)Currywurst-Stärkung - Zeit für ein richtiges Frühstück hat man bei solchen Anfangszeiten ja kaum - waren wir zur einzigen deutschen Band des Festivals wieder am Start. Während die Eheleute Keck mächtig beeindruckt waren von Wheel, fand ich die Darbietung mal eher so mittel. Die Songs pröttelten alle ohne besondere Highlights vor sich hin, was die Musiker durch ihre statische Performance gleichsam unterstrichen. Arkadius' (hurz!) Stimmchen klang auch live nicht voluminöser, so dass ein gerade mal ganz netter Gig herauskam. Mehr Feuer im Allerwertesten hatten dann schon Below, die sich wesentlich engagierter zeigten. Was allerdings auch in der Natur der Mucke lag, die nämlich einiges an Uptempo aufwies. Ziemlich cool, wenn auch nicht der insgeheim erhoffte ganz große Reißer. Wenn ich nicht irre, kam zum Schluss noch "Headless Cross" in brauchbarer Qualität zur Aufführung. Von Age Of Taurus erwartete ich ziemlich viel, und ich wurde kein bisschen enttäuscht. Dass die Truppe geile Songs am Start hat, wusste man vom formidablen Debüt-Album. Auf der großen HoD-Bühne bewiesen die Mannen, dass sie ihr Zeug auch live richtig gut umsetzen können. Dazu brauchten sie nicht viel Show, einfach klasse zocken und selbst Spaß haben, reicht in solchen Fällen schon. Ne Frechigkeit ist allerdings, im großartigen "Walk With Me My Queen" nur ein einziges Mal diesen göttlichen Refrain zu bringen. Ich will ne Maxi-Version! Und außerdem eine Doppel-Headliner-Tour von AoT mit ihren ähnlich fantastischen Landsmännern von Iron Void.
Der nun befürchtete Stimmungsabschwung setzte teufellob nicht ein, denn auch Altar Of Oblivion konnten mich völlig überzeugen. Die Jungs sahen zwar etwas bieder aus, aber wen juckt das, wenn sie mit Hummeln im Arsch Gas geben. Gerade Frontmann Mik ließ sich nicht lumpen und sorgte für mächtig Aktion auf den Brettern, was seinem recht pathetischen Gesangsstil das entscheidende Quäntchen Gossenflair verlieh. Geiler Scheiß also, da mussten gleich mal die beiden feilgebotenen Scheibletten verhaftet werden, schließlich sollte mir "Graveyard Of Broken Dreams" noch am nächsten Morgen im Schädel herumspuken. Nun war das Program fast schon zur Hälfte fortgeschritten, und mit Beelzefuzz stand ne Kapelle an, die mich nicht ganz so doll interessierte, da passte eine Pause ganz gut. Taina ging es ähnlich, so dass wir in der gemütlichen Babelfish-Lobby unsere vorletzten Vorräte zusammenschmissen um aufzutanken. Eine Pastaspende plus Weizen rundeten die Auszeit ab. Year Of The Goat kamen schon langsam zum Ende, als wir wieder zurückkamen. Eigentlich schade, denn die Band klang wieder sehr stark, aber ein bisschen Entspannung zwischendurch muss bei einem so fetten Programm schon mal sein. Denn es ging ja gleich weiter mit den Großartigkeiten in Form von Procession. Was soll man zu Herrn Kutzbachs Mannschaft noch groß sagen, das ist einfach epischer Doom mit einem kleinen bisschen Dreck unter den Fingernägeln, wie er besser kaum fabriziert werden kann. Dafür ist ne Stunde Spielzeit fast zu kurz. Nun steuerte der Tag unweigerlich dem Gipfel der Genüsse entgegen. Madame Thoth plus Begleitband gab sich ein weiteres Mal die Ehre, lebte sich aus in ihren selbst erschaffenen kosmischen Klängen und nahm alle, die willens und in der Lage dazu waren, mit auf ihren jenseitigen Trip. Die neuen Nummern von "Blood Moon Rise" sind aber auch zu geil, von daher war es sehr erfreulich, dass etliche davon gespielt wurden. "Seperated At Birth" darf auch gern fester Programmpunkt bleiben, darüber würde ich mich nicht als einziger freuen. Wer's nicht versteht, soll es halt machen wie Gonzo, der während des Gigs was essen ging. Dann war die Zeit für den Headliner gekommen: While Heaven Wept zum dritten Mal in der Posthalle. Da sicherte ich mir doch mit Edelfan Taina ein Plätzchen recht weit vorne, um dem Best-Of-Set angemessen huldigen zu können. Und dazu gab es reichlich Anlass, denn die Mischung aus alten und neuen Klassikern hätte besser kaum sein können, so dass wir einen zweistündigen Wellenritt über den Ozean des Phillips'schen Schaffens erlebten - bei ziemlicher Windstärke versteht sich. Details zur Show erspare ich mir, man muss es selbst erlebt haben, um nachzuvollziehen, wie schön es war, Nummern wie "Into The Wells Of Sorrow", "Voice In The Wind" oder "Soulsadness" mitzuleiden. Und um dem ganzen die Schaumkrone aufzusetzen, lief es am Ende unweigerlich auf einen der großartigsten Songs überhaupt hinaus: "Vessel"!! Da blieb wohl kaum ein Auge trocken, einfach nur brillant. Welch wunderschönes Lied! Welch klasse Band! Welch spitzenmäßiger Tag! Welch tolles Festival! Tofukeule, November 2013 |