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Taina's Birthday Battle: Mayfair & B.S.T. & Bleeding

11. Oktober 2014, The Rock Café, St. Pauli

Taina feiert gern ihren Geburtstag, durchaus auch eher groß mit möglichst vielen Freunden. Diesmal hat sie eine besonders verwegene Idee: Drei ihrer bevorzugten Bands sollen zusammen im Rock Café aufspielen. Ein paar Monate vorher tut sie ihren Plan kund, was zu allgemeiner Begeisterung und Reiseplanung führt. Meine Zugfahrt gen Hamburg ist frühzeitig gebucht, Sascha lässt sein Phlegma links liegen und schließt sich an. An einem halbwegs milden Oktobermorgen geht es schließlich los.

 

Sascha hat überraschenderweise noch Lisa dabei, und so lassen wir uns zu dritt im Bordbistro nieder, um ein Weizen- bzw. Pilsfrühstück einzunehmen. Nach der recht schnell verflogenen Fahrtzeit entern wir zum nachmittäglichen Vorprogramm das Millerntor, wo Fabian Boll heute sein offizielles Abschiedsspiel mit den "Höllenhunden" gegen das aktuelle Zweitligateam bestreitet. Es ist ziemlich ungewohnt, die reine Spaßveranstaltung auf dem Rasen zu verfolgen, bei der man ja mangels sportlicher Bedeutung nichts zum Mitfiebern hat. Aber unterhaltsam ist es schon, etliche der von früher bekannten Gesichter auf dem bzw. am Rand des Rasens agieren zu sehen. So sind z.B. Truller und Stani, Deniz Naki, Ebbe oder Flo Bruuuns nochmal zu bewundern, und Mo Sako erfreut natürlich besonders meinen Kasseler Nebenmann. Am lustigsten sind die wohl größtenteils geplanten kleinen Einlagen, aber auch die Geschehnisse auf der eigentlich verwaisten Nordtribüne, wo sich eine einzelne Dame zur vielbeklatschten Interaktion mit den anderen Abschnitten des Stadions animieren lässt. Ein Tor fällt erst kurz vor Halbzeit, doch nach der Pause wird es munterer. Die Höllenhunde, angetrieben vom äußerst spielfreudigen Naki, netzen insgesamt tatsächlich fünfmal ein, die Profis können nur einmal antworten. Ob das so krass ausfallen sollte? Egal, am Ende sind alle glücklich, und nach dem abschließenden Abschiedsgedöns mit warmen Worten & Co. ziehen wir weiter zur Fütterung ins Backbord. Sascha und ich wählen jeweils das Seitangyros, was ziemlich lecker mundet, vielleicht ein bisschen würziger sein könnte. Satt werden wir jedenfalls, und mit entsprechender Grundlage ausgestattet begeben wir uns gegen halb acht ins Rock Café.

Obwohl es noch ein Weilchen bis Konzertbeginn hin ist, ist bereits offensichtlich, das die Veranstaltung gut besucht sein wird. Wer sagt's denn, Tainas diesbezügliche Bedenken lassen sich also frühzeitig zerstreuen. Eine sehr sympathische Mischung aus bekannten und weniger bis gar nicht vertrauten Gesichtern bevölkert den heimeligen Club, der einen recht pünktlichen Start der eröffnenden Bleeding erlebt. Die Truppe aus Stade wirkt hochmotiviert und gibt entsprechend Gas. Allzuviel Platz bietet die kleine Bühne zwar nicht, aber trotzdem sind die Mucker irgendwie ständig in Bewegung und bieten einen dynamischen Anblick. Musikalisch stimmt es auch, der Sound powert ausgewogen mit Schmackes aus den Speakern, so dass das Publikum schnell mit dem nicht ganz unfrickeligen Metal warm wird. Frontmann Haye merkt man seinen mimischen Hintergrund an, er gebärdet sich sehr gestenreich, was die Darbietung zusätzlich unterhaltsam macht, zumal er nicht in affektiertes Gepose abzudriften droht. Taina hat auch sofort Spaß, was sich in Gezappel in erster Reihe bemerkbar macht. Viel zu schnell geht der Bleeding-Gig schon zu Ende, ein beeindrucktes Auditorium zeigt viele strahlende Gesichter (wie auch die Band selbst). Die Pause ist ausnahmsweise eigentlich viel zu kurz, denn man würde gern mehr Zeit zum Schnack haben.

Aber B.S.T. lassen sich nicht lang bitten und steigen ein in ihren sich deutlich von Bleeding unterscheidenden Sound. Das Publikum hat damit anscheinend keinerlei Problem, es drängt sogar näher zum Bühnenrand. Frontgaul Heiko hat erkältungsbedingt mit Dröhnschädel zu kämpfen, was ihm zum Glück kaum anzumerken ist, er singt und feixt, als wäre er kerngesund. Wie mitlerweile nicht anders gewohnt, zeigt sich die ganze Truppe bemerkenswert spielfreudig, so dass der Funken im Nu auf die Gäste überspringt. Freudig erregte bis entrückte Visagen lassen sich mehrfach beobachten. Zum speziellen Anlass wird ein neuer Song uraufgeführt, der auf Anhieb einen starken Eindruck hinterlässt. Außerdem höre ich wohl zum ersten Mal eine geschmeidige Version des Vitus-Klassikers "Dying Inside" von den Jungs, bei dem Jan-2 mit verschrobenem Gitarrensolo glänzt, und Heiko in einer Singpause plötzlich "Bad Hersfeld!" ausruft, dabei hatte er mein Heimatkaff bereits in der Aufzählung einiger gästeseitig vertretener Ortschaften vorm Song erwähnt. Lustig. Höhepunkt des Sets ist allerdings wieder Christy Moores "Ride On", ein Stück das im B.S.T.-Kontext hervorragend funktioniert, wie die begeisterten Reaktionen zeigen. Auch die zweite Band des Abends schlägt also voll ein und erntet entsprechend fetten Applaus.

Hoffentlich kann bei Mayfair das Energielevel gehalten werden, schließlich kommen sie von weiter weg und haben demnach keine lokale Fanschar am Start... Etwaige Bedenken erweisen sich schnell als völlig haltlos, von "Behind" bis "Drei Jahre zurück" zünden die Ösis ein avantgardistisches Rockfeuerwerk, das sich gewaschen hat. Ich fand die Band ja seit dem Erwerb der ersten EP 1993 wirklich speziell und hatte mich im Vorfeld mit auffrischendem Hören des Gesamtwerks auf den Auftritt eingestimmt. Ein derart intensives Konzert hätte ich jedoch wirklich nicht zu erwarten gewagt, zumal das Material nach eher schwieriger Liveumsetzung klingt. Doch gefehlt, da steht eine Band auf den Brettern, die ihre Songs großartig rüberbringt, ja lebt, und das auf äußerst eigene Weise. René spielt in seinen putzigen Strümpfen eine filigrane, versunkene Gitarre, die nie in den Vordergrund drängt, aber doch auf originellste Weise immer präsent ist. Unvergleichlich. Daneben steht Mario am Mikro, jungenhaft frisch wirkend fern jeglicher Metal-Klischees, und geht voll auf in mal deutschen, mal englischen Texten. Schnell hat er das Publikum charmant vereinnahmt. Jolly und Johannes legen dazu ein amtlich-progressives, immer mit dem nötigen Groove ausgestattetes Fundament. Kurz gesagt, es stimmt einfach alles. Die Hütte brennt also, die Herzen schlagen auch ganz ohne Aufforderung im beschleunigten Takt, einige Refrains werden vom Publikum mitgesungen, gar "Mayfair!"-Chöre erklingen zwischen den Songs - es ist fast zu schön, um wahr zu sein. Nicht nur das Publikum ist merklich euphorisiert, auch die Band wirkt begeistert ob des großartigen Verlaufs der Veranstaltung. "Madame Pest", "Island", "Last Spring" - der Highlihts sind es viele, im Grunde ist es ein einziger Triumphzug. Der leider irgendwann enden muss, auch wenn es noch so schön ist. Ein wahrhaft magischer Konzertabend klingt aus mit vom Clubchef persönlich aufgelegter Konservenmucke, netten Gesprächen und natürlich einigen Absackerdrinks (Silbersack-Apfelkorn rules!). Tausend Dank an Taina für dieses einmalige Erlebnis! Da sie doch schon vor 5 den Heimweg antritt, denke ich gerade noch dran, ihr das eigens angefertigte Shirt zu überreichen.

Nachdem Lisa sich Klaus für die Rückfahrt anschließt, müssen Sascha und ich zu zweit also noch etwa fünf Stunden totschlagen, bis unsere Zugbindung greift. Wir wanken zum Fischmarkt, wo mein Begleiter sich als Besitzer eines gar grauenvollen Tonträgers outet. Auch ansonsten gibt's nicht viel zu lachen angesichts wichtigtuerischen Sicherheitspersonals und seltsamen Partyvolks. Gegen 7 Uhr schließlich landen wir schon am Bahnhof Altona, kaufen Tofusemmeln zum Frühstück bei Le Crobag und entern schließlich den nächstbesten ICE trotz der zu erwartenden saftigen Nachzahlung. Doch zum Glück gibt es auch nette Bahnangestellte, unser Kontrolleur lässt uns unbeanstandet mitfahren, so das wir am späten Vormittag bereits erleichtert ein Abschiedsbierchen in Kassel goutieren. Ein toller Ausflug ist zuende, schön dass wir dabei sein durften!


Tofukeule, Oktober 2014

 
Spezialmerch ist startklar Frühstück im Bordbistro Einmarsch der Höllenhunde Ein Löwe am Millerntor Evil MV-Saft Bier nur für die coolen Leute im Backbord Immer mit uns: Klaus Bleeding Bleeding Bleeding Die ersten Reihen werden warm Bleeding Bleeding Bleeding Bleeding B.S.T. B.S.T. B.S.T. B.S.T. "Ride on" - Flamme B.S.T. B.S.T. B.S.T. B.S.T. B.S.T. B.S.T. Deckenteppich Mayfair Mayfair Mayfair Mayfair Mayfair - crowd Mayfair Aftershow-Weizen Künstlerbesprechung Die Cola danach Mayfair - Setlist: ziemlich leckfest! Wellness für Durchmacher Pt. I Wellness für Durchmacher Pt. II Endlich Bier! fotogallery lightboxby VisualLightBox.com v5.9

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