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Hammer of Doom XI

Würzburg, Posthalle, 18. & 19.11.2016

Das Billing stand diesmal äußerst spät erst fest, während der Ticketpreis nicht gerade gesenkt wurde. Womöglich die Gründe für den merklich schwächeren Besucherzuspruch im Vergleich zum Vorjahr.

Letztlich gefiel mir das Aufgebot aber wieder richtig gut, zumal ich endlich Saint Vitus mit Scott Reagers würde sehen können. Dachte ich zumindest... Da am Vorabend ein Zaum-Gig im Immerhin angesetzt war, bildete ich am Donnerstag die einsame Vorhut.

Donnerstag

 

So gondelte ich also mit der Bahn ins Frankenland, um mich für die erste Babelfish-Nacht solo im Vierbett-Zimmer einzurichten. Mit leicht lädiertem Huf schleppte ich mich die paar Meter rüber ins Immerhin, wo in der heimeligen Kneipe kurz vor Konzertbeginn nicht allzuviel los war. Zumindest traf ich Annette und Roland, so dass ich in Gesellschaft mit Weizen vorglühen konnte. Später als angekündigt legten schließlich Earth Ship los, um ca. eine Stunde lang halbwegs tiefergelegt abzurocken, deren Sound aber schon bald wieder dem Vergessen anheim fallen sollte. Nicht so Zaum, deren Mantra Doom viel zu speziell tönt, als dass er dem Gedächtnis entfleuchen könnte. Mit zwei Leuten nur bei spärlicher (Teelicht-) Beleuchtung wurde auf der Bühne zur Meditation gebeten. Heavy Kyle an Bass, Gesang und manchem mehr bewegte sich keinen Millimeter, war ja auch schwer eingebunden. Ansagen gab es auch nicht groß, stattdessen wurden die überlangen Tracks stoisch heruntergezockt. Nicht schlecht das alles, aber ich hatte mir doch mehr atmosphärische Dichte von der Darbietung erwartet. Wahrscheinlich hatte sich das Duo aber auch mehr Publikum versprochen am Vorabend eines Doom-Festivals und nicht nur magere 20 Leutchen. Trotzdem war ich etwas erstaunt, dass die Kollegen nach einer Stunde schon wieder Feierabend machten. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die kleineren Konzerte der letzten Zeit: Kaum Besucher, kurze Spielzeit. Da darf ruihig mal wieder mehr von allem kommen.

 

Freitag

Am Vormittag fuhr ich zum ersten Mal mit der Straßenbahn durch Würzburg, Ziel war das Café Kult. Es gab lecker Wahlfrühstück, sehr zu empfehlen! Anschließend bei typischem Novemberwetter ein klein wenig Sightseeing, steht ja schließlich an jeder Ecke ne üppige Kirche, beim Grab von Vogelweides Walter schaute ich auch vorbei. Mittags trafen auch schon die ganzen anderen Kapeiken ein, wie immer großes Hallo im Wellnessbereich des Hostels. Da ich ja nicht gut zu Fuß war, hing ich dort recht lang herum, stärkte mich später mit sehr opulenten Pommes bei den Veggie Bros, und lief schließlich in der Posthalle ein, wo es muggelig warm war.

 

 

Freitag (cont.)

Monasterium bliesen püntlich zum Start, klangen wie erwartet ihrem zweiten Standbein Evangelist sehr ähnlich, aber als Opener entzückte gerade der sehr pathetische Gesang Herrn Strzeleckis nur bedingt. Auf Scheibe werde ich damit viel besser warm. Cauchemar hingegen klangen in meinen Lauschern verträglicher als befürchtet, obwohl schon etwas schräg. Live durchaus recht unterhaltsam, was die Franko-Kanadier ablieferten. The Skull hatte ich wenige Tage zuvor ja erst in Kassel gesehen, wo sie vor Energie nicht gerade strotzten. Das sah beim HoD zum Glück deutlich besser aus. Der Anfang der Woche noch grippal angeschlagene Ron Holzner strahlte wieder Spielfreude aus, und auch Meister Wagner hatte sichtlich mehr Spaß, vor größerem Publikum zu agieren. Entsprechend zündete die Mischung aus neueren Nummern und Trouble-Klassikern bestens, das Eis war gebrochen. Nun hatte ich richtig Bock auf eine intensive Primordial-Show. Doch mein sensibles Sinnessystem schlug mir ein Schnippchen: Trotz angelegtem Gehörschutz empfand ich die Mucke der Iren als viel zu laut, sie fräste sich mir durch Hirn und Mark. Schon bald musste ich kapitulieren und mich ins Nachtlager trollen. Schade, da hatte ich einen sicher großartigen Gig abschenken müssen.

Samstag

Weil's am Vortag so nett war, wollte ich zum Frühstücken erneut ins Café Kult, diesmal in Begleitung von Mohr. So saßen wir da und aßen, nahmen ein, zwei mittägliche Weizen und freuten uns auf die Dinge, die da kommen sollten. Bis Taina per whatsapp jäh die Bombe platzen ließ: Saint Vitus hatten ihren Flug verpasst. Oder so ähnlich, jedenfalls würden sie nicht erscheinen. Es durfte nicht wahr sein! Da freut man sich wie Bolle, tatsächlich endlich mal Scott Reagers live zu sehen, und dann das. Gegen diese Ernüchterung mussten weitere Weizen her, nun war eh alles egal. Also verweilten wir noch länger im netten Café, bis unsere Stimmung wieder angemessene Werte erreicht hatte. Unsere Taktik ging auf, mit dem genau richtigen Maß an Verstrahlung sollten mir die kommenden Bands ausnahmslos super gefallen. Apostle Of Solitude wirkten bestens eingespielt von den Konzerten der letzten Tage und blühten vor größerem Publikum merklich auf; Universe217 sind eh speziell und anscheinend live grundsätzlich beeindruckend; Chritus ging wieder mächtig steil und trieb seine Kumpanen in Lord Vicar zu einem kleinen Triumphzug; Antimatter schließlich sorgten mit glasklarem Sound für Gänsehautatmosphäre. Vier Bands, vier Hammer-Shows, fand ich zumindest. Die anderen vier Kapellen hatte ich entweder verpasst oder bewusst gemieden. So wurde das Ganze also trotz Ausfalls der Hauptattraktion wieder zu einem formidablen Festival. Für die nächste Ausgabe hätte ich eigentlich erwartet, dass Vitus ihren Gig nachholen, aber bisher sieht es nicht danach aus. Immerhin soll es aber 10 Euronen Entschädigung geben...

 

Tofukeule, Januar 2017

Bandpics Fr. u. Sa.: Petrunella (super, danke!)

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