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20. Headbangers Open Air

Brande-Hörnerkirchen, Tegelhütters Garten, 27. - 29.07.2017

Zum runden Jubiläum standen etliche Bands der ersten Stunde auf dem Billing, außerdem die übliche bunte Mischung aus reaktivierten Uralt-Combos, bewährten Dauerbrennern und aktuellerem Qualitätsstahl. Doch auch völlige Neuerungen hielten Einzug im Zusammenhang mit Drehung der Bühne und somit ganz anderer Aufteilung des Geländes.

Wie bei so vielen Sommerfestivals des Jahres hieß es Anfang der Woche auch fürs HOA: "Stellt euch auf eine Schlammschlacht ein." Hastig besorgte ich mir noch formschöne Gummistiefel, obwohl die Vorhersage sich dann doch zum Positiven änderte. Die Meteorolügen sollten sich ein weiteres Mal arg täuschen.

Donnerstag

Mohr sammelte ich vormittags in lovely Meerhof ein, Taina kurz vorm Ziel bei sich zu Hause, und kaum sechs Stunden nach meinem Aufbruch erreichten wir auch schon das heilige Anwesen. Nach jahrelang eingespieltem Vorgehen mussten wir diesmal umdenken, denn auch das B.S.T.-Camp befand sich nun auf der anderen Straßenseite. Lang mussten wir nicht suchen, bis wir die Kapeiken gefunden hatten und uns ein Plätzchen zugewiesen wurde. Die Metalheads-Bastion erfreut sich stets wachsenden Zuspruchs, so dass es wohl nur eine Frage der Zeit ist, bis wirklich das komplette Gelände für sie und uns reserviert ist. Nach fixem Zeltaufbau war natürlich erstmal Meet & Greet angesagt, was sich dann doch immer recht lang hinzieht, weil's ja auch sehr schön ist. Da an der Bändchenausgabe reges Treiben herrschte, erreichten wir das Infield gerade noch zu den letzten Takten von Rohbau, die ich mir eigentlich anschauen wollte, schade. Zum Trost testeten wir die neue Biersorte und inspizierten den geänderten Bühnenaufbau. Ersteres war lecker, Zweiteres gefiel besonders durch die deutlich weiter Richtung Publikum gezogene Überdachung. Umstellung geglückt. Bäd Influence verfolgten wir hernach in Gänze. Bemerkenswerte Band irgendwie. Musikalisch so lala aber durch den Klamauk des Fronthoschis definitiv unterhaltsam. Gutes Entertainment für schlanke 30 Minuten. Black Hawk waren dann eher so die Altrocker mit gut gepflegten Mähnen und klischeebeladenem Liedgut, aber auch deren Show taugte zum Aufwärmen. Richtig los mit internationalem Flair und längerer Spielzeit ging es aber erst anschließend mit Night Demon. Während des Soundchecks wirkte Chef Jarvis noch etwas muffelig, doch mit dem Startschuss legte er gleich den Schalter um und versprühte die gewohnte unbändige Energie. Der Mann will's wissen!

Ich bin gespannt, wie lang er es auf diesem Duracell-Niveau durchhält. Im Moment sind die Shows der Truppe jedenfalls ne sichere Bank und immer geil, das Publikum war entsprechend in Wallung gekommen. Nun war mir aber nach Falafel und Abhängen am Camp, weswegen ich die Gigs von Paragon und den Suicidal Angels knickte. Was auf dem Zeltplatz auffiel, waren die zahlreichen mit Schloss versehenen "Privatdixies", die dem Ottonormalschiffer verschlossen blieben. Da musste man erstmal suchen, um überhaupt noch einen öffentlich zugänglichen Lokus zu finden. Mächtig spießig sowas und gänzlich uncool. Davon unberührt verflog der Abend bei Bier, Mucke und Gesabbel wie im Flug und bald schon riefen gegen halb 11 die Pretty Maids. Würden die melodisch angegrauten Herrschaften das HOA-Publikum erobern können? Zunächst war die Stimmung etwas verhalten, während die Band zwischenzeitlich auch nicht ganz zufrieden mit der Technik schien. Trotzdem boten sie mit routinierter Power ihr bewährt-gemischtes Programm dar, brachten also auch etliche Nummern neueren Datums, wobei natürlich Klassiker der Marke "Back to Back" am besten ankamen. Erstaunlicherweise scheuten sie sich gegen Ende nicht davor, ihren Kommerzsmasher "Little Drops of Heaven" zu bringen. Noch erstaunlicher war allerdings, dass etwa die Hälfte der beinharten Metaller meine Begeisterung ob dieses Glanzstücks des Stadionrocks teilte und ausgelassen mitsang. Hätte ich so auch nicht erwartet. Beglückt wankte ich anschließend zurück zum noch trockenen Zeltbett.

Rohbau-Ansturm Hosen-Models Bäd Influence Black Hawk HOA 2017 HOA 2017 Night Demon Night Demon HOA 2017 Bierzählerin? Er sieht's auch gleich ein. HOA 2017 Spießerklo HOA 2017 HOA 2017 Pretty Maids Lutzens Käsestullenschmiede HOA 2017 U 50 - Jungspund Satan's Fall Warrant Warrant Evil Sven Gothic Knights Gothic Knights HOA 2017 HOA 2017 HOA 2017 Saisonauftaktsieger Sanctuary fotogallery lightboxby VisualLightBox.com v5.9

Freitag / Samstag

Irgendwann mitten in der Nacht wurde mir gewahr, dass meine dünne Luftmatratze leichten Auftrieb bekam, ein nicht geringer Wassereinbruch war unter Deck zu vermelden. Aufgrund fehlenden Vorzelts musste der Regen durch den nicht komplett verschlossenen Eingang getröpfelt sein, was mich zu unwillkommener Putzaktion nötigte. Die Nässe hatte also schon mal hallo gesagt. Nach morgendlichem Gelunger an unserem Lager bzw. beim Doomcamp waren Mohr und ich frisch geföhnt zum Opener Satan's Fall am Start. Cooler, frischer Metal vom Fass, das ließ sich gut an. Zwischendurch kamen immer mal ordentliche Schauer runter, anschließend zeigte sich das Wetter aber wieder beruhigend freundlich. Warrant machten dann ähnlich viel Spaß wie Jahre zuvor beim KIT - und bei einem weiteren, nicht näher identifizierbaren Festival, wo sie ebenfalls am Start waren. Teutonen - Speed Metal vom Feinsten, kann man nicht anders sehen. Zur Spielfreude wird ja auch was fürs Auge geboten mit den Intermezzi des Enforcer sowie der strippenden Nonne. Mit einem Augenzwinkern serviert, kommen solch Klischees echt gut. Danach blieben wir wohl noch bei Attacker, die aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen konnten. Es gab ja auch Wichtigeres zu tun. Im Basislager sollte feierlich das pressfrische zweite B.S.T.-Album ausgepackt werden. Da stellte ich mich ausnahmsweise gern als Model zur Verfügung und gab mein Bestes beim Posen. Nicht wenige Exemplare der CD wechselten gleich mal mit oder ohne Autogramme den Besitzer. Hoffentlich wird's der längst verdiente Erfolg! Gegen 18 Uhr taperte ich mit Mohr wieder los, um die Gothic Knights zu checken. Nach den zahlreichen Regengüssen wurde der Untergrund bereits seifig, und während des GK-Gigs kamen nochmal einige Liter on top. Der Band konnte es egal sein, sie brachte am Anfang gleich mal mehrere mir bekannte olle Kamellen, die ziemlich cool klangen. Später wurde es unspezifischer, aber die Truppe wirkte durchaus noch lebendig, nicht zuletzt wegen des blutjungen Old-School-Kastraten am Mikro. Zum Glück klarte es rechtzeitig auf, damit ich die Wanderung nach Bokelseß zum Fußball Gucken antreten konnte.

Eigentlich wollte ich vorher beim Camp schauen, wer denn nun alles mitkommen würde, musste aber umkehren, weil die Seenlandschaft halbtrockenen Fußes einfach nicht mehr zu durchqueren war. Also zog ich los übers platte Land, knapp vier Kilometer wollten bewältigt werden. Nicht weit vorm Ziel überholte mich ein Großraumtaxi, um mich auf dem Rückweg einzusammeln und das letzte Stück zum Landgasthof zu bringen. Vorher war die Karre mit 8 unserer Experten tatsächlich vollbesetzt vom Festival aus gestartet, feine Sache. Noch erfreuter war ich zu vernehmen, dass drin eine Luxusleinwand auf uns wartete. Ein echter Volltreffer, diese Pinte im Nirwana. Wir hatten quasi einen großen Raum für uns und wurden emsig bedient. Zur Krönung gewann der FC St. Pauli verdient mit 1:0 in Bochum, besser ging's nicht. Feiern konnten wir anschließend nicht lang, da ja noch Sanctuary auf dem Plan standen. Wir also mit zwei Taxis zurück und Richtung Bühne geschlittert. Leider hätten wir uns die Hektik wohl sparen können. Ein reichlich derangiert wirkender Warrel Dane gab ein trauriges Bild ab. Man hatte eher Mitleid, als dass man sich über die maue Show hätte aufregen wollen. Irgendwie blieb ich nach anfänglichem Fluchttrieb dann doch dort, und malte mir aus, wieviel Spaß man mit den großartigen Songs doch eigentlich haben könnte. Warrel müsste jedenfalls wohl dringend mal auf Entzug, damit er wieder halbwegs Leistung bringen kann. Irgendwie fand ich zurück zu unserem Zelt, ohne im Matsch zu versinken. Nach passablem Schlaf wurden wir morgens von Dauerregen geweckt. Keine erfreulichen Aussichten fürs eh schon reichlich aufgeweichte Gelände. Wir hielten Kriegsrat und beschlossen, lieber heute schon abzureisen, da die Aussichten auf einen Samstag mit Schlammschlacht und ein sonntägliches Feststecken mit dem Auto uns gar nicht zusagten. Nach kurzem Abschied am Camp mussten wir den Mann mit dem Trecker engagieren, da bereits heute keine Chance mehr auf ein selbstständiges Fortkommen von der Wiese bestand. Schade um den musikalisch bestbestückten Festivaltag. Die staufreie Heimreise und relative körperliche Fitness entschädigten aber wenigstens ein bisschen. Zum Glück hat der Veranstalter bereits mit der wetterfesten Aufrüstung des Geländes für kommende Gartenpartys begonnen.

Tofukeule, September 2017

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