Ein erfreulich "normales" HOA stand
endlich wieder im Kalender mit keinerlei Einschränkungen im
organisatorischen oder persönlichen Bereich. Die eine oder
andere Umbesetzung tangierte uns nur peripher, Heavy Metal
(sowie Bier) vom Fass war ausreichend vorhanden.
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Da sich Barmstedt als Standort bewährt
hatte, bezogen wir dort wieder Station. Einzig die Taxisituation
scheint zusehends eher bescheidener zu werden, aber noch sind
die alten Herren ja ausreichend gut zu Fuß.
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Am Vormittag ging's wie üblich leicht
verspätet los, diesmal unter Einsammlung von FMO- und
Bienen-Andi im malerischen Niederjossa. Die paar Stunden Fahrt
vergingen dann bei Fachgesprächen recht zügig trotz
Stauumfahrung bei Hamburg. Unsere Absteige befand sich wieder in
Barmstedt, diesmal sowas wie ne Monteursunterkunft, zünftig. Um
das lange Sitzen im Auto zu kompensieren, nahmen wir den Weg an
die Schierenhöh wie so oft zu Fuß in Angriff, sind ja nur so
schlappe sechseinhalb Kilometer. Bis wir beim Festival
eingecheckt hatten, war es schon bald halb Sieben, und als erste
Band bekamen wir die Spanier Savaged mit. Am
ehesten ist die Frise des Sängers in Erinnerung geblieben,
könnte auch ein blonder Fiffi gewesen sein. Musikalisch war's
irgendwas mit Metal, fragt mich nichts Näheres. Anschließend
bekam einer von uns Drang, zum Cocktailstand zu gehen, man
musste schließlich den Vitaminhaushalt im Auge behalten. So
erfrischt erlebten wir nun Traitor aus
Balingen, Teutonen-Thrash, wie unschwer am Logo zu erkennen. Der
Drummer als Leadsänger, immer cool sowas, nur dass im
Vordergrund irgendwas fehlte. Man müsste nochmal bei Dan Beehler
nachfragen, wie man sich am besten positioniert. Aber schon okay
soweit, wenn halt auch born too late.
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Eher too old to die young hernach
Holy Moses, immer noch auf Abschiedstour. Ob es
so ein Scorpions-Ding wird? Zumindest hat Sabina selbstredend
nach wie vor Power en masse, wie auch ihre Jungs noch im Saft
stehen. Sie hüpfte wieder flummihaft über die Bühne, göbelte mit
Inbrunst ins Mikro, und schaffte es auch einigermaßen im Takt zu
bangen. Alles dufte also, vor allem die Songs von "New Machine
of Liechtenstein". Gegen Ende wurde ein Haufen Ladies aus dem
Publikum auf die Bühne gebeten, gelebte Metal-Emanzipation. In
der Form zum Abdanken eigentlich echt zu früh, schauen wir mal.
Und schon standen Sacred Reich als Headliner
des Donnerstags auf den Brettern, wir waren doch gerade erst
angekommen. Trotzdem waren wir aber auch schon leicht benebelt,
Details lassen sich nicht mehr wirklich abrufen. Sicher kam der
gewohnte Mix aus Klassikern und Nummern des letzten Albums zum
Vortrag, mit einem herzensgut-sympathischen Phil am Mikro. Wir
ließen uns vorzüglich unterhalten, bevor wir uns auf den Rückweg
machten. Kein Taxi in Sicht, also Laufen, durch Wald und Flur
bei Nacht. Zum Glück gibt's Lampen am Smartphone, die, die wir
schon an hatten, reichten nämlich nicht ganz. Es zog sich, aber
irgendwann schlugen wir am Ziel auf.
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Als ich am späten Vormittag so langsam
zu mir kam, fiel mein Blick ins Programmheft mit der Vorschau
auf's HOA 2024: b-s-t dabei, geilomat! Unterdessen trieb sich im
Hinterhof ein Trupp Musiker herum, ne Dame zupfte sich am Bass
warm, keine Ahnung zu welcher Band die gehörten. Uns zog es
erstmal ins Ortszentrum mit Bock auf Frühschoppen, beim
Italiener stießen wir auf offene Türen. Derart erfrischt
erreichten wir schon zur dritten Band die Schierenhöh, wo
ortstypisch alte NWOBHM-Säcke aufspielten, das Wetter hielt sich
stabil trocken und sehr warm. Ich hätte schwören können,
Rhabstallions Bassisten einst beim Stammtisch der
Jagdgenossenschaft Hörnerkirchen im Landgasthof Bokelseß gesehen
zu haben, verifizieren konnte ich dies allerdings nicht. Bei
Vulture wurde es anschließend wesentlich
juveniler, schneller und ruppiger, ein netter Kontrast zum
gemäßigten Abrocken vorher. Wobei sich im Publikum eigentlich
nicht viel änderte, dastehen, Bier trinken, mit dem Fuß wippen,
man musste sich die Kräfte ja auch einteilen. Als Lady
Beast loslegten, hielten Einige allerdings erstmal
inne. Wir auch, denn das waren ja eindeutig die Fünf, die wir
hinter unserer Absteige hatten rumhampeln sehen. Rotblonde Dame
am Mikro, sowas sorgte natürlich erstmal für Aufmerksamkeit bei
der versammelten Spannerschaft, zumal Frau Levine einiges an
Präsenz aufzubieten hatte. Spätestens beim zweiten Song guckte
man aber hauptsächlich nur noch Kollegin Amy Bianco zu.
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Diese lieferte nämlich eine enorm geile
Bassperformance ab, die so ziemlich jedem ein breites Grinsen in
die Visage zauberte, großartig! Da spielte es dann auch keine
große Rolle, dass das Songmaterial zwar gut reinlief, aber
keinen nennenswerten Hookgehalt aufweisen konnte, für ein
Highlight war allemal gesorgt. Von Kate's Acid wollten wir uns
diese schönen Eindrücke nicht madig machen lassen, also
entspannten wir uns lieber ein wenig bei Falafel und Kaffee.
Rechtzeitig zu Vicious Rumors waren wir wieder
zur Stelle, das Infield zeigte sich stramm gefüllt. Die Band
hatte schon zwei Tage zuvor beim Warm-Up gezockt, scheinbar ganz
ohne etatmäßigen Sänger, und auch heute erschien nicht der noch
beim RHF so überzeugende Ronny Munroe. Stattdessen trällerte der
auch nicht ganz unbekannte Brian Allen, bei VR sind personelle
Überraschungen ja eigentlich gar nicht mehr überraschend.
Natürlich bekamen wir erneut eine geballte Ladung kompetenten US
Metals um die Lauscher geblasen. Beinahe 20 Songs wurden es am
Ende, fast schon ein bisschen zu viel des Guten, jedenfalls
waren wir danach bereits ziemlich gesättigt. Gegen 22 Uhr, es
war kaum richtig dunkel, traten wir bereits den Fußmarsch
heimwärts an, scheiß auf Phil Campbell. Kleine Unstimmigkeiten
bezüglich der korrekten Route konnten schnell ausgeräumt werden.
Womöglich besuchte Lars noch seinen Lieblingswirt im Treff, in
den Aufzeichnungen lässt sich dazu jedoch nichts finden.
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Die Kollegen sorgten für ein zeitiges
Erwecken, so dass wir erneut erstmal bei Gianni mit Bier und
Pizza in den Tag starteten. Nachdem wir dem Taxi entstiegen
waren, dudelten gerade Tytan auf der Bühne, die
Uraltband von Kevin Riddles. Ich könnte nicht behaupten,
nennenswert beeindruckt worden zu sein. Dann gab's erstmal ein
dunkles Mischgetränk zur Einstimmung auf ein doomiges
Intermezzo. Wheel waren etwas überraschend auf
dem Billing, und es funktionierte tatsächlich richtig gut.
Zumindest die Besucher mit erlesenem Geschmack hatten unterm
schattigen Vordach 50 langsame aber gar nicht langatmige
Minuten. Man bräuchte wirklich mehr Doom beim HOA! Im Programm
ging's dann gewohnt traditionell weiter, Airforce
waren mal wieder am Start. Alte aber spielfreudige Säcke mit
jüngerem Sänger, das scheint zu passen. Viel Bewegung auf der
Bühne, solide rockendes Material, und als Hingucker fesche
Union-Jack-Shorts bei Bassist Tony. Für mich war's nun an der
Zeit für ne kleine Auszeit, also latschte ich ein Stück in die
umliegende Pampa, die von den vergangenen Regenfällen allerdings
noch so durchfeutet war, dass man kaum ein passendes Plätzchen
zum Niederlassen finden konnte. Daher kehrte ich bald in den
Garten zurück, nicht ohne mir eine weitere Portion Falafel
einzuverleiben.
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Von Trespass bekam ich
auch noch ein bisschen was mit, die hatte ich zuletzt vor 30
Jahren in Wacken gesehen, wo sie damals schon als halbe Oppas
galten... Während Holy Mother bummelten wir im Vorgarten herum,
wo Mohr seinen Plastikbeutel mit diversen Einkäufen auf
klassische Art am Gürtel befestigt bekam, damit das gute Zeug
nicht wieder verloren gehen würde. Auch kam zwischenzeitlich der
längst erwartete Niederschlag auf, hielt sich aber halbwegs in
Grenzen, und zur großen Freude aller Anwesenden zeigte sich ein
prächtiger Regenbogen, nachdem Holy Mother wohl auch "Rainbow In
The Dark" intoniert hatten. Ronnie war mit uns. Zum großen
Finale sollte es nochmal richtig in die Vollen gehen.
Jag Panzer spielten einen soliden Gig, was sie
angesichts ihrer Qualitäten so ziemlich an die Spitze der
Tageswertung brachte. Wovon sie aber ratzfatz wieder verdrängt
wurden, denn was ihre Landsleute von Riot
anschließend an Metal-Feuerwerk abfackelten, spottete nahezu
jeder Beschreibung. Von "Fight Or Fall " bis "Outlaw" 20 Nummern
von allerfeinstem Kaliber, was Geileres konnte ich mir in dem
Moment schwerlich vorstellen. Kaum zu fassen, obwohl wir nur
irgendwo mittendrin ohne viel Aussicht auf die Bühne rumstanden,
fuhr einem der Sound gehörig ins Beinkleid. Grandioser Hammer
zum krönenden Abschluss. Und sogar mit dem Taxi nach Hause
klappte es noch.
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