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Mühelos in Meran

Südtirol, 23. - 30.09.2023

Geplant war eigentlich ein Wanderurlaub im Riesengebirge, eine gewisse Planung hatte ich auch schon erledigt. Dann sah es eine Woche vorher aber doch nach jähem Ende des Spätsommers aus, wir kamen ins Zweifeln. Lars hatte vom umtriebigen Kollegen das Ziel Südtirol nahegelegt bekommen, was mir auch gleich sympathisch erschien.

Lang nicht in den Alpen gewesen, außerdem konnte man dort von angenehmen Temperaturen ausgehen - was dann auch der Fall war. Als Zielort suchten wir Meran aus, eine passende Ferienwohnung war auch noch im Angebot. Mit Frl. Menke im Sinn ging es also stramm südwärts.

 

Samstag

Irgendwann vormittags ohne Hektik fuhren wir also los, wie üblich Lars am Steuer seines smarten Boliden. Die Route wurde so ziemlich eine Überraschung, nur dass wir nicht über bzw. unterm Brenner durch fahren würden war angesagt. So gondelten wir durchs Allgäu mit Tankstop bei Füssen, zähflüssig wurde es auch bald, und schließlich schienen wir im Ötztal zu sein. Ein ziemlich erhebender Anblick, wenn man schon lang nicht mehr alpin unterwegs war. Langsam wurde die Straße enger und kurvenreicher, wir passierten Orte wie Sölden und Hochgurgl, die man höchstens aus Erzählungen von Ski fahrenden Kollegen kannte. Schließlich waren wir oben am Timmelsjoch auf knapp 2500 Metern, zum Glück klappte es ohne Schneeketten. Dort mussten wir natürlich erstmal pausieren und bei 0 Grad Celsius das Bergpanorama genießen, schon jetzt ein erquickliches Erlebnis. Bergab ging's anscheinend durchs auch schöne Passeiertal, bis wir gegen 18 Uhr an unserer Fewo ankamen, wo wir von Herbergsmutter Silvia freudestrahlend empfangen wurden. Die Bude machte auch direkt einen top Eindruck, darauf stießen wir sogleich mit dem bereit stehenden Forst-Lokalbier an. Anschließend machten wir uns auf in Richtung Abendspeisung, wir fackelten nicht lang und wählten das nett wirkende 357, wo trotz großen Raumangebots scheinbar gerade mal ein Zweiertischchen frei war.

Speis und Trank mundeten delikat, vermutlich gab's Pizza, kann mich nur vage erinnern. Bei lauen sommerlichen Temperaturen latschten wir gestärkt weiter ins Zentrum, was schon im Dunkeln ganz hübsch wirkte. Lars hatte ne Idee, wo wir hätten hingehen können, der Laden hatte allerdings geschlossen. Also verfolgten wir zielstrebig meinen Vorschlag, durchquerten die ganze Innenstadt vorbei am Bahnhof und liefen schließlich im City Pub ein. Lars lobte mich sogleich für mein Trüffelschweintalent, in der Pinte herrschte mächtig Stimmung, mindestens die halbe Belegschaft schien bereits gut getankt zu haben. Wir zogen uns das Schauspiel amüsiert rein, die beiden Damen hinterm Tresen kümmerten sich aufmerksam um die Gäste. Nicht lang und wir hatten einen Einheimischen am Rockzipfel, der gleich mal seine Affinität zu Deutschland kundtun musste. Allerdings waren seine Ausführungen im breitesten Lokalkolorit für uns kaum verständlich, im Zweifelsfall nickte man verständnisvoll. Das Bier lief ganz flüssig, wir wurden einwandfrei unterhalten, und am Ende durfte sich Lars sogar noch am Kicker austoben. Ein super Abend. Kurz nach Mitternacht nahmen wir den gar nicht so kurzen Weg zurück in die Gemächer in Angriff.

Sonntag

Wenn der Abend so heiter ist, verläuft der anschließende Morgen oft träge, so auch diesmal. Gegen Mittag erst kamen wir in die Gänge, für ne Großunternehmung war's natürlich zu spät, also ließen wir es gemütlich angehen. Frühstückszeit war eh vorbei, wir gingen gleich zum Kiosk Pulverturm am Hang auf der anderen Seite der Passer. Das Teil entpuppte sich als schlichte Bretterbude mit Open-Air-Sitzplätzen, alles ziemlich nett und gemütlich, zumal warm und sonnig. Der Frühschoppen weckte die Lebensgeister ebenso wie die leckere Festnahrung, bei mir in Form des veganen Sissi-Burgers. Die junge Bediendame machte den Aufenthalt nicht weniger ansehnlich. Schließlich zogen wir los ohne konkretes Ziel und ließen uns immer am Hang entlang über die diversen Panoramawege treiben. Kletterer traf man dort keine, eher Familien und Rentner, aber trotzdem entwickelte sich ein sehr netter längerer Spaziergang mit zwei Getränkepausen, vorbei am Schloss Tirol, immer mit guter Aussicht.

So verflog der Nachmittag völlig mühelos, bis wir wieder talwärts wankten, um doch nochmal zu gucken, welche Veranstaltung für die weithin hörbare Beschallung sorgte. Da schau her, ein Veganfestival fand in einem großen Hof statt. Wir drehten aber nur eine Runde und zogen weiter, so richtig geboten war für uns dort eher nix. Gegen 20:30 h fiel uns auf, dass wir mal langsam Essen fassen sollten, wir entschieden uns für nen Chinesen. Die Bestellung gestaltete sich allerdings etwas schwierig, da die gute Dame dort scheinbar nur Italienisch und Mandarin zu sprechen schien. Zum Glück machte mein Gemüse-Reis-Gericht aber einen veganen Eindruck, während das chinesische Bier in sowas wie grünen 0,785-Liter-Flaschen kam. Etwas abenteuerlich, aber beide Protagonisten überstanden auch dieses Mahl ohne bleibende Schäden.

Montag

Nun sollte endlich eine erste längere Tour in Angriff genommen werden. Wir entschieden uns für eine Wanderung im Pfossental, laut Beschreibung vom umfassend erfahrenen Kollegen C.H. eine "familientaugliche Unternehmung ohne alpines Gelände". Wir wollten es ja nicht gleich übertreiben. Vor 9 Uhr schon verließen wir unser Haus, um auf schmaler, kurviger Straße bis zur Endstation beim Vorderkaser zu gondeln. Der schon recht hoch gelegene Parkplatz war bereits gut frequentiert aber zum Glück nicht ausgebucht, eine Gebühr musste man mitten in der Pampa sogar auch entrichten. Gleichzeitig mit etlichen anderen Wandersleuten machten wir uns auf den einzig vorhandenen Weg durchs schmale Tal nach oben. Meine Einschätzung nach einem knappen Kilometer und einigen Überholvorgängen: "Wir gehen es bestimmt zu schnell an". Schließlich war es gar nicht so unsteil, und wir hatten ja einige Stunden zu gehen. Ein bisschen Tempo nahmen wir beinahe notgedrungen bald raus, die idyllische Gegend wollte ja auch betrachtet werden. Nach kaum zwei Stunden zeigte sich erste Materialermüdung, bei Lars' lang erprobten Wanderschuhen begann sich die Sohle zu lösen, bis sie immer mehr nur noch am seidenen Faden hing, so dass er sie schließlich mit dem mitgeführten Messer ganz abschnitt. Würde er die Strecke so überhaupt bewältigen können? Zum Glück bot auch die verbliebene Restsohle noch genügend Grip, so dass es auch nicht mehr groß ins Gewicht fiel, als beim anderen Schuh gleiches Ungemach seinen Lauf nahm. Der tapfere Wandersmann hielt durch, die Bergwacht konnte auf Station bleiben. So zogen wir also vorbei an drei weiteren Almen bzw. Hütten, die dort einsam aufgereiht im abgelegenen Tal auf Gäste warteten. Wir hatten jedoch keine ausreichende Muße, mussten wir doch weiter himmelwärts, den Gemsen und Murmeltieren entgegen.

Bald ließen wir die Baumgrenze hinter uns, der Weg schlängelte sich nun kolonnenartig in Serpentinen zermürbend halbsteil durch magere Wiesen und Geröll weiter der Passhöhe entgegen. Mühelos gewannen wir an Höhe - so hätte es laut Beschreibung jedenfalls sein sollen. Als Mittelgebirgs-Warmduscher gerieten wir jedoch zusehends in Schweiß, die Höhensonne brutzelte, und wir begannen den Verfasser solch euphemistischer Pamphlete mehr und mehr zu verfluchen. An Kopfbedeckung hatten wir natürlich auch nicht gedacht, fiel uns anderntags leicht angekokelt auf. Nun denn, mit schweren Beinen näherten wir uns schlussendlich dem Höhepunkt, der Stettiner Hütte auf knapp 2900 Metern. Ein ganz schicker Kasten mit schöner Aussicht auf die umliegenden Gipfel der Texelgruppe, einen kleinen Bergsee gibt's unterhalb auch. Zur Belohnung gönnten wir uns kühles Weizen und ein bisschen Happa-Happa, erstaunlicherweise bekam ich sogar eine vegane Gemüsesuppe. Nix für den ganz großen Hunger, aber schon erstaunlich, dass man dort oben überhaupt derart bewirtet wird. Ein Stündchen etwa verschnauften wir und genossen die Gegend, bis wir uns an den Abstieg machten, schließlich mussten wir die gleiche Strecke wieder zurück. Im Prinzip eine leichtere Übung, aber die Knochen waren nun auch entsprechend müder. Wir passierten die vom Hinweg bekannten Gebäude, während sich der Schatten langsam übers Tal legte. Schön war's ja schon. Nach etwa drei Stunden des bergab Gehens waren wir wieder am Ausgangspunkt, wo sogar noch die Gastronomie in Betrieb war. Selbst im rustikalen Gasthof Jägerrast bekam jeder noch irgendwas einigermaßen Passendes, verdient hatten wir es uns schließlich, so mühelos wie wir an Höhe gewonnen und wieder verloren hatten.








Dienstag

Nach der ausschweifenden Bergtour ließen wir es heute natürlich langsamer angehen. Zwecks Frühstück gingen wir ins kleine, hübsche Café Maria Theresia, wo ein einzelner Herr den ganzen Laden schmiss, was er ziemlich kompetent erledigte. Ich bekam zunächst etwas üppig Brotiges gefolgt noch von einem Stück schmackhafter Torte, das vegane Angebot stimmte. Anschließend gingen wir Wanderschuhe shoppen, schließlich hatte Lars' Ausrüstung ja schwere Verluste erlitten. Auch ich entdeckte ein schnäppchenhaftes Paar Treter in flacher Form, welches mir zum Erwerb gereichte. Vom einstündigen Kaufrausch ausgedorrt, ließen wir uns anschließend erstmal im Straßencafé nieder, um uns forstlich zu erfrischen. Nach ca. drei Bierchen meldete sich auch der Hunger wieder, ständig diese körperlichen Bedürfnisse. Also 50 Meter weiter gleich nochmal eingekehrt, um sowas wie Bruschetta einzuwerfen. Nun war's aber erstmal gut, ein bisschen Aktivität sollte ja auch noch drin sein, immerhin ging es auf 16 Uhr zu. Wir wählten aus den vorhandenen Unterlagen also eine kleine Wanderroute aus, die uns zunächst zum Schloss Rametz führte, also quasi in entgegengesetzter Richtung zum Zentrum.

Dort fehlten dann irgendwie die passenden Wegweiser, wir latschten erstmal an der schmalen Straße bergauf, bogen schließlich ins Gelände ab, und standen bald mitten im Grünen in einer Sackgasse. Also wieder ein Stück zurück und in den nächstbesten waldigen Trampelpfad hinein. Es entwickelte sich also ein kleiner Abenteuerwalk, passenderweise gelangten wir auf dem so ziemlich höchsten Punkt an einen echt seltsam anmutenden Platz, wo jemand ganz viel Gerümpel zusammen getragen hatte. Bauschutt lag wild verstreut herum, aber auch Teppiche, Klamotten und diverseste Haushaltsgegenstände. Wieso schafft man den ganzen Kram aufwändig in die entlegenste Pampa? Bei näherer Inspektion fanden wir aber auch einen gemütlichen Unterstand nebst Rest eines kleinen Gartens, ursprünglich schien sich dort jemand also ein lauschiges Plätzchen eingerichtet zu haben. Auf dem Weg nach unten passierten wir ein Bauunternehmen, wo also vermutlich irgendwann jemand nicht recht wusste, wohin mit dem ganzen Müll. Seltsam. Unsere kleine Runde zog sich dann doch bis in den Abend. Wir schnabulierten in einer lauschigen Außengastro, und ließen uns zum Abschluss noch in der Laubengasse beim Augustiner-Bräu nieder. Wo man schon gegen 22 Uhr den Feierabend einläutete, obwohl wir noch so gemütlich draußen hockten. Auch okay, wir wollten am Folgetag ja halbwegs fit sein.






Mittwoch

Nach dem eher improvisierten Vortag hatten wir nun wieder ein imposanteres Ziel vor Augen: Die Dolomiten sollten es werden, wir fuhren erstmal ca. eine Stunde mit dem Kfz an Bozen und Welschnofen vorbei zum Karerpass, wo wir auf ungefähr 1700 Metern inmitten eines sehr schönen Panoramas ausstiegen. Eine Bergkette wie aus dem Bilderbuch bot sich dem verzückten Betrachter in mittlerer Ferne während der kompletten Wanderung dar, "Rosengarten" war das Stichwort. Gleich zu Beginn passierten wir eine größere Hängebrücke, zum Glück kein Problem auch für greise Höhenängstler. Kurz darauf das nächste Highlight, der Karersee. Genau genommen eigentlich bloß eine flache, größere Pfütze, jedoch von beeindruckend grünlichem Glanz, und sowieso malerisch gelegen. Mühelos ging es leicht bergauf Richtung Latemar, ein kleines Päuschen an einer umwiesten Hütte sollte nicht fehlen.Nun ging es weiter über den Labyrinthsteig, wir hatten nichts Kompliziertes im Sinn. Unmengen von Geröll und größeren Felsbrocken hatten sich unterhalb der höheren Gipfel gesammelt, trotzdem war der markierte Pfad zunächst klar zu erkennen. 

Die Route wurde schwieriger, man musste sich hier und da mit den Armen abstützen und größere Klippen umschiffen. Waren wir noch richtig? Lieber nochmal zurück und gucken, aber da war eindeutig die Markierung. Also weiter der Nase nach, es ging ziemlich bergab und wurde immer unwegsamer. Daher also "Labyrinth", schon irgendwie verwirrend. Mittlerweile sahen wir keine Markierungen mehr, es wurde etwas kriminell. Da vernahmen wir die Stimmen der Handicap-Truppe, die wir überholt hatten, allerdings deutlich oben-hinten. Also doch wieder zurück, bis wir die Kollegen erreicht und auf dem Pfad der Tugend zurück waren. Meine Fresse, auf einem "familientauglichen" Weg hätten wir uns fast übel ins Nirwana verwandert, wir Experten. Das war ja dann auch schon wieder unerwartet abenteuerlich. Nun konnten wir es zum Glück mit weiterhin prächtiger Aussicht austrudeln lassen, meist mehr oder weniger bergab, bis zur passeigenen Gastronomie. Lecker Pizza und Weizen hatten wir als Belohnug allemal verdient. Den Abend verbrachten wir mit kühlem Forst im edlen Souterrain, ausgehen mussten wir heute nicht mehr, schließlich sollte am morgigen Tag die nächste Herausforderung warten.





Donnerstag

Lars fing schon vor unserer Reise damit an, er hätte was von der größten Zip Line Europas gelesen und gesehen, die ausgerechnet in Südtirol angesiedelt sein sollte. Ich tat das Thema zunächst als irgendeine Midlife-Spinnerei ab und vergas es wieder. Vor Ort fing er jedoch wieder damit an, er meinte es wohl wirklich ernst. Wir alten Säcke kilometerweit am Seil hängend zu Tal gleiten? Tat das Not? Dass es mit der Terminvereinbarung nicht recht klappen wollte, war ein Hoffnungsschimmer, doch dann war es tatsächlich so weit, wir fuhren quasi ans andere Ende der autonomen Region Richtung Kronplatz. Im verpennten Örtchen San Vigilio di Marebbe parkten wir die Karre und suchten die Behausung unseres Leinengebers "Adrenaline x-treme adventures" auf, wo die Empfangsdame ein sogleich vertrauenswürdig schlechtverständliches Englisch sprach. Zum Glück hatten sie dort immerhin ein aufnahmefähiges Sitzklo, welches ich vorsichtshalber nochmal beehrte. Nachdem wir unser Geschirr angelegt hatten, wurden wir auch schon bald von zwei jungen Purschen nebst eines Kundenpaares im Kleinbus zur Startstation weiter oben kutschiert. Die beiden anderen hatten offensichtlich schon Erfahrung, man selbst fühlte sich so semigut eingewiesen, aber dann hing man auch schon am Seil und glitt bergab. Wider Erwarten spielte mögliche Höhenangst keine Rolle, bloß hing ich sicher zunächst eher wie ein nasser Sack an der Leine und schnallte nicht gleich, wie ich meine Blickrichtung wunschgemäß ausrichten konnte. Außerdem musste man das Stoppen am Ende des jeweiligen Abschnitts etwas üben, aber dann gestaltete sich die Aktion doch als ziemlich spezielles Erlebnis. Neun Leinen waren es insgesamt, in der Regel 400 - 800 Meter lang mit 80 km/h Maximalspeed. Meistens fühlte es sich allerdings eher gemütlich an, so dass man nach der ersten Erregung dann auch das Dahingleiten überm grünen Hang genießen konnte.

In der Zentrale kauften wir uns am Ende noch ein Seilhäng-Foto vom jeweiligen Protagonisten in merkwürdig mieser Qualität, und schon war das große Abenteuer wieder vorbei. Sehr nett das Ganze, wenn auch der erwartet große Adrenalinschub ausgeblieben war. Vor Ort gönnten wir uns noch trockene Falafel, die wir mit lecker Weizen runterspülten. Auf dem Rückweg passierten wir erneut Bozen, da hielten wir mal an in der großen Provinzhauptstadt. Wir latschten ein bisschen im Zentrum herum, was Meran recht ähnlich war, nur in weniger hübsch. Am Waltherplatz genehmigten wir uns eine Erfrischung, brachen aber bald wieder auf, der Abend wollte ja auch noch verbracht werden. Nachdem wir uns aufgehübscht hatten ging es also zum zigsten Mal den Winkelweg stadteinwärts, um wie am ersten Abend eine Speisung im 357 vorzunehmen, wo mich ein opulent-bunter Salat erfreute. Ebenso duplizitär begaben wir uns anschließend ans andere Ende des Zentrums in den City Pub, einmal musste es schon noch sein. Heute ging es dort deutlich ruhiger zu als am Samstag. Eine eher überschaubare Anzahl Besucher hielt sich in der Pinte auf, von denen auch keiner groß auffallend wurde. Zudem mussten wir mit nur einer Wirtin hinterm Tresen vorlieb nehmen, die aber wieder nett und gesprächig war. Im Zweifelsfall hielten wir uns an den auch anwesenden klassischen Wackeldackel, um Inspiration fürs nächste Forstbräu zu schöpfen. Die Tür war längst von innen verrammelt, als wir uns gegen 01:20 h von der Chefin verabschiedeten, nicht ohne mit Gehbier für den langen Rückweg ausgestattet zu werden. Als wir gegen kurz vor Drei schließlich in den Kojen lagen, war klar, einen Megaausflug würden wir am Freitag wohl nicht mehr starten.







Freitag

Zur Mittagszeit kamen wir in Gang, bei weiterhin bestem Wetter zog es uns noch einmal zum Kiosk Pulverturm. Die auch heute ansehnliche Bediendame zeigte sich zwar nicht immer völlig aufmerksam, erfüllte uns dann aber doch alle Wünsche, zumindest die kulinarischen. Lars' Nudelpfanne sorgte beim Schweizer Nachbarn für große Augen: "Essen Sie das alles selbst?" Ja, tat er. Als wir irgendwann genug konsumiert hatten, zogen wir weiter, waren fast geneigt, dem Schild zur Gilfpromenade zu folgen, ließen uns dann aber doch mehr bergauf zu den mutmaßlich jüngeren Semestern treiben. Dorf Tirol kristallisierte sich langsam als Ziel heraus, wo wir nach einer guten Stunde Spazierwanderns schließlich ankamen.
Die doch recht trockene Luft bließ uns in eine Gastro an der ziemlich steilen Hauptstraße, König Ludwig hatte gerufen. Nun sah es fast so aus, als wären die Gilfs doch eher unserer Richtung gefolgt, aber immerhin herrschte einiger Betrieb. Nach zwei bis drei Getränken traten wir den Rückweg in die Stadt an, nicht ohne die imposanten Ausstellungsstücke der örtlichen Holzschnitzerei zu bestaunen. Womöglich kehrten wir auch in Meran nochmal irgendwo ein, konkrete Erinnerung fehlt an der Stelle allerdings. Nach ein wenig Rumgelungere in der Bude dürfte jedenfalls gegen 23 Uhr am Ende eines entspannten Tages die Nachtruhe eingetreten sein.






Samstag

Wir verabschiedeten uns von Silvia, die wir die Woche über gar nicht mehr zu Gesicht bekommen hatten, und stachen wieder in See. Die Route war definitiv eine andere als auf der Hinfahrt, wir passierten auf jeden Fall den Reschenpass. Wo wir mittags auch anhielten, damit Lars sich einen Apfelstrudel mit den anwesenden Wespen schwesterlich teilen konnte. Ich hatte etwas Salatiges, eigentlich leicht kaubar, jedoch zerbröselte bei der Gelegenheit die bereits angeschlagene opulente Füllung meines Milchzahns.
So wurde mir auf dem Rest der langen Reise zumindest nicht langweilig, ich konnte ja permanent mit der Zunge die verbliebene Ruine erkunden. Ansonsten erfreuten wir uns am Bergpanorama, solang noch vorhanden, bis wir wieder in ungewohnt flach wirkenden heimischen Gefilden angekommen waren. Schön war's, und immer so mühelos.


Tofukeule, August 2024

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