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Full Metal Osthessen 2013

16.02.2013, DGH Niederjossa

Nachdem Cross Music im letzten Jahr das erste FMO als Quasi-Nachfolger des hiesigen Metalfest veranstaltet hatten, hieß es erneut volle Metal-Power in der osthessischen Provinz.

Optimistischerweise hatte ich im Dezember im Vorverkauf das verbilligte Karten-Sixpack erworben in der Hoffnung, genug Mitstreiter zu finden. Und tatsächlich waren es diesmal acht Leute, die aus meinem beeinflussbaren Dunstkreis zum Festival gingen. Das bedeutete ne satte Steigerung um 400 % im Vergleich zum letzten Jahr.

Umlagerter Edelgast

Leider wuchs die Gesamtzahl der Besucher nicht im ähnlichen Maß, so dass im geräumigen Dorfgemeinschaftshaus noch jede Menge Luft war. Laufpublikum schafft es nunmal kaum bis dorthin, denn die öffentlichen Verkehrsmittel kann man am Samstag Abend schlicht vergessen. Wir hatten den Plan, mit dem Anrufsammeltaxi zu fahren, auch gleich wieder begraben, als wir hörten, dass auf der Strecke niemand zusteigen darf. Beknacktes System! Gina opferte sich schließlich und machte uns den Fahrservice, so dass ich mit meinem grauen Marsberger Ehrengast halbwegs ungehemmt der Hopfenbrause zusprechen konnte, danke dafür! Die beiden ersten Bands verpassten wir mit Ansage,  da wir ja träge alte Säcke sind, die im Winter erst bei Einbruch der Dunkelheit aus dem Haus gehen. Thornbridge hatte ich zumindest beim Bandcontest schon gesehen, und Fly's Motel werden mir bestimmt auch nochmal vor die Ladichte kommen, ich hab's im Urin.

The Gate @ FMO 2013

The Gate

Also kamen wir an, als The Gate bereits in Wallung waren. Von deren Auftritt beim letzten Headbangers Open Air war mir eigentlich nichts Einschlägiges in Erinnerung geblieben, aber die Mucke lief heute erfreulich gut rein. Abgesehen von Shouter Svens bisweilen etwas gröligen Vocals fand ich den traditionellen Teutonenstahl gut konsumierbar. Schön auch das gelegentliche Running Wild - Gedächtnisgeklampfe, was angesichts des Preachers Vergangenheit natürlich zu erwarten war. An seinen Hüpfeinlagen ließe sich choreographisch wahrscheinlich noch was optimieren. Band und Publikum schienen jedenfalls Spaß zu haben, was die von den Experten in der ersten Reihe  permanent gereckten Fäuste verdeutlichten.

Messenger @ FMO 2013

Messenger

Vor der Show von Messenger war mir etwas bange, da ein zuvor geschautes Bandvideo einen gewissen Fremdschämfaktor erwarten ließ. Doch zum Glück wurde schnell klar, dass die in Fremdhaut verpackten Jungs ihren True Metal mit einem Augenzwinkern vortrugen. Da auch die Mucke an sich gefiel, hatte der Gig hohen Unterhaltungswert. Klares Highlight war natürlich die schwertbewerte Köpfungsszene, dessen zugehöriger Refrain mir bis heute präsent ist: "Tod, Tod, Tod dem DJ, Heavy Metal ist Gesetz!". Genau so sieht's aus!

Auch nicht unamüsiert: die ganz Harten

Sinbreed @ FMO 2013

Sinbreed

Nun wurde es noch professioneller, denn bei Sinbreed stehen zwei Leute von Blind Guardian im Line-up. Außerdem sorgt Herbie Langhans für die Vocals, der in hiesigen Breitengraden schon des Öfteren mit Seventh Avenue in Erscheinung getreten war. Entsprechend kompakt klang das Songmaterial. Spätestens beim dritten Stück musste man sich aber fragen, ob eine fünfköpfige Band diesen Formats es nötig hat, ihren Sound derart mit Samples zuzukleistern. Leute, beim Konzert wollen wir die Musiker hören, Konserve haben wir auch zuhause. Ein fader Beigeschmack war also nicht zu überschmecken, so rund die Songs selbst auch geklungen haben mögen.

Jutta Weinhold Band @ FMO 2013

Jutta Weinhold Band

Wie frau es richtig macht, zeigte im Anschluss Jutta Weinhold. Die ältere Lady präsentierte mit erstaunlich jugendlichem Schwung einen bunten Strauß großartiger Melodien aus ihrem reichhaltigen Fundus. Wenn man es nicht eh schon gewusst hätte, es wäre einem schlagartig klar geworden, dass sie mit Zed Yago bzw. Velvet Viper einen ganzen Sack voll toller Songs verewigt hat, die auch nach über 20 Jahren noch völlig unabgenutzt klingen. Ihre Mitmusiker wirkten zwar wie frisch aus dem Krautrockzirkel rekrutiert, aber die Herren verstanden sich durchaus auch auf Heavy Metal. Und ne gute Zeit hatten sie ebenfalls, was spätestens des Schnauzbarttrommlers Aufgekratztheit beim späteren Latrinenbesuch verdeutlichte.

Jutta Weinhold Band @ FMO 2013

Jutta Weinhold Band

Zumindest das männliche Publikum amüsierte sich also blendend, während sich bei einigen Frauen allerdings eine gewisse Stutenbissigkeit einstellte. Na, na, wurden wir denn ob Frau Weinholds spätpubertärer Performance etwa ein wenig neidisch? Die jüngeren Besucherinnen schienen jedenfalls kein Problem zu haben und beteiligten sich zum Teil  an der munteren Bühnenstürmung zum Schluss. Geiler Gig, mehr davon! Dass der Headliner damit quasi vorweggenommen worden war, war für die jetzt folgenden Stairway aus dem Vereinigten Königreich zu befürchten, und tatsächlich wanderten einige Besucher bereits ab.

Stairway @ FMO 2013

Stairway

Diese verpassten allerdings die coole Performance eines sympathischen Trios, das ziemlich retro und einigermaßen nach NWOBHM klang. War schon schön, die Leadgitarre mal mit ordentlich Luft drumherum solieren zu hören. Die verbliebenen Aufrechten hatten somit für ne weitere gute Stunde ihren Spaß, was besonders für den eifrigen Luftgitarristen galt, der beim "Black Night" / "Tie Your Mother Down" - Medley den Bühnenauftritt seines Lebens zelebrierte. So endete ein feiner Festivaltag, der definitiv bereits Lust auf die Fortsetzung im nächsten Jahr machte, wenn das FMO am 8. März in die dritte Runde geht.

www.fullmetal-osthessen.de

Tofukeule, Februar 2013

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